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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Grundsatz wie bei der Büffeljagd. Laß dir Zeit, hol dir die Führer heraus, bring den Stamm durcheinander.
    Als neun Leichen verstreut im Salbei lagen, zogen sich die Comanchen zurück. In früheren Scharmützeln mit weißen Männern waren sie oft auf hartnäckigen Widerstand gestoßen, niemals jedoch auf dieses ungerührte, gleichmäßige, todbringende Feuer.
    »Denen haben wir's gezeigt!« sagte Harker am Abend. »Ein paar Tage noch wie der heutige, und das Territorium ist frei von Büffeln und Indianern.«
    »Die sollten uns einen Orden geben«, schlug einer der Häuter vor.
    »Das hat General Sheridan auch gesagt«, sagte Harker. »Ich hab' mich mit ihm in seinem Hotel unterhalten, und er hat gesagt >Männer wie Sie sollten goldene Medaillen bekommen, auf der einen Seite ein Büffel, auf der anderen ein Indianer. Sie sind Vorkämpfer der Zivilisation.< Wie ich später erfahren habe, meinte er damit, daß sich die Siedler erst dann in der Prärie wohl fühlen werden, wenn wir mit unserer Arbeit fertig sind.«
    Die Männer verdauten langsam diese Erzählung. Für Zivilisation hatte keiner von ihnen besondere Verwendung. Nach einer Weile öffnete Calendar den Mund zu einer der wenigen Bemerkungen, die er während des ganzen Sommers machen sollte: »Manchmal fallen einem die Siedler noch mehr auf den Wecker als die Indianer... oder die Büffel.«
    Während er das sagte, blickte er nach Westen hinaus auf die offene Prärie. Am nächsten Tag begegnete ihm, der den Wagen weit vorausritt, die große Chance, auf die er gewartet hatte.
    Sie waren jetzt im Territorium von Colorado, nördlich des Arkansas, als sein sechster Sinn ihm sagte, daß Büffel in der Nähe grasten. Er stieg ab, kroch langsam über den Kamm eines Hügels und erblickte unten mehrere hundert kräftige Tiere, eines der größten Überbleibsel der südlichen Herde. Einen Augenblick lang dachte er daran, zurückzureiten und Harker zu holen, denn um mit dieser Herde fertigzuwerden, brauchte man zwei Büchsen; aber eine Bewegung unter den Tieren ließ ihn erkennen, daß ihm dazu nicht genügend Zeit bleiben würde.
    Er kroch daher wieder zurück und holte seine Büchse, den Dreifuß und vier Dutzend Patronen. Dann robbte er auf die Büffel zu und postierte sich gegen den Wind an einer Stelle, von der aus er das Leittier erwischen konnte. Nachdem er den Dreifuß aufgestellt hatte, setzte er sich dahinter, die dünnen Beine gespreizt, die Augen in Höhe des Gewehres.
    Geduldig, ohne eine Spur von Aufregung, fällte er das Tier mit einem Lungenschuß und beobachtete, wie die anderen rundherum zusammendrängten. Ins Verschlußstück blasend, lud er nach und erlegte den ersten der herumstehenden Büffel. Einmal ums andere feuerte er mit kühler Berechnung, mit der Präzision einer Maschine tötend. Nach dem sechsundzwanzigsten Schuß gestattete er sich eine Bemerkung - die einzige während des ganzen Unternehmens: »Mir kommt vor, ich habe einen Stand.«
    Es hatte den Anschein, als könnte er von hier aus endlos auf die Tiere schießen, aber der Schein trog, und Calendar kannte seine Grenzen. Wenn er öfter schoß als einmal in vierzig Sekunden, dann bestand Gefahr, daß der Lauf seines Gewehres sich derartig erhitzte, daß er sich trotz seiner Schwere ausdehnte und kaum mehr seine frühere Form und Präzision wiedererlangen würde.
    Also schoß er langsam und betastete nach jedem Schuß den Lauf. Wenn er nur eine Kanne Wasser und mehr Kugeln hier gehabt hätte! Zweiunddreißig, neununddreißig, dreiundvierzig. Eines nach dem anderen stürzten die riesigen Tiere in den Staub, und noch immer begriff die Herde nicht, was da geschah. Gibt nichts Blöderes als Büffel, dachte Calendar, geschieht ihnen recht, wenn sie hin sind.
    Endlich, bei seinem sechsundvierzigsten Schuß, kam Hilfe. Harker hatte aus der Entfernung langsames, rhythmisches Schießen gehört und angenommen, daß Calendar einen Stand erreicht hatte; nun kam er über den Hügel gekrochen und brachte eine Kanne Wasser und fünf Dutzend Kugeln.
    »Jesus!« flüsterte Harker. »Das ist aber ein Stand!« Er reichte Calendar das Wasser und sah zu, wie der Jäger seine Büchse kühlte. Als Calendar ihn in Zeichensprache fragte, ob er nicht zurückgehen und seine eigene Büchse holen wolle, schüttelte der Boß den Kopf. »Das ist dein Stand!« flüsterte er. »Bin neugierig, wie weit du kommst.«
    Noch immer saß Calendar mit gespreizten Beinen hinter seinem Dreifuß und schoß sein fünftes Dutzend, dann

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