Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
dafür, daß Sorenson jemals mit den Wendells zu tun gehabt hätte. Er telegrafierte daher nach Minnesota, daß sämtliche Nachforschungen im Gebiet von Centennial ergebnislos verlaufen seien und daß Sorenson wahrscheinlich in östlicher Richtung nach Sterling weitergereist sei. Darauf erhielt er die überraschende Antwort, daß Mrs. Sorenson einen Brief von ihrem Mann aus Centennial erhalten habe, in dem dieser ihr mitteilte, er habe zwar noch nichts gefunden, die hiesigen Farmer hätten ihm aber geraten, nach Sterling zu gehen; er wäre jedoch davon überzeugt, Centennial sei für sie der passende Ort, und er werde so lang im Railway-Arms-Hotel bleiben, bis er etwas gefunden habe.
    Dumire verdoppelte seine Anstrengungen, und er kam
    auf den Gedanken, daß Sorenson vielleicht allein in die Prärie hinausgeritten und auf einen Menschen wie Calendar gestoßen sei, diesen Sonderling, der im Verdacht stand, die beiden Pettis-Brüder umgelegt zu haben. Er sattelte sein Pferd und ritt hinaus zu Calendar, aber dabei erfuhr er auch nichts Neues. »Wem gehört der Junge?« fragte Dumire, als er einen etwa elfjährigen,    blondhaarigen Jungen im
    Schafwagen erblickte.
    »Mir.«
    »Dein Sohn?«
    »Yeah. Jake. In New Mexico geboren.«
    »Seit wann bist du verheiratet?«
    »Ich doch nicht.«
    »Wie ist der Junge heraufgekommen?«
    »Mit einem Trail.«
    Sheriff Dumire sah sich den zähen kleinen Jungen an und dachte, wenn irgendein Kind sich auf diese Weise in den Norden durchschlagen konnte, dann war es dieser Junge. Als er den Wagen wieder verließ, war er überzeugt, daß Calendar den Schweden nicht auf dem Gewissen hatte.
    Auf dem Heimritt nach Centennial stand ihm das Bild des blonden Jungen vor Augen, und dabei fiel ihm Philip wieder ein, der ebenfalls weit über seine Jahre hinaus gereift war. Er konzentrierte seine Gedanken wieder auf Philip und erinnerte sich jetzt daran, daß der Junge etwas über »Hinterhöfe aufräumen« zu ihm gesagt hatte; schnell überschlug er im Kopf, was die Wendells jetzt zusammen verdienen mußten. Kurz nach Soren Sorensons Verschwinden hatte Mervin Wendell angefangen, ganztägig zu arbeiten, und Maude hatte zur gleichen Zeit Wäsche angenommen, und auch der junge Philip...
    »Das Ganze ist ein Plan!« rief er laut. »Das Ganze ist ein hinterhältig ausgedachter Plan, da nehme ich Gift drauf! Diese Familie hat sich irgendwie die fünftausendfünfhundert Dollar unter den Nagel gerissen, und jetzt haben sie alle zusätzliche Arbeit angenommen, damit es nicht so auffällt, wenn sie plötzlich mehr Geld ausgeben.«
    Er stellte in allen Geschäften gründliche Nachforschungen an, hörte jedoch zu seiner größten Enttäuschung, daß die Wendells keineswegs mehr Geld ausgaben als früher. Von ihrem gemeinsamen Verdienst konnten sie sich das, was sie kauften, leicht leisten. Er kam auf keinen grünen Zweig. Immerhin gelang es ihm, Maude Wendell zu signalisieren, daß er sie verdächtigte. Denn als sie zum Metzger kam und Leber verlangte, die billiger war als andere Fleischsorten, da sagte dieser: »Möchten Sie nicht einmal ein besseres Stück Rindfleisch?« Sie antwortete: »Das ist zu teuer für uns.« Darauf der Metzger: »Das habe ich Sheriff Dumire auch gesagt.« Ohne eine Miene zu verziehen, sagte sie: »Er kann sich die besseren Stücke ja leisten.« Der Metzger stimmte ihr zu: »Der verdient nicht schlecht. Und Rindfleisch schmeckt ihm.«
    Zu Hause angekommen, erwähnte sie den Zwischenfall ihrem Mann gegenüber mit keinem Wort, denn wenn er erfuhr, daß Dumire die Leute ihretwegen ausfragte, verlor er vielleicht die Nerven und sagte oder tat irgendwas Kopfloses. Aber als Philip, nachdem er für Mrs. Zendt Unkraut gejätet und verschiedene Besorgungen gemacht hatte, nach Hause zurückkehrte, nahm sie ihn zu einem kleinen Spaziergang mit, der sie in die Nähe des Brunnens führte.
    »Sheriff Dumire verdächtigt uns.«
    »Ich weiß. Er stellt mir schon lange merkwürdige Fragen, aber ich sage ihm nichts.«
    »Du solltest nicht mehr so oft zu ihm gehen.«
    »Das würde ihn erst recht mißtrauisch machen.«
    Also besuchte er wieder den Sheriff. Eines Tages sagte er: »Bemerken Sie nicht, daß ich anders aussehe?« Und Dumire betrachtete den Jungen, hieb dann mit der Faust auf den Tisch und rief: »Du hast deine Haare schneiden lassen!«
    »Ich möchte kurze Haare haben - wie Sie«, sagte Philip. Je mehr er mit Dumire zusammen war, um so mehr achtete er ihn. Der Sheriff war nicht der Mann,

Weitere Kostenlose Bücher