Colorado Saga
in Ihren Briefen zweimal den jungen Beeley Garrett erwähnt, und ich habe durch unseren Mann in Wyoming Erkundigungen einziehen lassen. Er scheint mir ein solider, verantwortungsbewußter Mann zu sein, dem auch guter Geschäftssinn nachgesagt wird. Mir ist bekannt, daß er mit Schafen zu tun hatte. In Ihrem Lande würde ihn dieser Umstand disqualifizieren, aber in England hat es das nie gegeben. Lassen Sie uns in Ihrem Brief auch wissen, wie Sie den jungen Garrett einschätzen. Er kommt aus einer kinderreichen Familie, und das allein ist schon ermutigend, finde ich.«
So beschloß Jim, seine Geschäfte in Ordnung zu bringen, und ließ im Geist Revue passieren, was er von Beeley Garrett wußte. Es war ein ungewöhnlicher Name, der sich durch die Tatsache erklären ließ, daß die Garretts ihren erstgeborenen Söhnen seit undenklichen Zeiten den Familiennamen der Frau gaben. Er war Ende dreißig und für seinen Vater in der Schafzucht tätig gewesen. Später war er gründlich in der Aufzucht von Herefords geschult worden. Er hatte Levi Zendts Enkeltochter geheiratet, ein keckes, dunkelhaariges Mädchen mit fünf Achtel Indianerblut und dem Aussehen einer Arapaho-Prinzessin.
Levi Zendt hatte zwei Kinder gehabt: Clemma, die davongelaufen, und Martin, der daheimgeblieben war. Wie seiner Schwester war es auch dem Jungen schwergefallen, sich an sein indianisches Erbe anzupassen, und eine ganze Weile sah es so aus, als ob er, um dem Spott und den Schmähungen seiner Umgebung zu entgehen, zum Verbrecher werden würde, wie das bei den Brüdern Pasquinel der Fall gewesen war. Aber dann besuchte er einmal im Sommer das Arapaho-Reservat im westlichen Wyoming und lernte dort dieses entzückende Indianermädchen kennen, dem jede Art von Hemmungen fremd war. Einer plötzlichen Eingebung folgend, überredete er sie, mit ihm durchzubrennen. Sie heirateten, und durch sie lernte er begreifen, was es heißt, ein Indianer zu sein. Sie hatten eine Tochter namens Heller Stern, und dieses lebhafte Wesen war nun Beeley Garretts Frau. Finlay Perkins Hinweis beachtend, suchte Jim Lloyd Garrett auf und fragte ihn, ob er wohl Lust hätte, die Cowboys von Venneford beim Roundup im Frühjahr zu begleiten. Garrett wußte sofort, was los war. »Crown Vee muß jemanden finden, der den Laden schmeißt, wenn Lloyd in Pension geht«, vertraute er seiner Frau an. »Und mit etwas Glück könnte ich dieser Jemand sein.«
»Warum laden wir sie nicht zum Abendessen ein?« hänselte ihn Heller Stern. »Ich möchte nicht, daß Lady Charlotte erst im nachhinein erfährt, daß ich eine Arapaho bin.«
Es wurde ein unterhaltsamer, gemütlicher Abend. Als die zwei Männer sich zurückzogen, um über Viehzucht zu plaudern, sagte Heller Stern: »Die Idee mit dem Abendessen kam von mir, Mrs. Lloyd. Sie sollten wissen, daß ich Indianerin bin.« Charlotte lachte herzlich. »Mein liebes Mädel!« rief sie. »Ich kenne die Geschichte Ihrer Familie in den letzten drei Generationen.« In ernsterem Ton fügte sie hinzu: »Ich kannte Ihre Tante Clemma... nicht gerade intim... aber...« Und Heller Stern erwiderte: »Großvater Levi hat mir erzählt, daß Sie nichts Besseres für die ganze Gegend tun konnten, als sich Jim Lloyd einzufangen.« Während die Frauen plauderten, versuchte Beeley Garrett Jim wissen zu lassen, daß er die Grundbegriffe der Aufzucht von Herefords beherrschte: »Meines Erachtens tut eine Ranch am besten daran, wenn sie bei den großen Stieren bleibt. Anxiety IV, The Grove III. Aber der beste Stier von allen, das meinen hier viele, war Confidence, den ihr Venneford-Leute in England gefunden habt.«
»Aus Confidence bekamen wir das beste Schlachtvieh im Westen«, bemerkte Jim. »Es ergab um vierzig Pfund mehr eßbares Fleisch als alles, was ihr auf Roggen hattet.«
Jedes Frühjahr rüstete man zum traditionellen
Roundup. Die Venneford-Ranch war auf eine halbe Million Morgen geschrumpft, aber das veräußerte Land war zum Großteil noch nicht umzäunt, und im Frühling kamen die Kühe von weit her - aus Wyoming oder Nebraska - auf das Venneford-Land gewandert, um zu kalben. Die einzige bekannte praktikable Methode, um die Viehdiebe zu hindern, Kälber zu stehlen und ihnen ein falsches Mal aufzubrennen, bestand darin, die Tiere rechtzeitig zusammenzutreiben und zu zeichnen. Jede der großen Ranches ließ drei oder vier Proviantwagen anfahren, gleich jenem, den R. J. Poteet vor Jahren ersonnen hatte. Jeder führte einen Topf Gärteig mit und gab
Weitere Kostenlose Bücher