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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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einen mehr, die anderen weniger. »Das geröstete Ding da ist ein taco«, erklärte mir Miß Endermann. Mir schmeckte es eigentlich eher wie getoastete Pappe, und Enchiladas und Tamales waren einander so ähnlich, daß ich sie ganz einfach nicht voneinander unterscheiden konnte. Die gefüllten Peperoni, chiles rellenos genannt, bestanden hauptsächlich aus gegrilltem Käse, aber der Salat war einzigartig. Ebenso wie das kleine Glas Granatapfelsaft. Und das Coors-Bier war, wie prophezeit, »so erfrischend wie ein Becher Bergquellwasser.«
    Als wir mit dem Essen fertig waren - Miß Endermann und Person hatten es hinuntergeschlungen, als hätten sie seit Wochen nichts mehr gegessen -, verbreitete sich in meinem Körper ein unerwartet angenehmes Gefühl. Es war, als befände sich mein Magen in Harmonie mit der ganzen Welt. »Dieses Essen muß anscheinend sehr gut gewesen sein«, stellte ich fest. »Es schmeckt jetzt besser als zu Anfang, als ich es geschluckt habe.«
    »Herzlich willkommen in unserem Klub«, sagte Miß Endermann. »Nate, erinnern Sie sich noch an das erste Mal, als ich es probiert habe? Ich habe geglaubt, ich müßte sterben.«
    An der Tür entstand Unruhe, und Marquez eilte hinüber, um einen hochgewachsenen, schlaksigen Westerner zu begrüßen, der hereingestelzt kam. Er trug einen Cowboyhut, ein Halstuch und hochhackige
    Stiefel mit Angebersporen. Er war genau das, was Western-Autoren als »hageren, gefährlichen hombre« beschreiben, bewegte sich aber mit einer lässigen Grazie und schien sich überall zu Hause zu fühlen.
    Er kam geradenwegs auf unseren Tisch zu, packte Miß Endermann, riß sie von ihrem Stuhl und küßte sie. »Cisco!« rief sie begeistert. »Ich dachte, du wärst in Chicago!«
    »War ich auch. Montag bin ich zurückgekommen. Habe gehört, daß du in der Stadt bist. Wußte genau, daß ich dich hier finden würde.«
    Sie präsentierte ihn mir als Cisco Calendar, und er zeigte mir umgehend, daß er nicht sehr viel von mir hielt. Er drehte seinen Stuhl herum, setzte sich rittlings auf ihn und stützte das Kinn auf die Rückenlehne. »Schön, daß du wieder da bist«, sagte er zu Carol. Er schob sein Gesicht, das mir eher brutal vorkam, dicht an das ihre.
    Es war eindeutig, daß er beabsichtigte, allein mit Miß Endermann davonzuziehen, und es war ebenso eindeutig, daß das auch ihrem Wunsch entsprach. Nach ein paar peinlichen Sekunden sagte er: »Hab' meinen Wagen draußen. Wollen wir 'ne kleine Rundfahrt machen?« Sie wollte, und das war das letzte, was ich von diesem schlaksigen, eher aggressiven Cowboy zu sehen bekam.
    Am anderen Morgen sagte Miß Endermann: »Wenn's Ihnen nach dem mexikanischen Essen gestern nicht zuviel wird, könnten wir uns heute mal ein bißchen umsehen.« Sie chauffierte mich die beiden Hauptstraßen auf und ab, bis ich die Orientierung gefunden hatte. Dann fuhr sie los mit mir in das nordwestlich liegende Luxusviertel. »Die Skimmerhorns, die Wendells, die Garretts. Das sind die Namen, die hier zählen.« Im nordöstlichen Sektor, wo die Behausungen erkennbar ärmlicher waren, erklärte sie mir: »Das hier ist Zendt's Farm, wo alles anfing, und da drüben liegt der ehemalige
    Wendellsche Besitz, um den es einen großen Skandal gegeben hat. Mit dem werden Sie sich bestimmt befassen.«
    Als wir im Südosten am »Flor de Mejico« vorbeikamen, sagte sie: »In dem Restaurant haben wir gestern abend gegessen. Hier unten an der Bahnstrecke wohnt Manolo Marquez, und da drüben liegt Nate Persons Friseurgeschäft, wo wir gestern in die Stadt gekommen sind.« Der verbleibende Stadtsektor im Südwesten bot nicht sehr viel: irgendwo an der Bahn die baufällige Behausung Cisco Calendars. »Er könnte sich natürlich ein viel besseres Haus leisten, aber hier hat seine Familie schon immer gewohnt.«
    Das also war Centennial, das heißt zumindest der Teil, der mich anging. »Nicht ganz«, berichtigte Miß Endermann. »Zwei Lokalitäten müssen wir noch besichtigen, und die sind außerordentlich wichtig.« Damit fuhr sie auf der Prairie Road nach Norden, fast bis zur Grenze von Wyoming, wo sich mir ein erstaunlicher Anblick bot: ein wuchtiges Schloß mit Türmen und Wallkranz.
    »Das ist Venneford«, erklärte sie. »Das ganze Land, auf dem wir heute herumfahren werden, und noch viele Millionen Morgen mehr gehörten einstmals dem Earl Venneford of Wye. Die größte Rinderranch des ganzen Westens.«
    »Spielt der edle Earl in meiner Story eine Rolle?«
    »Nur wenn Sie

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