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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Camp, sah das verlassene Dorf wieder aus einer anderen Perspektive und war noch faszinierter als zuvor von der komprimierten Zeitgeschichte, der man hier begegnete:    Indianercamp, Rinderverladestation,
    Schafranch, Farmen, die an der Trockenheit zugrunde gingen, Staubloch und schließlich Land, das keiner menschlichen Mühe mehr wert war und aufgegeben wurde. Der Ort zog mich an wie ein Magnet, und eigentlich wünschte ich mir, über Line Camp schreiben zu dürfen statt über Centennial, das mir inzwischen ziemlich uninteressant vorkam. Doch als ich dann südwärts fuhr, fiel mir ein, daß ich wahrscheinlich dem alten Skimmerhorn-Trail folgte, und als ich an die flachen Uferfelsen kam, die die Grenze zwischen Flußbett und Prärie kennzeichneten, und von dort aus auf Centennial mit seiner armseligen Bahnstrecke und der Pappelreihe am Südufer des Platte hinabblickte, kam mir der Verdacht, daß auch diese Stadt ihre Augenblicke geschichtlicher Bedeutung gehabt haben mußte. Welcher Art, würde ich erst erfahren, wenn ich den Auftrag annahm.
    Zu Mittag aß ich im »Flor de Mejico« - diesmal keine enchiladas, sondern schlichte Sandwiches -, als ich eine Männerstimme fragen hörte: »Manolo, ist hier bei Ihnen ein Gast aus Georgia?«
    »Dort drüben, Paul«, antwortete Marquez und brachte einen hochgewachsenen, gutgekleideten Rancher an meinen Tisch.
    »Ich bin Paul Garrett«, stellte er sich mit zur Begrüßung ausgestreckter Hand vor. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Ich bat ihn, Platz zu nehmen, und er fuhr fort: »Ich habe gehört, daß Sie in der Stadt sind. Als Miß Endermann damals hier war, haben wir viel miteinander zu tun gehabt. Und da dachte ich, Sie würden vielleicht gern einen kleinen Rundflug mit meiner Maschine machen - zur besseren Orientierung.«
    »Mit Vergnügen«, antwortete ich. »Wenn ich das geographische Gefüge sehe, kann ich mir ein viel besseres Bild machen. Leider reise ich aber Freitag schon wieder ab.«
    »Ich meine, jetzt gleich.«
    »Ich habe Zeit.«
    Er fuhr mit mir zu einer Landebahn östlich vom Beaver Creek, wo sein Pilot mit einer sechssitzigen Beechcraft wartete, und wir stiegen ein. Innerhalb weniger Minuten schwebten wir hoch oben über dem Platte, so daß ich zum erstenmal die Mäander dieses unmöglichen Flußlaufes aus der Luft sehen konnte. »Der geflochtene Fluß« hatte ihn ein Fachmann einmal mit vollem Recht genannt, denn die Stränge dieses Flusses waren so zahlreich und seine Inseln so verstreut, daß es aussah, als hätten Riesenhände den Fluß geflochten, der nun wie ein wunderschöner, langer Zopf von den Berggipfeln herabhing.
    Mehrmals flogen wir den Platte hinauf und hinab. Ich erkannte, wie die Menschen einen großen Teil seines Wassers in Bewässerungsgräben abgeleitet hatten. Er war weniger ein isolierter Fluß als vielmehr ein kompliziertes System von Wasserläufen.
    Anschließend gab Garrett seinem Piloten Anweisung, nach Norden zur Grenze von Wyoming zu fliegen. Als wir den Fluß hinter uns ließen, die dürren Ebenen überquerten und schließlich zu den Felsen kamen, die hier das Ende von Colorado markierten, erklärte er mir: »Dies ist der alte Venneford-Besitz. Ich wollte ihn Ihnen zeigen, weil Sie mir sonst bestimmt nicht geglaubt hätten.« Er bat den Piloten, westwärts auf die Bergkette zuzufliegen; unten erkannte ich den weißen Strich der Kalkklippen.
    »Da unten war ich heute vormittag«, sagte ich.
    »Ein guter Platz. Die Grenze ist ein Stückchen weiter im Westen.« Er deutete auf einen alten Drahtzaun, und wir gingen tiefer, um ihn uns anzusehen. »Dort begann der Venneford-Besitz«, sagte er. »Und solange ich Ihnen nichts anderes sage, hat früher alles, was Sie da unten sehen, dem Earl Venneford of Wye gehört. Alles!«
    Wir flogen eine halbe Stunde lang nach Osten über eine ungeheure Fläche, während ich fasziniert ein Phänomen beobachtete, das ich noch nirgends zuvor gesehen hatte: In regelmäßigen Abständen waren riesige Kreise in die Oberfläche der Ebene gedrückt, als hätten gigantische Feen magische Zirkel angelegt oder Indianer überdimensionale Tipis aufgestellt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was es mit diesen
    Kreisen auf sich hatte, und wollte Garrett gerade danach fragen, als er sagte: »Wir sind noch immer über Venneford-Land.«
    Wir flogen eine Stunde und fünfzehn Minuten mit kleinen Abstechern nach Norden und Süden, um einige Trockentäler zu erforschen, bis er schließlich nach vorn deutete und

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