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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Baptist College. Ich wurde gekauft - für einen guten Preis allerdings, aber ich wurde gekauft.
    Das Essen schmeckte mir plötzlich nicht mehr, und meine Enttäuschung mußte mir vom Gesicht abzulesen sein, denn Ringold sagte beruhigend: »Wir arbeiten immer in dieser Form, Vernor. Monat um Monat schuften wir wie die Berserker an einem Projekt... die besten Autoren von Amerika... aber zum Schluß brauchen wir jedesmal einen wirklich klugen Mann, der das Ergebnis dieser Arbeit auf Herz und Nieren prüft. Das ist auch der Grund, warum wir weiterhin so gefragt sind... Fakten sind und bleiben wichtig für uns, logisches Denkvermögen jedoch ist lebenswichtig. Wir investieren einen sehr hohen Prozentsatz von Denkvermögen in unser Blatt, und darum bitten wir Sie, uns bei unserem nächsten großen Projekt zu helfen.« Meine Eitelkeit war zerstört, meine intellektuelle Integrität gedemütigt. »Ich glaube, dieser Lunch ist jetzt beendet, meine Herren«, sagte ich, versuchte noch, den Satz dahingehend zu verbessern, daß er Miß Endermann auch einschloß, machte es dadurch aber nur noch schlimmer.
    Einzig der junge Wright zeigte sich der Situation gewachsen. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Professor Vernor. Wie Sie ja wissen, war Mr. Ringolds Angebot sehr großzügig. Wir haben es deswegen so großzügig gestaltet, weil wir großen Respekt vor Ihnen haben. Sie haben geglaubt, daß Sie einen Artikel für uns schreiben sollten. Ich habe Verständnis für Ihre Bestürzung. Mein Vorschlag lautet nun folgendermaßen. Fahren Sie nach Centennial. Carol hat das Kaff schon ausgekundschaftet. Sie wird mitkommen, um zu sehen, ob Sie genauso reagieren wie sie selbst. Wir werden eine Lehrkraft bezahlen, die Ihren Unterricht übernimmt. Also könnten Sie morgen schon losfahren. Nein, noch besser: Fliegen Sie schon heute abend. Und wenn Sie sich dann entschließen mitzumachen, können Sie Ihren Bericht später unter Ihrem eigenen Namen veröffentlichen -möglicherweise sogar als Buch. Das heißt, sechs Monate nach der Veröffentlichung gehen die Rechte daran auf Sie persönlich über.«
    »Das ist eine verdammt gute Idee, Wright«, sagte Ringold. »Genauso werden wir es machen. Können Sie heute nachmittag noch nach Centennial fliegen, Vernor? Um drei Uhr geht eine Maschine.«
    »Da müßte ich erst Direktor Rexford fragen.«
    »Rufen Sie ihn an. Toots! Bringen Sie uns ein Telefon!«
    Zum erstenmal in meinem Leben brachte mir ein Kellner ein Telefon an den Tisch eines Restaurants und drapierte das lange schwarze Kabel über meinen Stuhl. Gleich darauf sprach ich mit Direktor Rexford, hatte mich aber kaum zu erkennen gegeben, als Ringold mir den Hörer abnahm. »Rexford? Aber gewiß erinnere ich mich an Sie! Der Baptisten-Ausschuß, ganz recht. Wir hätten uns Ihren Intelligenzburschen gern mal für eine Woche ausgeborgt. Als Ersatz für ihn bieten wir einem Assistenten dreihundert Dollar. Abgemacht?« Darauf folgte eine kurze Diskussion, dann reichte Ringold mir das Telefon. »Er möchte selber mit Ihnen sprechen.«
    »Hallo, Vernor? Steht das Projekt in logischer Beziehung zu Oregon?«
    »Voll und ganz. Aber es ist etwas völlig anderes, als wir gedacht hatten. Es handelt sich lediglich um
    Rennerei nach Hintergrundinformationen.«
    »Könnte es zu etwas Wesentlichem führen?« »Unbedingt. Es ist eine Arbeit, die ich später ohnehin in Angriff nehmen müßte.«
    »Werden Sie gut bezahlt?«
    »Sehr gut sogar.«
    »Dann akzeptieren Sie. Fliegen Sie heute nach Colorado. Professor Hisken kann die dreihundert Dollar gut gebrauchen. Den Assistenten vergessen wir lieber.«
    So ging ich um drei Uhr nachmittags zusammen mit Miß Endermann an Bord der Düsenmaschine nach Denver, wo wir aufgrund des Zeitunterschiedes um vier Uhr nachmittags ankamen. Sie nahm einen Mietwagen, und wir fuhren nach Norden. Westlich von uns ragten die majestätischen Rocky Mountains empor, im Osten erstreckte sich, Meile um Meile, baumlos und öde, die Prärie. Nach einer Stunde bot sich uns der Anblick, der allen westwärts Reisenden vertraut gewesen ist: eine Reihe dürrer, zerzauster, hoher Pappeln.
    »Da ist der Platte«, sagte ich. Dann bogen wir auf eine schmale Nord-Süd-Straße ein, die uns an den Fluß, den seltsamsten Fluß der Welt, hinunterbrachte. Er war sehr breit, sicherlich mehrere hundert Meter, den größten Teil seiner Breite nahmen jedoch Inseln, Sandbänke, Steine und Baumstümpfe ein. Wo war das Wasser? Hier floß ein bißchen, dort ebenfalls,

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