Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
du uns keine?«
Jonathan antwortet nicht, aber ich sehe die Antwort in seinen Augen.
»Wenn du dazu nicht bereit bist, gehe ich«, drohe ich ihm, und als ich es ausspreche, spüre ich, dass es mein voller Ernst ist.
»Gut, dann geh. Von mir aus«, antwortet er hitzig, und in den Sekunden danach starre ich ihm in die Augen und hoffe, darin etwas zu finden, das mir sagt, dass er das nicht so meint. Aber da ist nichts, nur eisige Wut, nur Ablehnung. »Dann hätten wir das ja geklärt.«
Er wendet sich wieder zum Fenster um und sieht hinaus, den Blick erneut in die Ferne gerichtet, unerreichbar für mich.
Ich bin innerlich wie erstarrt, während ich auf seinen Rücken sehe, und spüre, wie sich die Erkenntnis, dass es zwischen ihm und mir einfach nicht funktionieren kann, kalt in mir ausbreitet. Gestern war noch Wut in mir, Ärger darüber, dass er so stur ist, aber jetzt ist da nur noch Verzweiflung.
Es hat sich nichts geändert, denke ich, und es wird sich auch nie etwas ändern. Jonathan ist nur bis zu einem gewissen Punkt bereit, auf mich zuzukommen. Er liebt mich nicht, zumindest nicht genug, um etwas an seiner Einstellung zu ändern, und es bricht mir das Herz, das einzusehen. Aber es hat keinen Zweck. Es reicht einfach nicht, und es wird Zeit, dass ich das erkenne.
»Ja«, sage ich. »Das wäre dann geklärt.«
Ich drehe mich um und gehe, genau wie ich es ihm gesagt habe, doch es scheint ihn gar nicht zu interessieren, denn als ich an der Tür bin und mich umdrehe, steht er immer noch vor dem Fenster, mit dem Rücken zu mir, und reagiert nicht, sieht nicht zu mir zurück. Deshalb wende ich mich ab und schließe die Tür hinter mir.
Falls Catherine etwas von unserem teilweise sehr lauten Streit mitbekommen hat, lässt sie es sich nicht anmerken. Und sie sieht anscheinend auch, dass ich auf gar keinen Fall mit ihr reden will, denn sie nickt mir nur kurz zu und beschäftigt sich dann wieder mit ihrem Bildschirm, tippt weiter, was immer sie da gerade schreibt.
Wie in Trance gehe ich an ihr vorbei zurück zum Fahrstuhl, fahre damit runter in die Planungsabteilung und gehe in mein Büro, schließe die Tür hinter mir. Der Computerbildschirm ist inzwischen schwarz, hat sich abgeschaltet, weil ich so lange weg war, und als ich ihn wieder aktiviere, poppt das Fenster mit den Diagrammen hoch, an denen ich gearbeitet habe, bevor Annie kam und dann der Anruf vom Earl.
Ich will weitermachen, einfach weil ich mich betäuben will mit irgendetwas, aber es geht nicht, ich starre eine ganze Weile – wie lange, weiß ich nicht – den Computer an und der Streit mit Jonathan läuft wieder und wieder vor meinem inneren Auge ab, bis der Bildschirm erneut schwarz wird und mich aufschreckt.
Der Knoten in meinem Magen drückt immer mehr, deshalb stehe ich auf und trete an die Fensterfront, blicke nach unten auf die Straße. Das alles hier – London, mein Büro, der Job bei Huntington Ventures – hat auf einmal etwas fast schmerzhaft Entrücktes, denn egal, wie ich es drehe und wende, es klappt nur mit Jonathan. Wenn ich aus seinem Leben gehe, dann gehe ich ganz, dann muss ich auch London zurücklassen und alles, was damit zusammenhängt. Aber mein dummes Herz will das noch nicht akzeptieren, sucht das Streitgespräch ständig nach irgendetwas ab, an das es sich klammern kann, einen Hoffnungsschimmer, dass er sich das noch anders überlegt. Aber es gibt keinen. Oder?
Ich seufze tief und will mich gerade wieder vom Fenster abwenden, als unten vor dem Eingang Jonathans schwarze Limousine vorfährt. Mit angehaltenem Atem stehe ich da und warte, und dann sehe ich, wie Jonathan aus dem Gebäude kommt und mit langen Schritten auf den Wagen zuhält. Steven steht bereit und hält seinem Chef die Tür auf, bevor er selbst wieder einsteigt. Einen Augenblick später setzt das Auto sich in Bewegung, fädelt sich elegant in den Verkehr ein und verschwindet aus meinem Sichtfeld.
Niedergeschlagen kehre ich zu meinem Schreibtisch zurück und lasse mich schwer auf den Drehstuhl sinken, spüre, wie mein Inneres sich zusammenkrampft. Er ist weggefahren, und es ist, als könnte ich die Trennung körperlich fühlen. Ich habe keine Ahnung, wohin er unterwegs ist, und die Tatsache, dass ich das ab jetzt auch nicht mehr fragen darf, schmerzt.
Es geht dich gar nichts an, was ich wegwerfe und was nicht , höre ich ihn wieder sagen. Fährt er zu Yuuto und macht da weiter, wo er meinetwegen aufgehört hatte? Ich weiß es nicht, und ich gewöhne mich
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