Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
einen anderen Grund hat. Yuuto fällt mir wieder ein, und der Gedanke lässt mich hastig mein Glas austrinken.
Als ich mich vor der Tür vom Earl verabschiede und gehen will, hält er mich am Arm zurück.
»Ich habe mir schon so lange gewünscht, dass Jonathan endlich eine Frau findet«, sagt er. »Ich dachte, dass er dann versteht, was in mir vorgegangen ist. Dass er dann weiß, wie es ist, wenn man leidenschaftlich liebt.«
Wenn Jonathan noch lieben kann, denke ich auf dem Rückweg zum Huntington-Gebäude. Es wundert mich jetzt nicht mehr, dass er mich und alle anderen die ganze Zeit wegstößt. Aber ist das noch zu ändern – wirklich zu ändern? Hat er genug Vertrauen in sich und in mich, um das hinter sich zu lassen? Oder sitzen die Verletzungen, die er erlitten hat, zu tief und haben ihn beziehungsunfähig gemacht?
Ich werde es herausfinden, denke ich. Denn ich habe vor, ihn vor die Wahl zu stellen: Wenn er mich will, dann muss er sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, damit wir gemeinsam neu anfangen können. Wenn nicht …
Darüber denke ich lieber nicht nach.
23
Als sich die Fahrstuhltüren oben in der Chefetage öffnen, spanne ich mich für einen Moment an, nicht sicher, was mich dahinter erwartet. Irgendwie befürchte ich, dass ich gleich Yuuto Nagako gegenüberstehen könnte, doch es ist alles ruhig wie immer.
Catherine sitzt auf ihrem Platz und sieht mir entgegen. Sie macht keinerlei Anstalten, mich aufzuhalten. Nach Jonathans klaren Worten hat sie mich mit keiner einzigen Geste mehr spüren lassen, dass sie mich nicht mag, im Gegenteil – sie lächelt deutlich freundlicher als früher, was vermutlich bedeutet, dass ihr ihr Job doch wichtiger ist als ihre Eifersucht auf mich.
»Mr Huntington ist in seinem Büro«, sagt sie und deutet auf die Tür. Der Hinweis ist für mich überflüssig, denn Jonathan hat mich ja gerade angerufen und herbeordert, doch eine andere Information finde ich extrem wichtig.
»Ist Mr Nagako bei ihm?« Ich weiß wirklich nicht, ob ich dem Japaner jemals wieder begegnen möchte, deshalb vergewissere ich mich lieber noch mal.
Zu meiner Erleichterung schüttelt sie den Kopf. »Er ist schon vor einer halben Stunde gegangen«, sagt sie.
Ich bedanke mich bei ihr und gehe in Jonathans Büro. Der große Raum, der mich damals, als ich das erste Mal hier war, ziemlich eingeschüchtert hat, fühlt sich jetzt schon sehr vertraut an, aber daran, dass ich Herzklopfen habe, wenn ich ihn betrete, hat sich nichts geändert.
Jonathan sitzt am Schreibtisch, wie immer in Schwarz, und tippt gerade etwas in sein Handy. Als er mich sieht, legt er es jedoch sofort weg und steht auf, kommt mir entgegen. Meine Schritte werden schneller, und als ich ihn erreiche, muss ich ihn umarmen und küssen.
»Wo warst du?«, fragt er einen Augenblick später und schiebt mich wieder ein Stück weg, sieht mich prüfend an.
»Was wollte Yuuto von dir?«, frage ich zurück, weil ich die Antwort auf seine Frage noch ein bisschen aufschieben will. Außerdem interessiert es mich wirklich – denn geheuer ist mir der Japaner immer noch nicht.
»Er möchte die Beziehungen zu Huntington Ventures wieder aufnehmen«, erklärt Jonathan und lächelt zufrieden, als er meinen fragenden Blick sieht. »Bedingungslos.«
Ich bleibe misstrauisch. »Er will nicht mehr, dass du mich verlässt?«
Jonathan schüttelt den Kopf. »Das kann er sich gar nicht leisten. Wie sich rausgestellt hat, waren seine Kontakte für unsere Handelsbeziehungen nach Asien nicht so nötig wie angenommen. Wir konnten uns dort auch ohne ihn etablieren, und es läuft so gut, dass jetzt wir die Bedingungen stellen. Und die erste war, dass nur mit uns Geschäfte machen kann, wer nichts mit Nagako Enterprises zu tun hat. Einige lukrative neue Aufträge sind Yuutos Firma dadurch entgangen, und das passt ihm gar nicht. Deshalb ist er plötzlich sehr an einer Wiederaufnahme der Geschäftsbeziehungen zu Huntington Ventures interessiert.«
»Du hast den Spieß umgedreht?« Ich bin ehrlich beeindruckt, was sein Lächeln noch eine Spur breiter macht.
»Ich habe dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst.«
Ich halte den Blick auf den schwarzen Stoff seines Hemdes gerichtet und streiche mit beiden Händen über seine Brust.
»Und tust du’s?«, will ich wissen.
»Tue ich was?«
Ich hebe den Kopf und sehe ihn an. »Nimmst du die Beziehung zu Nagako Enterprises wieder auf?«
Jonathan zuckt mit den Schultern. »Das habe ich
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