Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
richtig erschrocken und habe sofort ein schlechtes Gewissen, doch er lächelt nur selbstironisch.
»Ich auch – was ziemlich viel darüber aussagt, wie verrückt du mich machst«, erwidert er.
Als ich von seinem Schoß steige, hält er mich nicht auf, doch er hebt seinen Arm und legt ihn um meine Schultern, zieht mich an sich, als ich wieder neben ihm sitze. Begeistert lehne ich den Kopf an seine Schulter, kuschle mich an ihn. So viel Nähe hat er sonst nicht zugelassen, und jetzt muss ich es glauben: ich bin offensichtlich wirklich einen Schritt weiter mit Jonathan Huntington.
Ein paar Minuten fahren wir schweigend durch das nächtliche London und ich denke noch einmal über alles nach, bleibe wieder bei dem Japaner hängen.
»Was hat Yuuto eigentlich vorhin zu dir gesagt, als er Japanisch gesprochen hat?«, will ich wissen.
Jonathan lächelt. »Er hat gesagt, dass du auch nicht anders bist als die anderen Frauen, und ich habe ihm gesagt, dass er sich nicht in meine Angelegenheit mischen soll. Und dann wollte er wissen, was für einen Trick du drauf hast, dass ich dir plötzlich so verfallen bin, und ich habe ihm erklärt, dass ihn das nichts angeht.«
»Und was hat er zu mir gesagt, bevor er mich geschlagen hat?«
Jetzt wird Jonathans Lächeln ein bisschen schief. »Das sage ich dir besser nicht.«
Okay, denke ich. Dann war’s so schlimm, wie ich es mir schon gedacht habe.
»Wieso waren die vom Club eigentlich so besorgt um ihn?« Das fand ich komisch. »Er hat die Prügelei doch provoziert. Warum droht man dir dafür mit einem Ausschluss, aber ihm nicht?«
»Weil Yuuto schon viel länger dort ist als ich«, erklärt Jonathan. »Er gehört zu denjenigen, die den Club gegründet haben.«
Diese Information ist völlig neu für mich, und das lässt den Japaner in einem ganz anderen Licht erscheinen. Seine Verbindungen nach England und vor allem nach London müssen sehr gut sein, wenn er einen Club gründen kann. Und um ihn oft nutzen zu können, muss er sehr regelmäßig hier sein. Er ist also viel einflussreicher, als ich dachte, und das lässt meine Angst zurückkommen, dass die Prügelei vielleicht doch Folgen für Jonathan haben könnte, selbst wenn er das leugnet. Und dann fällt mir noch etwas ein.
»Aber was ist mit deinen Sachen?« Er hat alles im Club gelassen, als er mir gefolgt ist. »Die können die doch nicht einfach behalten.«
Jonathan lacht. »Meine Sachen?« Der Gedanke, dass ich mich darum sorge, scheint ihn sehr zu amüsieren. »Die kriege ich schon wieder. Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen.«
Er lehnt sich zurück gegen die Polster und seufzt tief. Erst jetzt erkenne ich, wie müde und angeschlagen er tatsächlich ist. Deshalb frage ich nichts mehr, sondern schmiege mich an ihn, während wir weiter durch die Nacht fahren – einer Zukunft entgegen, die immer noch total ungewiss ist. Aber nicht mehr schwarz. Sie ist jetzt eher grau, denke ich glücklich. Vielleicht sogar hellgrau. Ja, definitiv hellgrau.
3
Als ich am nächsten Morgen aufwache, brauche ich einen Moment, um mich zu orientieren. Aber dann weiß ich, wo ich bin: in Jonathans Schlafzimmer, in seiner Stadtvilla in Knightsbridge.
Die Vorhänge sind nicht richtig zugezogen, deshalb fällt Licht herein und ich kann alles sehen – das große Bett mit den vier Pfosten, den passgenau eingebauten Kleiderschrank aus dem gleichen edlen, dunklen Holz, die zwei Designersessel vor dem Fenster.
Jonathan liegt hinter mir, ich kann seine Wärme spüren. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, drehe ich mich um. Er schläft noch, auf der Seite, den Kopf auf einen Arm gelegt. Der andere Arm liegt dicht neben mir, und die gebräunte Haut hebt sich deutlich von den weißen Laken ab. Sein Oberkörper ist nackt, und ich lasse den Blick über seine muskulöse Brust und die breiten Schultern gleiten und dann weiter rauf in sein Gesicht. Das Haar ist ihm in die Stirn gefallen, und ich streiche es zärtlich zurück.
Im Schlaf sieht er friedlich aus, und ich betrachte ihn, kann den Blick nicht von ihm lösen. Die Spuren der gestrigen Nacht sind in seinem Gesicht noch deutlich zu erkennen. Die Stelle an seiner Wange, wo ihn Yuutos Faust getroffen hat, ist rot und geschwollen, aber zum Glück nicht blau, und auch unter der verschorften Wunde an seiner Lippe wölbt sich die Haut leicht. Doch für mich tut das seiner Attraktivität keinen Abbruch, im Gegenteil. Es lässt ihn irgendwie verwegen wirken. Außerdem hat er sich diese
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