Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
Es ist für uns beide zu viel, und als es vorbei ist, sinken wir schwer atmend zur Seite, bleiben – immer noch vereint und völlig erschöpft – auf der Seite liegen.
Nur ganz langsam finde ich in die Wirklichkeit zurück und löse mich von ihm, drehe mich in seinen Armen um und schmiege mich an ihn, hin- und hergerissen zwischen Glück und Verzweiflung.
Wenn mir jemand vor meiner Reise nach Rom gesagt hätte, dass ich hier einen Mann treffen würde, der solche gewaltigen, erschreckend intensiven Gefühle in mir wecken kann, dann hätte ich das niemals geglaubt. So etwas war nicht vorgesehen in meinem Leben, und es macht mir immer noch Angst, dass jetzt nichts mehr ist, wie es war. Aber wenn ich noch mal vor der Entscheidung stünde, würde ich wieder die Nacht mit ihm wählen, denke ich und schließe die Augen, gebe der Schläfrigkeit nach, die mich erfasst, dankbar dafür, nicht mehr ergründen zu müssen, was das für mich bedeutet.
***
Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlage, flutet helles Sonnenlicht durch die nicht geschlossenen Vorhänge in mein kleines Hotelzimmer. Fast sofort fällt mir wieder ein, was gestern Nacht passiert ist, und ich drehe mich erschrocken um, weil ich Angst habe, dass Matteo nicht mehr da ist. Aber er ist noch da, liegt direkt hinter mir, und als ich mich zu ihm umdrehe, regt er sich im Schlaf und greift nach mir, legt den Arm fest um meine Hüften und holt mich zu sich, bis ich dicht bei ihm liege.
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, während ich ihn betrachte, und ich muss einfach sein Gesicht berühren, streiche ihm sanft das Haar aus der Stirn, weil ich sonst nicht glauben kann, dass er wirklich noch hier ist. Das Gefühl, das mich an jenem ersten Morgen, an dem ich in seinen Armen aufgewacht bin, so furchtbar erschreckt hat, überflutet mich auch jetzt wieder, und diesmal lasse ich es zu.
Weil es keinen Zweck mehr hat, es zu leugnen, denke ich und spüre einen dicken Kloß im Hals. Ich bin verliebt. Wahrscheinlich ist es sogar schlimmer, wahrscheinlich bin ich über die bloßen Schmetterlinge im Bauch sogar schon hinaus – denn das, was ich empfinde, ist so intensiv, dass es mir Angst macht.
Ich dachte, Liebe müsste etwas Beständiges sein, etwas Verlässliches, Ruhiges, ein Fundament, auf dem mein Leben sicher ruhen kann. Nicht dieser Wirbelsturm, dieses totale Chaos. So wollte ich das nicht, schließlich habe ich das ewige Auf und Ab in der Beziehung meiner Eltern als schlechtes Beispiel vor Augen. Aber egal, wie weit ich jetzt weglaufe, dieses Gefühl wird bleiben, und ich muss damit leben, dass ich gerade auf einem sehr schmalen Grad wandere. Denn selbst wenn Matteo offenbar genauso viele Schwierigkeiten hat wie ich, der körperlichen Anziehung zwischen uns zu widerstehen, gibt es trotzdem kaum Aussicht darauf, dass er seine Meinung zu Beziehungen grundsätzlich geändert hat. Außerdem findet mein Leben in London statt, ich kann nicht einfach aus einer Laune heraus alles beiseiteschieben, was mich dort hält. Was, wie ich mir eingestehen muss, die Sache ziemlich aussichtslos macht.
Matteo scheint meine Berührungen zu spüren, denn er bewegt sich wieder und öffnet die Augen. Für einen langen Moment sehen wir uns an, und ich wage kaum zu atmen, betrachte fasziniert, wie der warme Goldton seiner Pupillen anfängt zu leuchten. Dann hebt ein träges Lächeln seine Mundwinkel.
»Und?«, fragt er, und als ich die Stirn runzle, weil ich nicht weiß, was er meint, wird sein Grinsen noch ein bisschen breiter und man sieht dieses Grübchen, das ich so mag. »Zufrieden mit meiner fehlenden Dominanz?«
Ich nicke ziemlich enthusiastisch. »Du hast mich überzeugt.« Wie sehr, verrate ich ihm allerdings besser nicht. Er hat mich auch so schon vollkommen in der Hand, und mein Lächeln schwindet, als er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen drückt und sich dann von mir löst, um sich aufzurichten und im Zimmer umzublicken.
»Was machst du?«, frage ich und klinge zum Glück nicht so ängstlich, wie ich mich plötzlich fühle. Will er gehen?
Einen atemlosen Moment befürchte ich genau das, denn als er sich zu mir umdreht, kann ich seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Doch dann lächelt er wieder dieses freche Lächeln von gestern Nacht und lässt sich zurück neben mich sinken, stützt den Kopf auf den Ellbogen.
»Das könntest du entscheiden, wo du das doch so gerne tust. Ich finde deine Befehle nämlich ausgesprochen – anregend«, meint er. »Für das
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