Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
dagegen, nichts liegt rum, kein Buch auf dem Nachttisch und auch keine Kleidung auf dem stummen Diener vor dem Kleiderschrank, deshalb tippe ich auf ein Gästezimmer.
Während ich noch mit der Betrachtung des Raumes beschäftigt bin, geht Matteo zum Schrank und holt etwas heraus, das wie eine lange, mitternachtsblaue Seidenstoffbahn aussieht. Erst bei näherer Betrachtung erkenne ich, dass es ein Kimono ist. Für mich, denn er reicht ihn mir.
»Du kannst das Bad benutzen, falls du dich noch frisch machen willst«, teilt er mir mit. »Es ist alles da, was du brauchst.«
»Wie …« Mein Mund ist so trocken, dass ich zuerst schlucken muss, um weiterreden zu können. »Wie viel Zeit habe ich noch?«
Matteo sieht auf seine Armbanduhr. »Noch zwanzig Minuten.« Er sieht mich noch einmal lange an. »Bist du wirklich sicher, dass du das tun willst?«
Wieder ist da dieser skeptische Ausdruck in seinen Augen. Der Gedanke, dass ich für seine Malklasse Modell sitze, scheint ihm immer noch nicht wirklich zu gefallen.
»Du musst es nicht machen«, fügt er hinzu, und ich spüre, wie Wut in mir aufsteigt, weil es für sein Zögern eigentlich nur eine Erklärung gibt: Er traut es mir nicht zu. Genau wie Andrew mir nicht zutraut, dass ich etwas Ungeplantes tue. Und das stört mich plötzlich, weil es so langweilig klingt. So als wäre ich nicht in der Lage, auch mal über die Stränge zu schlagen.
»Ich will aber«, sage ich, heftiger als beabsichtigt, und starre Matteo an, versuche, seinen Blick zu deuten. Doch da ist nur dieses Leuchten in seinen Augen, das mich wie immer magisch anzieht. Und das mich einfach nicht loslässt. »Ich will«, wiederhole ich, leiser und viel weicher und spüre, wie mein Herz schneller schlägt.
Matteo nickt und lächelt anders als sonst. Kürzer. Verhaltener. »Dann mach dich fertig«, sagt er und geht, ohne noch einmal zurückzublicken.
Mit dem Kimono in der Hand sinke ich auf das Bett, starre auf den dunkelblauen, glänzenden Stoff, als könnte er mir sagen, ob es richtig ist, was ich tue. Vielleicht hat Matteo ja recht und ich übernehme mich gerade – in jeder Hinsicht?
Doch dann schiebe ich das Gefühl der Unsicherheit, das nach meiner Wut geblieben ist, energisch beiseite und stehe wieder auf. Ich habe mich darauf eingelassen und ich kann auf gar keinen Fall jetzt noch einen Rückzieher machen.
Mit einem ziehenden Gefühl in Magen, das sich bis in meinen Unterleib fortsetzt, schlüpfe ich aus meinen Ballerinas und streife mir das Kleid über den Kopf. Den blassblauen BH mit der Spitzenborte und den passenden Slip – bei schönen Dessous werde ich irgendwie immer schwach, selbst wenn ich sonst sehr überlegt einkaufe – lasse ich hastig folgen. Dann husche ich an dem großen Spiegel, der neben dem Schrank an der Wand hängt, vorbei ins Bad, das ähnlich erlesen ist wie der Rest dieses Hauses. Ich dusche mich nur ganz kurz ab, weil mir vor lauter Aufregung die Hände zittern, und benutze die luxuriösen Damen-Toilettenartikel, die es gibt – Matteo hat nicht gelogen, als er sagte, es wäre alles da, was ich brauche. Allerdings frage ich mich lieber nicht, wieso das alles hier steht und wer das sonst braucht. Danach fühle ich mich sauber und erfrischt und in der Lage, mich meinem Anblick im Spiegel zu stellen, deshalb kehre ich zurück ins Zimmer.
Meine Hände zittern trotzdem noch, als ich mir das Haar richte, und mein Brustkorb hebt und senkt sich aufgeregt, während ich kritisch meinen Körper mustere.
Es muss Ewigkeiten her sein, dass ich nackt vor dem Spiegel stand. Habe ich das überhaupt jemals getan? In letzter Zeit jedenfalls nicht, so viel steht fest. Es war bisher ja auch nie wichtig, wie ich aussehe, denke ich.
Jetzt ist es das aber schon, und ich versuche, mich möglichst objektiv einzuschätzen.
Ich bin schlank, aber nicht so, dass sich gar nichts an mir rundet, meine Hüften bringen da schon Schwung in die Linie. Meine Haut hat einen hellen, fast weißen Ton und bildet einen interessanten Kontrast zu meinen langen schwarzen Haaren, die mir über die Schultern fallen, was ganz schön ist.
Und meine Brüste sind eigentlich auch okay. Nicht zu groß und nicht zu klein, normal eben. Ich lege meine Hände darum und wiege sie, einfach nur aus Reflex, spüre, wie hart die Brustwarzen sind, wahrscheinlich, weil ich so aufgeregt bin. Sie zu berühren, erregt mich, und plötzlich stelle ich mir vor, dass Matteo hinter mir steht und dass es seine Hände sind, die mich
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