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Columbus war ein Englaender

Columbus war ein Englaender

Titel: Columbus war ein Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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durchschnüffeln hier jeden Brief. Bringt dir bloß Ärger. Und wenn du raus bist, interessiert dich die Geschichte ohnehin nicht mehr.«
    Natürlich hatte er recht. Als ich entlassen wurde, reichte ich nirgendwo Beschwerde ein.
    Barry konnte übrigens nicht lesen, und ich versuchte es ihm beizubringen. Er verpaßte mir den Spitznamen »Der Professor«, unter dem ich bald bei allen Insassen bekannt war. Über einen Mithäftling redet man meistens nur als »dieser Wichser«, doch wer einen Spitznamen besitzt, steht ein Stück höher auf der Leiter. Zudem hatte ich in den damaligen Tagen der schmählichen Unterbelegung der Gefängnisse das Glück, eine Zelle für mich allein zu haben, in der ich abwechselnd auf der oberen und der unteren Pritsche schlief, um nicht mit den Tagen durcheinanderzugeraten.
    Sonntags konnten wir uns auf den Besuch des Gefängnispfarrers freuen, der bizarrerweise nicht nur Reverend Chaplin hieß, sondern obendrein auch noch wie Charlie Chaplin aussah: spindeldürr, mit dichten schwarzen Haaren und einem schmalen Oberlippenschnauzer. Aufgrund der im Knast üblichen verschrobenen Denkweise hieß er bei allen nur Ollie, wie Oliver Hardy. Ich durfte im Sonntagsgottesdienst Klavier spielen, dessen Besuch freiwillig war, der sich aber aufgrund meiner exzentrischen Spielweise bald zum heißesten Ereignis der ganzen Gefängniswoche entwickelte. Zum Einstudieren der Lieder wurden mir wöchentlich sechs Arbeitsstunden ohne Lohnabzug erlassen. Unterhaltsam waren meine Darbietungen vor allem deshalb, weil ich weniger vom Blatt spielte (»Nach Noten spielen kann jeder, doch wer besitzt schon eine so wundervolle Ausdruckskraft. Was das Klavierspiel angeht, ist Innigkeit meine große Stärke«), sondern jede Menge hochtrabende Arpeggios und sinphonische Ausklänge einbaute.
    »The church’s one foundation« beispielsweise beendete ich mit einem Daaaaaah-dum! Da-dum-da.-diim-da.-H.m-da-dum-daaa.aa-aaaaah DUUU-MMMMM! Und genau in dem Moment, wenn alle sich hinsetzten, folgte ein hohes Dum-di-dum-di-dum. Dum DU M! Dum. (Pause) Dum (Pause) Dum (längere Pause, gefolgt von einem winzigen) Dim ... Das hätte das Ende sein müssen, aber nein ... ein plötzliches, flott gespieltes tiefes Tara-tara-DOM . Und damit ließ ich es gut sein.
    An einem Mittwoch kam der Bischof von Malmesbury zu Besuch. Eine Gruppe handverlesener Häftlinge durfte sich mit ihm zum Gesprächskreis zusammensetzen und wurde ermuntert, offen über die Haftbedingungen, die Art der Behandlung und uns selbst zu reden. An den Wänden standen Schließer und starrten zur Decke, so daß niemand große Lust zu klagen hatte. Bis auf Fry natürlich.
    »Ich würde Hochwürden gerne auf etwas aufmerksam machen, das mir seit längerem auf der Seele liegt«, sagte ich. »Ich fürchte, es handelt sich um etwas sehr Gravierendes, das vielen von uns Schmerz und Kummer bereitet.«
    Die anderen holten zischend Atem, während sich einer der Schließer bedeutungsvoll räusperte.
    »Bitte sehr«, sagte der Bischof. »Sprechen Sie frei heraus.«
    »Ich bin sicher«, sagte ich, »Ihre Majestät hat viele Verpflichtungen, die es Ihr unmöglich machen, über alles, was innerhalb der Mauern dieser Institution in Ihrem Namen geschieht, informiert zu sein.«
    »Ganz bestimmt«, sagte der Bischof mit leisem Blinzeln.
    »Dennoch möchte ich Sie bitten, Ihre Aufmerksamkeit auf die Qualität der Seife in unseren Waschräumen zu lenken.«
    »Die Seife?«
    »Die Seife, Euer Exzellenz. Sie schäumt und sie flutscht nicht; sie riecht nicht gut, und sauber wird man damit auch nicht. Ich befürchte, das Beste, was man noch über sie sagen kann, ist, daß sie einem im Bad Gesellschaft leistet.«
    Den Spruch hatte ich aus einem alten Morecambe und Wise-Buch, das ich vor Jahren in Uppingham erstanden hatte.
    Der Bischof mußte laut lachen, woraufhin die Wärter pflichtschuldig ein Lächeln aufsetzten und über den allgemeinen Heiterkeitsausbruch die Köpfe schüttelten.
    »Wenn Hochwürden in dieser Angelegenheit an der richtigen Stelle ein Wort einlegen könnte?«
    »Gewiß! Gewiß! Äh, ich würde Sie gerne etwas fragen, junger Mann, auch wenn ich weiß, daß man eine solche Frage im Gefängnis nicht stellt und Sie mir deshalb auch nicht zu antworten brauchen, aber mich würde interessieren ... warum, äh, sitzen Sie?«
    »Ach, nur das Übliche«, sagte ich beiläufig. »Geistliche.«
    »Entschuldigen Sie, aber ...?«
    »Sinnloses Abschlachten von Priestern. Ich habe letztes Jahr

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