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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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Zugewinn. Aber sie jagen auch genau die Menschen aus dem Land, die das Know-how hätten, das zerrüttete Reich zu sanieren. Sie berauben sich der Führungskräfte in Wissenschaft, Wirtschaft, Handel und Bankwesen - eine fatale Fehlentscheidung, an der Spanien noch lange zu knabbern haben wird.

Vorbereitungen
    Palos ist damals ein Ort von vielleicht sechshundert Einwohnern an der Mündung des Rio Tinto, es hat einen kleinen Hafen ohne Anbindung zur Welt, und die Einwohner ernähren sich, da die portugiesische Grenze nahe ist, vorwiegend von Schmuggel, Überfällen auf portugiesische Handelsschiffe und Fischfang.
    Der Erlass der Majestäten, innerhalb von zehn Tagen zwei Karavellen bereitzustellen und zu bemannen für eine Reise »zu bestimmten Teilen des ozeanischen Meeres mit einem Auftrag in Unseren Diensten« wird mit Respekt angehört - das ist aber auch alles. »Gehorchen, ohne auszuführen«, schreibt ein Historiker, »gehört über Jahrhunderte zur spanischen Mentalität« - und, wie man weiß, nicht nur zur spanischen. In »passivem Widerstand« gegen die Anweisungen von oben lebt es sich ganz gut. Die Majestäten sind weit, und der Ruf des Mannes, der da in ohnmächtigem Zorn im Ort herumschreit und Befehle gibt, die man kopfnickend zur Kenntnis nimmt und nicht ausführt, ist denkbar schlecht. Zwar trägt er jetzt einen schönen Samtmantel - aber das ist doch immer noch jener »Don Fantastico«, über den sie allüberall den Kopf schütteln, der Kerl mit den verschrobenen Ideen... Und warum soll man gerade jetzt Schiffe für irgendein hirnrissiges Unternehmen abzweigen, wo sich doch gerade so hervorragende Möglichkeiten bieten, jüdische Flüchtlinge gegen Wucherpreise außer Landes zu bringen!
    Nach Ablauf der gesetzten Frist hat Columbus kein einziges Schiff und keinen einzigen Seemann, von Navigatoren oder Kapitänen ganz zu schweigen.
    Er ist außer sich. Soll sein Unternehmen etwa an der Sturheit dieser Küstenbewohner scheitern?
    Schließlich lernt er den Mann kennen, ohne den in nächster Zeit nichts geht: Martín Alonso Pinzón, seines Zeichens Schiffskapitän in Palos.
    Â 
    Er sitzt in der kleinen Hafenschänke und spült seinen Ärger bereits mit der zweiten Pint Rotwein herunter. Da tritt ein Mann zu ihm an den Tisch: »Kapitän Colón?«
    Er sieht auf. Vor ihm steht ein vierschrötiger Kerl, schlicht gekleidet, eine Kappe auf dem schulterlangen Haar. Ein etwas grobes Gesicht, irgendwie schläfrig wirkende Augen. Ein Blick auf seine Hände macht klar: Dieser Mann kann Taue fieren und Anker lichten.
    Columbus erhebt sich: »Der bin ich. Mit wem habe ich die Ehre?«
    Â»Gelobt sei Jesus Christus! Ich bin Kapitän Pinzón, hier aus dem Ort. Gestern war ich beim Priester und der hat mir von Euren Schwierigkeiten berichtet. Vielleicht kann ich ja helfen.«
    Columbus macht eine einladende Geste: »Nehmt Platz, Kapitän, und teilt mit mir den Wein.« Er mustert sein Gegenüber. »Was hat denn der Priester, mit Verlaub, über mich gesagt?«
    Pinzón will nicht so recht mit der Sprache herausrücken. »Nun, wisst Ihr, die Pfaffen, die kennen sich ja alle untereinander, vom Bischof bis herunter zum einfachen Pater. Und der hier, der kennt nun wohl auch ein paar höhere Herrschaften.«
    Â»Höhere Herrschaften?« Don Cristobal zieht die Brauen in die Höhe.
    Â»Fray Juan Pérez!«, platzt der andere heraus.
    Â»Pérez? Ich verehre ihn!«
    Â»Ja, und er Euch auch. Und das hat mich denn doch erstaunt. Wenn Ihr für so einen Mann als vertrauenswürdig geltet, das überzeugt. Nichts für ungut, Kapitän, aber hierorts geltet Ihr ja eher als ein bisschen - verschroben...« Er verschluckt sich am Wein, und als er sieht, dass seinem Gegenüber die Zornesröte ins Gesicht steigt, sagt er hastig: »Aber das kann ja wohl gar nicht sein, sonst hätten die Majestäten, die Gott segnen möge, Euch ja nicht so einen Auftrag gegeben.«
    Columbus schweigt, wartet ab. Worauf will dieser Mann hinaus?
    Er muss nicht lange warten. Pinzón fährt fort. »Unser Priester sagt nun, Fray Pérez hätte es aus erster Quelle, dass Ihr genau wisst, was Ihr tut. Dass Ihr genau wisst, wohin man segeln muss. Und dass dort, in jenen Ländern, das Gold so am Weg herumliegt wie bei uns die Kieselsteine.«
    Â»Davon könnt Ihr

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