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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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entzückt. Die Guanches, ein vor Jahrhunderten auf die Inseln eingewanderter Berberstamm aus Afrika, sind eine Völkergruppe von hoher kultureller Eigenständigkeit und von unbändigem Stolz. Sie wollen weder von den gold- und geldgierigen, hochmütigen »Eroberern« etwas wissen noch vom Christentum.
    In endlosen Kämpfen wurde schließlich Insel auf Insel des kanarischen Archipels »befriedet«, und dass die Konquistadoren, die spanischen Eroberer, die sich dort wie die hungrigen Heuschrecken niedergelassen hatten, es nicht an der nötigen Brutalität fehlen ließen, dessen darf man gewiss sein. Es fließen Ströme von Blut.
    Das Gelände kam dem Widerstand der Guanches entgegen.
    Die Inseln, vulkanischen Ursprungs, sind von tiefen Einschnitten, den Barrancos, durchzogen, und wer sich nicht wie die Ureinwohner einer speziellen Spring- und Klettertechnik mithilfe eines langen Hirtenstabs bedient, hat da schlechte Karten.
    Aber nicht nur der Guerillakrieg zwischen Europäern und Alteingesessenen zieht sich hin - auch innerhalb der europäischen Machtgruppierung wechseln die Inseln mehrfach den »Besitzer«, zu Anfang legt Portugal seine Hand auf das neue Terrain, schließlich einigt man sich in einem klassischen Kuhhandel: Guinea wird ausschließlich portugiesisches Einflussgebiet, die Kanaren spanische Kolonie.
    Im Jahr 1492 sind durchaus noch nicht alle Inseln unter spanischer Herrschaft. Lanzarote, Fuerteventura und El Hierro sind am längsten »befriedet«, auf Gran Canaria wird zwar 1482 eine Kapitulation beschlossen, aber der Widerstand im Inselinneren hört nicht auf. La Palma und Tenerife sind noch frei, und La Gomera, die Insel unserer Beatriz, ist aufgeteilt in vier Guanchenkönigreiche, von denen nur zwei - im Südwesten - die spanische Oberhoheit anerkennen.
    Was also warf die Krone der Cazadora vor?

Das Wiedersehen - Teil zwei
    Â»Was um aller Heiligen willen wirft man dir vor?«, fragt er.
    Der ständigen Heimlichtuerei müde hat Beatriz ein kleines Landhaus inmitten von Granatapfelbäumen, Lorbeer und Korkeichen vor den Toren der Stadt angemietet; der Frühsommer beginnt schon, das Land auszudörren, aber hier fließt reichlich Wasser, und die Dienerschaft gießt die üppigen Blumenrabatten und Tontöpfe mit rot blühendem Hibuskus und duftenden Rosen schon vor dem Sonnenaufgang. Hier können sie sich treffen, ohne dass sie, die Gouverneurin von La Gomera, Versteck spielen muss vor den Augen missgünstiger Höflinge - und ohne dass der Seefahrer die Tränen der anderen Beatriz, mit der er lebt, vor Augen hat.
    Sie sind froh, sich ungeniert in offenen Räumen bewegen zu können, im Garten, im schattig überdachten Patio, in den offenen Laubengängen, die den Blick ins Land gewähren - zwei Menschen, die sich nicht gern in engen Räumen aufhalten, die an Weite gewöhnt sind. Er an die offene See, sie an die Berge und Schluchten einer meerumbrausten Inselwelt.
    Â»Was man mir vorwirft?« Die Cazadora setzt sich auf eine geschnitzte Eichenbank inmitten von Weißdornbüschen, breitet die Arme auf der Lehne aus und legt den Kopf in den Nacken. »Schlimme Sachen«, sagt sie leise.
    Â»Und sind sie wahr?«
    Â»Einige sind wahr. Andere nicht. Die meisten nicht. Aber das wird mir nichts nützen. Meine Freundin Isabella ist eisern entschlossen, mir nicht nur die halbe Million Maravedis wieder abzunehmen, sondern auch alle Verbrechen, die jemals von Spaniern auf dieser Insel verübt wurden, mir zuzuschanzen.« Sie lacht grimmig. »Und wie es aussieht, wird es ihr auch gelingen. Die Räte bei der Anhörung sind hoch motiviert von Ihrer Majestät. Nun krieg ich die Quittung dafür, dass ich die Geliebte ihres Mannes war. Ich hätte mir denken können, dass sie sich nicht damit begnügt, mich zu verheiraten und bis ans Ende der Welt zu schicken.«
    Â»Doña Isabel ist aber gar nicht da, nicht wahr? Der Großteil des Hofs ist in Salamanca.«
    Â»Ja, zum Glück. Ich bin nicht wild darauf, sie zu sehen.« Sie richtet sich auf. »Meine Tante hat mich besucht. Sie kennt die Stimmung ihrer Herrin ziemlich gut. Alle Zeichen sind auf Sturm gestellt. Und nach diesem verrückten Edikt der Judenaustreibung ist sie wie eine eifernde Furie. Torquemada geht ihr nicht von der Seite, der Allerchristlichsten! Cristobal, es ist klug von dir, dass du deine Geschäfte hier mit

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