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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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eigentlich, dass ich Witwe bin?«
    Â»Ich weiß gar nichts.«
    Â»Weil du nur im Sinn hattest, den Osten zu suchen, indem du nach Westen fährst, ich weiß. Und da gibt es auch eine Frau, nicht wahr?«
    Â»Ja.« Er kann seine Augen nicht von ihr wenden.
    Â»Habe ich dir die Sprache verschlagen?«
    Er schluckt. »Du stehst auf einmal vor mir, so wie eine Wundererscheinung auftaucht vor den heiligen Männern...«
    Â»Aber du bist kein heiliger Mann, Colón. Und ich auch keine Wundererscheinung, sondern sehr irdisch.«
    Â»Dafür bin ich dankbar. Cazadora.« Jetzt endlich fasst er zu, mit beiden Händen, zieht sie zu sich heran, sie stehen Auge in Auge. »Dass Gott mir das vergönnt, dass er dich gleichsam mir entgegenschickt - ich gedachte, dich auf deiner Insel zu treffen...«
    Â»Wenn das hier alles so schnell geht, wie ich hoffe, wenn ich die Vorwürfe gegen mich entkräften kann, dann wirst du mich auch auf meiner Insel noch treffen können. Hier und dort.«
    Â»Wo hast du Quartier?«
    Â»Im alten Maurenkastell. So wirst du mich besuchen?«
    Â»Was sonst?«
    Â»Und deine Frau? Die andere Beatriz?«
    Â»Wovon redest du? Alles ist ausgelöscht, wenn du da bist.«

Exkursion
    Um zu begreifen, welcher Vergehen wegen Beatriz de Bobadilla y Peraza von ihrer »königlichen Freundin« vorgeladen wurde, müssen wir uns eine kleine historische Exkursion auf die Kanaren genehmigen. Die Zeit dazu haben wir.
    Im Augenblick sind die Gebrüder Pinzón damit beschäftigt, die drei Schiffe, die in Palos vor Anker liegen, seeklar zu machen, zu teeren, zu kalfatern und mit Proviant zu versehen. Unmengen Vizcocho-Brot werden gebacken - ungesäuerte, gesalzene Fladen, nahezu unverderblich, hart und flach wie Dachziegel, das Hauptnahrungsmittel auf dem Schiff. Dazu kommen dickbauchige Krüge mit Essig und Öl, lange Knoblauchgirlanden und Zwiebelzöpfe, Säcke mit Bohnen, Linsen und Kichererbsen und riesige Fässer mit dem schweren Wein der Region. (Auf der Reise wird das immer fauliger schmeckende Wasser mehr und mehr mit Wein vermischt, um es überhaupt genießbar zu machen.) Dazu kommen getrocknete Feigen und Rosinen, Steintöpfe mit Honig, steinharte Schaf- und Ziegenkäse aus der Region La Mancha, und später werden sich die rührigen Proviantmeister um lebende Schweine und Hühner kümmern, die als Frischfleischreserve in einem Pferch an Bord gehalten werden.
    Dazu kommen all die lebensnotwendigen Gerätschaften: Laternen und Kerzen, Kochtöpfe und Küchengerät, Tauwerk, Pech und Reservesegel und jene langen Stangen, die im Fall eines Mastbruchs als Notlösung dienen sollen, denn man schient damit die Bruchstelle.
    Das zu besorgen und ordentlich zu verladen, dauert seine Zeit, die Don Cristobal und der auf ihre Anhörung bei den Majestäten wartenden Cazadora zugute kommt...
    Also auf zu den Kanaren.
    Die wegen ihres »ewigen Frühlings« heute als Urlaubsziel mit Recht so beliebten Inseln waren in jener Zeit idealer strategischer Ausgangspunkt für Raub- und Handelszüge nach Nordafrika.
    In dieser Zeit des Aufbruchs und Neubeginns gibt es eine Unzahl von adligen Abenteurern und Freibeutern, die sich mit einer Hand voll Männer auf ein Schiff begeben und auf eigene Faust Glück, Gold und Ruhm suchen. Und nicht selten können die Piraten auf die Unterstützung der Monarchen ihrer Heimatländer rechnen. Dafür profitieren diese zumindest von der Beute - oft genug aber nehmen ihnen die wilden Gesellen auch einen beträchtlichen Teil dessen ab, was man Kolonialisierung nennt. Kolonien sind eine der wichtigsten Einnahmequellen der »christlichen« Staaten; und wenn ein König seine Söldnertrupps und Missionare in die Küstenregionen Afrikas schickt, so haben »seine« Piraten die dort lebenden Eingeborenen meistens schon zusammengetrieben, in die Sklaverei verkauft, umgebracht oder »diszipliniert«. Dann ist es noch eine schöne Geste, wenn die Krone den Konquistador, den Eroberer, im Nachhinein mit einem Teil von dem beschenkt, was er sich ohnehin schon genommen hat, und noch einen Titel wie Vizekönig oder Gouverneur draufpackt.
    Auf den Kanaren verläuft das nicht viel anders. Es beginnt damit, dass sich 1402 ein normannischer Baron namens Juan de Bethencourt zunächst einmal auf Lanzarote breit macht. Aber die Eingeborenen sind davon überhaupt nicht

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