Combat Planet: Roman (German Edition)
ein Kontakt, eine Beziehung, und Amba merkte, dass der Berg ihr Freund war, ihr Partner, ihr Geliebter . Er wollte nicht, dass sie starb; er wollte sie in seinem Innern haben, wollte sie umarmen … oder wollte er sie vielleicht töten, sie zu einem permanenten Bestandteil seiner Felsen und Gebeine machen? Sie lächelte ein bisschen. Wenn das so war, dann sollte es von ihr aus so sein …
Es war ein eigenartiges, gewissermaßen spirituelles Gefühl, etwas, an das Amba gar nicht gewöhnt war. Eine innere Bindung zu einem Felsbrocken zu spüren. Bizarr! Abwegig!! Unlogisch!!! Und dennoch fühlte sie das Band, ihr Herz hämmerte, Schweißtropfen benetzten ihre Oberlippe, ihre Finger waren steif und schmerzten, während sie kletterte und kletterte, nach oben, durch Rauchschwaden, über Flecken und Flächen aus glattem Stein.
–Ob man sich so fühlt, wenn man ein Mensch ist?
–Mach dir nicht selbst was vor, du Aas, sagte Zi.
–Danke für deine Unterstützung.
–Das ist meine Unterstützung.
Durch die Rauchfahnen konnte Amba oben etwas sehen, und sie verlangsamte ihr Tempo. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, runzelte die Stirn, ihre Muskeln zitterten. Wie war das möglich? Wie konnte sich hier, an diesem Ort, so etwas befinden?
Amba merkte, dass sie aufgehört hatte zu klettern, so sehr verwirrte sie der Anblick des Eisfeldes über ihr. Es gab Stalaktiten und Stalagmiten aus mit Raureif überzogenem Eis, manche klein, manche groß wie Wolkenkratzer. Sie ragten aus Felsvorsprüngen und Simsen hervor, schraubten sich in allen möglichen konfusen Winkeln von der Felswand weg. Brücken aus Eis überquerten die Leere über ihr, entfernte, gekrümmte Spiralen, die aussahen wie gigantische, aus Zucker bestehende DNA -Ketten. Ambas innere Perspektive veränderte sich, schien das Bild zu vergrößern , denn erst jetzt fing sie an, wirklich zu erkennen, zu begreifen, welche kolossalen Ausmaße dieser ausgehöhlte Kern des Berges hatte.
Er war vielleicht so riesig wie ein Berg.
–Aber das ist unmöglich …
–Nichts ist unmöglich auf dem Themenplaneten, sagte Zi. Hier sind Planeteningenieure am Werk. Die Provax verfügen über Maschinen, die können eine Küstenlinie aufschütten, einen Strand anlegen, einen Gebirgszug hochziehen, einen Ozean ausheben. Das kann man nachlesen. Der Themenplanet ist von Grund auf künstlich geschaffen. Der Themenplanet ist eine Konstruktion, ein gebauter, gewachsener, geformter Themenpark. Ein Themenplanet, im wahrsten Sinne des Wortes.
Amba kletterte weiter, in Richtung des Eises, in Richtung der sich droben windenden Spiralen. Die glitzerten aus nicht zu erkennenden Lichtquellen, glühten an manchen Stellen rot von der fernen Glut in der Tiefe, aber sie funkelten auch, als würden von oben Sonnenstrahlen darauf fallen. Sonnenstrahlen? Im Innern des Berges?
Ein Weilchen ruhte Amba sich aus. Ihre Muskeln schmerzten vor Anstrengung, die Finger waren durch das Anklammern an der riesigen Felswand taub. Sie hatte eine Spalte in der Wand erreicht und wappnete sich für einen Sprung ins Ungewisse. Tief und ruhig durchatmen – dann sprang sie, prallte gegen eine Felsflanke, federte ein wenig zurück, krallte die Hände fest in Ritzen, während die Welt und der Abgrund durch ihren Kopf huschten und nach unten trudelten, wie Bilder aus einer fallen gelassenen Filmkamera.
–Hübsch, sagte Zi.
–Natürlich, sagte Amba zu ihrem schwarzen Dämon, ihrem schwarzen Engel, ihrer schwarzen, verkorksten Schwester. Das ist der FireIce Mountain. Ein Nebeneinander von Elementen. Etwas, das eigentlich gar nicht möglich ist, denn das Feuer müsste das Eis zum Schmelzen bringen. Ich wüsste gern, mit welchen Tricks sie gearbeitet haben.
–Wer interessiert sich schon für diesen Scheiß, sagte Zi. Fang wieder an zu klettern. Du musst den Mord durchziehen.
Amba verbiss sich eine verbitterte Entgegnung. Obwohl sie Zi aus vielen Gründen hasste und regelmäßig die schiere Existenz des schwarzen Phantoms infragestellte, musste sie eines zugeben – Zi war zielstrebig und tödlich. Selbst wenn sie wirklich ein Hirngespinst aus Ambas gemarterter Fantasie war.
Sie kletterte höher, während ihre Muskeln rebellierten und ihre Zehen in den Stiefeln brannten. Und als sie sich der ersten gebogenen Spirale aus Eis näherte, bildete sie sich ein, einen fernen, hallenden Schrei zu hören. Sie zog die Stirn kraus. Ein Schrei? Hier unten? Noch ein Kletterer?
Sie stieg weiter hinauf.
Abermals erklangen
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