Combat Planet: Roman (German Edition)

vergammelter Müll, sie roch seinen künstlichen Gestank, roch die unverkennbare metallische Ausdünstung, die Menschen nicht wahrnahmen, aber Androiden konnten sie wittern, o ja, sie konnten sie riechen wie einen verfaulten Fisch in einem geschlossenen Raum – kam mit leise tappenden Schritten näher. Amba lag da, verrenkt und gebrochen, den Kopf auf dem Boden, ein Bein gegen die Wand abgeknickt, und an der Stelle, an der der Schuss durch ihr Fleisch gedrungen war, floss Blut aus ihrem Rücken.
    –Du hast ihn verfehlt …
    –Scheiße, glaubst du, das wüsste ich nicht?
    –Soll ich mich an deiner Stelle um ihn kümmern? Amba konnte das Flehen beinahe fühlen.
    –O nein. Dieser Wichser gehört mir …
    Er blieb stehen. Dann stieß er ihr einmal, zweimal den Stiefel ins Gesicht. Beim dritten Mal grub sie ihre Zähne glatt durch das Stiefelleder und glatt durch die darin steckenden Zehen und trennte sie sauber ab – zumindest so sauber, wie ein Biss es überhaupt vermag. Der Androide schrie auf. Aus seiner Waffe löste sich ein Schuss und ging in die Deckenpanele, die sich verbogen und zu Boden fielen, wo sie klirrend und kippelnd landeten. Amba packte sein Bein mit beiden Händen, drehte heftig daran und brach den Knochen am Knie. Aber er war ein fortschrittliches Modell und schrie nicht mehr. Er hatte die Schmerzrezeptoren ausgeschaltet und war in einen Androiden modus zurückgefallen, anstatt einen Menschen zu imitieren. Seine Faust sauste nach unten, und der Schlag traf Amba an der Wange, als ihre Faust nach oben sauste und sie spürte, wie ihre Knöchel seine Hoden zerquetschten.
    Der Androide taumelte rückwärts und stützte sich an der Wand ab, als sein unbrauchbares Bein unter ihm nachgab und Amba mit einer geschmeidigen Rolle auf die Füße kam.
    »Welche Generation bist du?«, fragte er.
    Amba stürzte sich auf ihn und schlug eine Gerade, eine Gerade, einen rechten Haken, einen linken Uppercut. Er blockte die Schläge ab und revanchierte sich mit ein paar Boxhieben, aber Amba wehrte sie mit ihren Unterarmen ab und tänzelte einige Schritte zurück.
    »Stopp! Ich wusste nicht, dass du eine von uns bist …«
    Amba sagte nichts, sie starrte ihn nur an und hielt die Fäuste erhoben.
    Der Androide spürte den Vorteil, die Atempause, den Bruch im Kampfrhythmus und sagte eilig: »Wir können uns gegenseitig helfen! Ich kann dich hier rausbringen, ich kann …«
    »Kannst du mich nach oben zu Lady Goo Goo bringen?«
    »Die Forscherin? Du meinst diese Frau, nicht wahr? Organische Elemente von Achterbahnen? So was in der Richtung?«
    »Ja.«
    »Klar, ich kann dich da oben hinbringen …«
    Amba senkte die Fäuste, trat vor, fiel vor ihm auf die Knie und streckte die Hand aus.
    »Was ist?«
    »Gib mir das Gewehr. Wir benutzen es als Schiene. In diesem Zustand gehst du nirgendwohin.«
    »Du weißt noch gar nicht, was ich will«, sagte der Androide, der jetzt nervös wurde und den Korridor hinauf und hinunter peilte.
    »Natürlich weiß ich das. Du möchtest menschlicher sein.«
    Sein Mund klappte ein paarmal auf und zu, dann grinste er. »Obwohl du mir das Bein gebrochen hast, mag ich dich, kleine Lady. Du hast Mut. Ich bin Jonno.«
    Ambas Züge verhärteten sich. »Das brauche ich nicht zu wissen. Bring mich zu Goo Goo.«
    Schwer hinkend führte Jonno Amba durch ein Labyrinth aus Korridoren. Dabei redete er pausenlos, nicht, weil er nervös war, sondern wohl eher deshalb, weil er nicht viel nach draußen kam. Als hätte er zehn Jahre lang in Isolation verbracht. Und da er ein Androide war, war dies sehr gut möglich. Sie gelangten an mehrere Kreuzungen, und an der zehnten erstarrte Amba. Dort befand sich ein T52-AI -Automatik-Wächter. Das Ding summte und surrte, und schwerkalibrige Läufe verfolgten sie.
    »Aah, das ist okay. Diese Waffe heißt Bob. Sag ›Hi‹, Bob.«
    »Hallo«, sagte Bob mit einer metallisch klingenden Roboterstimme.
    »Mit denen ist nicht zu spaßen«, sagte Amba mit trockenem Mund und verärgert. »Ich habe gesehen, wie sie ein verdammtes Bataillon ausgelöscht haben.«
    »Ah, ja, verstehe. Nun, aber nur, wenn du einen provozierst. Deshalb gibt es hier auch nicht viel Personal. Wegen der T52-Wächter und den Feuern da drunten. Achterbahnfeuer. Hast du von den Achterbahn-Explosionen gehört, die erst vor ein paar Minuten passiert sind? Ein erstaunlicher Vorfall. Ich weiß, dass wir das vor den Medien vertuschen müssen, denn wenn so was an die Öffentlichkeit käme, würden wir alle unsere