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Combat Planet: Roman (German Edition)

Combat Planet: Roman (German Edition)

Titel: Combat Planet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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und langsam stemmte sie sich auf die Knie hoch. Ihre Augen fokussierten. Obwohl Goo Goo keine Augen hatte, peilte sie Amba an und grinste wie ein Dorftrottel.
    »Das hat wehgetan, hübsche kleine Anarchy -Androidin, nicht wahr? Glaubst du wirklich, ich bräuchte Augen, um dich zu sehen? Das hier ist meine Domäne, meine hübsche kleine Taube. Das hier ist meine Welt … und jetzt wird es Zeit, dass ich aufhöre, mit dir zu spielen. Jetzt wird es Zeit, um dich sanft schlafen zu legen.«
    Lady Goo Goo stand aufrecht da, mit starrem Körper. Amba schnappte nach Luft, die Wunden an ihrem Armen brannten, Blut strömte über ihren Körper, die Finger waren gebrochen. Noch nie war sie bei einem ihrer Attentate verletzt worden. Kein einziges Mal. Und jetzt machte diese alte Frau mit den Zuckerwattehaaren eine Parodie aus ihren Vorstößen.
    Amba schob das Kinn vor.
    »Verraten Sie mir, was Sie sind. Bevor Sie mich töten«, sagte sie. Ihr war klar geworden, dass die Frau kein Mensch und keine Androidin war … sondern etwas anderes, etwas viel Komplexeres. Sie glich auch keiner als Alien klassifizierter und anerkannter Kreatur, von der Amba je gehört hatte.
    Sie … adaptierte sich quasi. Wie ein Gestaltwandler.
    Mit einem Ruck drehte Amba den Kopf nach links. Jonno stand da wie hypnotisiert, und etwas an seinem Gesichtsausdruck kam ihr merkwürdig vor, deplatziert, unangemessen, und erfüllte Ambas Seele mit einem Missklang.
    »Zu spät«, sagte Lady Goo Goo. »Für dich wird es Zeit, Gute Nacht zu sagen, süße Taube.«
    Plötzlich riss Lady Goo Goo ihren Mund unglaublich weit auf und zeigte in einer drastischen, schrillen, grotesken Show ihre Zähne. Der Mund war so groß wie Goo Goos ganzer Kopf, ein tiefer, schwarzroter Rachen mit schwarzen Knochenrändern und angefüllt mit massenhaft Reihen aus klappernden, rasiermesserscharfen Zähnen, die klapperten und mampften und – drohten .
    Goo Goo sprang so schnell, dass ihr Bild verschwamm.
    Und Amba war erstarrt, konnte sich nicht von der Stelle rühren.

8
    Reise ins Innere
    Manchmal hatte sie einen Traum, und sie wusste nicht, ob er real war oder imaginär. Und in dem Traum – oder vielleicht in der Realität – war sie umgeben von einer Schwärze, die so intensiv und undurchdringlich war wie ein öliger Rauch, der sie zwar nicht erstickte, sie aber auch nicht einmal ihre vor die Augen gehaltene Hand sehen ließ. Nicht ihre hübschen weißen Finger, nicht ihre hübsch lackierten Fingernägel. Dann, um alles nur noch schlimmer zu machen, merkte sie zu ihrem Schrecken, dass sie nicht auf etwas Festem stand – nicht auf felsigem Grund, nicht auf teurem Holzfußboden, nicht auf glatten Badezimmerkacheln. Sie hing einfach nur da, reglos, wie an Drähten aufgehängt, während die dichte Schwärze sie einkapselte und all ihre Sinne füllte, ihren Gesichtssinn und ihren Gehörsinn und ihren Geschmackssinn und ihren Tastsinn, alles mit einem Nichts ausfüllte.
    Scheiße, vergegenwärtigte sie sich, und selbst ihre innere Stimme hatte keinen Klang, erzeugte kein Echo, besaß keine reale Substanz. Vielleicht bin ich tot. Vielleicht bin ich tot, und so fühlt sich der Tod an. Ist das der Ort, an den man geht? In dieses tiefe schwarze Loch, runter in das Innere der Welt, wo nichts deine Verdammnis stören kann; dein Vergessen?
    Sie versuchte herauszufinden, wer sie war, scheiterte jedoch kläglich. Sie konnte sich nicht an ihren Namen erinnern, wusste überhaupt nichts über sich selbst. Das ließ sie schier verzweifeln, und sie fragte sich, ob sie vielleicht nicht tot war, sondern verrückt . Und wenn Verrücktheit so aussah, dann war das noch viel, viel schlimmer. Sie würde lieber tot sein.
    Theoretisch fand man im Tod wenigstens seinen Frieden. Aber nicht hier, nicht so. Das hier war kein Frieden, das hier war eine Ode an den Wahnsinn. Ein Monolog für die Traurigen und Verlorenen und Verworfenen. Eine wilde, stöhnende Windsinfonie; ein Lied der Geisteskranken.
    Und dann drang er zu ihr durch, ein Funke an Information, und sie wusste, dass sie nicht tot und nicht verrückt war, und sie streckte ihre unsichtbare Hand aus und ergriff den Funken an Information, als sei er ein scharfes Messer. Und obwohl er sich in ihr Fleisch schnitt, dass sie schrie, dass sie blutete, klammerte sie sich an diese Botschaft, zog sie an sich heran und in sich hinein und wusste, das sie real war, wusste, dass sie ein Mensch war.
    Molly.
    Toffee.
    Ihre Kinder.
    Ihre Mädchen.
    Ich lebe und ich bin

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