Combat Planet: Roman (German Edition)
verheiratet und ich habe zwei wunderbare kleine Mädchen, und als würde eine Ölwolke wie ein Vorhang zurückgezogen, überfluteten Farben ihre Welt und ihre Realität, und sie flog – oder driftete – über einen riesigen toten Wald aus knöchernen Bäumen.
Ein kühler Wind stöhnte und streichelte sie, und sie fror.
Der Himmel hatte die Farbe von Blut, durchschossen mit Indigo und Dunkelgrau. Schwarze und gelbe Sturmwolken wüteten wie der wirbelnde Nachhall des Chaos in einem ewigen Kampf, schleuderten Blitze wie Speere, und Donner krachte. Der Wald drunten war etwas Gigantisches, Ewiges, endlose graue skelettartige Bäume wucherten wie Krebsgeschwulste aus einer öden, gebleichten Erde. Sie schwebte über der Ewigkeit aus Gebeinen, und alles, woran sie denken konnte, war:
Meine Kinder.
Wo sind meine Kinder?
Was ist mit meinem Leben passiert?
Wer bin ich?
Ich bin meine Kinder. Meine Kinder sind ich geworden. Ich hoffe, sie sind wohlauf … denn falls ihnen etwas zugestoßen ist, werde ich zerstören, verwüsten, töten, ich werde Köpfe abschlagen und mir eine Waffe besorgen und Kugeln in bleiches, fauliges Fleisch schießen, zusehen, wie Stahl Lungen und Herzen herausreißt, Knochen durch Arme und Beine stößt, Schädel zerschmettert und Gehirnmatsch auf die fauligen, stinkenden Schöße der Götter pisst …
Klick. Wie ein Lichtschalter. Klick. Klick.
Was stimmt nicht mit mir? Was stimmt nicht mit der Welt? Früher hatte ich Freunde, aber sie haben sich verändert, sie haben sich abgewandt, sie sind verdammt komisch geworden, das steht fest. Wie kann man so etwas überhaupt verstehen? Andere Leute, wenn sie seltsam werden … sich in etwas Fremdes verwandeln. Ihr Geist verbiegt und verformt sich, wird zu einem Labyrinth aus Missverständnissen. Und was einmal Freundschaft war, geht kaputt, zerbricht, und man streitet sich, Bitterkeit erwächst, und alles ist einfach kaputt, zerbrochen, unwiderruflich zerstört.
Ehemann. Ich hatte einen Ehemann …
Dex. Dexter. Dexter Colls.
Sie driftete, und sie driftete eine lange Zeit, aber sie spürte weder Hunger noch Kälte, weder Durst noch den Drang zu pissen oder zu scheißen oder irgendwas zu tun. Sie fragte sich beiläufig, ob sie eine Stunde dahintrieb, einen Tag oder Jahrtausende. Es fühlte sich alles gleich an. Erfüllte sie mit eine Leere.
Dann kam ihr ein Gedanke. Eine Idee.
Für sie war es ein herrliches Gefühl.
Eine absolute Offenbarung.
Kinder. Toffee. Molly. Ehemann. Dexter. Muss sie finden … muss sie alle finden …
Als würde man ein liegen gebliebenes Motorrad kickstarten, sprang ihr Motor wieder an. Blut fing an, durch Adern zu strömen, die Welt füllte sich mit Farben, und der Knochenwald drunten begann zu beschleunigen. Bäume flitzten an ihr vorbei, wurden schneller und schneller und schneller, wie eine kolossale, verrückte Achterbahn aus Knochen. Sie blickte hinunter und sah, dass sie sich tatsächlich auf einer Achterbahn aus Knochen befand. Sie saß in einem Becken und hielt sich an Haltegriffen fest, die aus gebrochenen und zusammengeschweißten Rippen bestanden. Die Räder waren umgeformte Bandscheiben, die dem Achterbahnwagen eine unheimliche, schaukelnde, wackelnde Bewegung verliehen, während er über die Gleise ratterte. Sie krallte sich an die Rippen, als hinge ihr Leben davon ab, und seltsamerweise war es überhaupt kein seltsames oder gruseliges Gefühl. Sie erkannte, dass sie auf einer Art Spur entlangraste, die sich über den Wald aus Knochenbäumen schwang, und sie stellte sich halb hin, um sich die Spur anzusehen … es handelte sich um in die Länge gezogene Eingeweide, graue, pulsierende Gedärme, welche die Beckengondel vorwärtstrieben. Sie setzte sich wieder hin. Sie war nicht überrascht.
Hauptsache, ich komme dorthin, wo ich sein will …
Und wo ist das, meine Süße?
Ich will zu Molly und Toffee, meinen wunderhübschen Kindern …
Sie sausten dahin, das Klappern von Knochen und das Schmatzen glitschiger Gedärme füllten ihre Sinne. Immer noch kämpfte über ihr der Himmel, und das alles war so surreal, dass es ein Drogenrausch sein musste, sein musste . Was sonst konnte solche Eindrücke erzeugen? Hmm?
Sie stand in einem Garten. Rings um sie her schwankten sachte riesige, hoch aufragende Blumen und Pflanzen. Der Himmel tobte immer noch, jetzt aber ohne Geräusche, stumm, als würde sie ihn durch eine riesige Glasscheibe beobachten. Droben bog das Gleis aus Därmen ab und verschwand, nahm den
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