Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u
Autoren: Simon Packham
Vom Netzwerk:
Gedanken kreisten ständig darum, welch perfekter Ort ein Kreuzer aus dem Zweiten Weltkriegwar, um jemanden in einen ›hässlichen Unfall‹ zu verwickeln. Meine Fantasie schlug Saltos, bis ich mir auch das letzte schlimme Szenario aus dem
Handbuch für Seemänner
ausgemalt hatte.
    Und danach wurde mir schlagartig klar, dass ich morgen alle Freunde, die ich kriegen konnte, brauchen würde. Abby und Dumbo waren die Einzigen, die wirklich mit mir sprachen. Ich war zu einem echten MOF (Mensch ohne Freunde) geworden. Natürlich war es gewagt, aber nachdem er keine meiner SMS beantwortet hatte, dachte ich, es könnte einen Versuch wert sein. Ich ging auf seine Festnetznummer, atmete tief durch und drückte auf »wählen«.
    »Jawasgibts?«, sagte eine halb vertraute Stimme.
    »Mrs Pitts?«
    Sie klang irgendwie seltsam. »Wer will das wissen?«
    »Hier ist Sam, Sam Tennant.«
    Die böse Hexe des Westens verwandelte sich in Mary Poppins. »Oh Sammy, wie reizend, deine Stimme zu hören.«
    »Ist Alex da?«
    »Nein«, antwortete sie und verwandelte sich wieder in eine Hexe. »Alex und Molly sind bei ihrem Vater.«
    »Wissen Sie, wann er zurück ist?«
    »Wie lange dauert es, einen Verlobungsring auszusuchen?«
    »Was?«
    »Er will, dass sich die Kinder einbezogen fühlen. Krank, oder?«
    »Also, ich   –«
    »Offensichtlich wollen sie dieses ganze ekelhafteTheater an einem Strand auf Mauritius zelebrieren. Weißt du, wo
wir
geheiratet haben, Sam?«
    »In einer Kirche?«
    »Standesamt Hackney.« Sie lachte bitter.
    »Könnten Sie Alex bitte ausrichten, dass er mich zurückrufen soll, wenn er wieder da ist?«
    »Ja, ich versuche es, aber wenn er nur halb so gerissen ist wie sein Vater, kannst du auch gleich einen Privatdetektiv engagieren. Habe ich dir erzählt, dass   –?«
    »Gutdanketschüss.«
    Mr und Mrs Pitts waren immer mit uns bowlen gegangen und manchmal hatten sie sich wegen der Siegpunkte richtig in die Haare bekommen. Ich wusste, dass Alex all die Geschenke und das Zeugs gefielen, aber ich hatte das Gefühl, er hoffte immer noch, dass sie wieder zueinander finden würden. Vielleicht mied er den Kontakt zu mir, weil er nicht über die Hochzeit sprechen wollte.
    Mums Sitzung zog sich ewig hin. Das Kind da drinnen musste ein echter Psycho sein. Selbst der Junge, der ein Pyromane war, schien nicht so schlimm zu sein. Ich hatte solchen Hunger, dass ich den Rest von Großvaters Lakritzstange herausholte. Doch nachdem ich ein paarmal daran gelutscht hatte, überkam mich das schlechte Gewissen. Seine Geschichte flüsterte aus den Tiefen meines Rucksacks zu mir. Ich wusste, dass ich ihm versprochen hatte, sie zu Ende zu lesen. Das Problem war, dass ein Teil von mir wirklich wissen wollte, was geschehen war, und der andere Teil Angst hatte, etwas lesen zu müssen, das ich gar nicht hören wollte.
    Was sollte an der Wahrheit so toll sein? War es nicht besser, das zu glauben, was man glauben wollte?
     
    Das Abrutschen vom Rand der Welt
     
    September 1943
    Irgendwo im Mittelmeer
     
    Wir drei spielten ganz entspannt Karten, als die Ruhe durch den gefürchteten Klang der Gefechtsstation-Quassler und das Knacken der Lautsprecher gestört wurde: »Achtung, Achtung! Begeben Sie sich zu den Gefechtsstationen. Begeben Sie sich unverzüglich zu den Gefechtsstationen.«
    »Werde ein bisschen Kampfgeschehen sehen«, sagte Sharky mit grimmiger Miene. »Werde meine Familie stolz machen.«
    Ich kämpfte mich in Rekordzeit in meine Schutzkleidung (weiße Asbesthandschuhe und Kapuzenjacke, extra gemacht, um vor Verbrennungen zu schützen).
    Tommy dagegen war mehr mit seiner Schwimmweste beschäftigt.
    Ich höre noch immer den Klang von Stiefeln auf Eisenleitern, das laute Fluchen und die leisen Gebete, als alle zu den Gefechtsstationeneilten. Es ist schon seltsam, was dir in einem solchen Moment durch den Kopf geht, ich dachte, welch ein Jammer, wenn sie mich erwischten und ich niemals Hummer probiert hätte.
    Es war ein klarer, blauer Mittelmeer-Nachmittag, als Sharky und ich auf die Brücke kamen. Man hätte fast denken können, wir wären auf einem Vergnügungskreuzer; nur das Brummen des Ju-8 8-Geschwaders machte diese Vorstellung zunichte.
    Plötzlich war in weiter Ferne am Himmel eine Formation sechs solcher Maschinen zu sehen   – kleine graue Punkte in meinem Feldstecher, die rasch zu riesigen Kampfflugzeugen heranwuchsen.
    »Flugzeug!«, brüllte ich.
    Sharky las die Winkel ab und unsere Geschütze schwangen herum, um sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher