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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Packham
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Lufterfrischer. Alles, was ich hörte, war das entfernte Geächze eines weiteren Liedes und das gequälte Atmen meines Großvaters.
    »Ich bin’s, Sam.«
    Immer noch keine Antwort. Ich wollte ihn nicht aufwecken, aber ich war auch nicht gerade erpicht darauf, eine halbe Stunde im Dunkeln zu sitzen. Auf Zehenspitzen schlich ich mich zum Fenster und zog die Gardine einen Spalt auf. Die Sonne schnitt in die Dunkelheit wie ein Leuchtschwert.
    »LASS DIE GARDINEN ZU!«, schrie eine schrille Stimme.Einen Augenblick später ging seine Nachttischlampe an und ich sah Großvater mit verwirrtem Gesicht im Bett sitzen.
    »Was ist los, Großvater?«
    »Lass die Gardinen zu. Ich bin noch nicht bereit.«
    »Warum willst du in der Dunkelheit sitzen?«, fragte ich und klang dabei wie Mum, wenn ich die Jalousien zudrehte, um die Xbox richtig erkennen zu können.
    »Siehst du irgendjemanden?«, flüsterte Großvater.
    »Wovon redest du?«
    »Unten auf der Bank   – sieh bitte für mich nach, mein Junge.«
    Zwei Emos, die sich küssten. Jedes Mal, wenn das Mädchen Luft holte, nahm sie einen Schluck Cola light. »Da ist niemand, Großvater, nur ein Teenager-Pärchen.«
    »Dem Himmel sei Dank.«
    Er sah aus, als wäre er hundert Jahre alt und Millionen von Kilometern weg von dem lustigen alten Mann, der mich huckepack durch den Garten getragen und mich in seinem Schuppen alte Holzstücke zusammennageln lassen hatte. Ich hasste es, wenn er so verrückt wurde wie eben.
    »Ich habe dir diese Lakritzstangen mitgebracht, die du haben wolltest, Großvater.«
    Er ließ sich in seinen Kissenberg zurückfallen und stöhnte. »Danke, mein Junge. Aber du wirst mir helfen müssen, fürchte ich.«
    Ich riss die Packung auf und hielt ihm die Stange an die Lippen. »Los geht’s!«
    Er lutschte ein wenig daran herum und hörte dann auf, um Atem zu holen. »Ah, das tut gut.«
    »Willst du nichts mehr?«
    »Iss du es auf, mein Junge. Ich hatte genug.«
    »Was soll ich dir morgen mitbringen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, dass du dir darüber Gedanken machen musst.«
    »Aber Großvater   …«
    Er streckte die Hand aus und strich mir über den Kopf. »Ich war nie die Sorte Kerl, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Das hat deine Großmutter weiß Gott verrückt gemacht. Die Sache ist   … das Leben wäre ziemlich sinnlos ohne andere Menschen   – also, wichtige Menschen. Und wenn ich wichtig sage, dann meine ich, na ja, die Menschen, die wir   … lieben. Worauf ich hinauswill, Sam, ist, dass es ein großes Vergnügen war, dich kennenzulernen. Ich war immer so stolz darauf, einen solch   … einen solch wundervollen Enkel zu haben. Ich bin wirklich sehr   … vernarrt in dich, weißt du. Und ich möchte dir einfach nur sagen, dass   …«
    »Ich habe dich auch lieb, Großvater.«
    »Ja, okay   … das ist gut.« Er sah beinahe so erleichtert aus, wie ich es gewesen war, als Mum mir versichert hatte, dass ich auf Tante Lucys Hochzeit nicht die Ringe auf einem Kissen in die Kirche tragen musste.
    »Nun, hast du es schon gelesen?«
    Ich hatte es die ganze Woche in meinem Rucksack mit mir herumgetragen, doch ich war in einer solch schlechten Verfassung, dass ich mich nicht dazu aufraffen konnte, seine Geschichte zu Ende zu lesen.
    »Tut mir leid, Großvater. Ich hatte   … so viele Sachen im Kopf.«
    »Ja, das sehe ich«, sagte er, »aber du
musst
es zu Endelesen. Ich kann nicht zur Ruhe kommen, bevor ich die Dinge nicht ins rechte Licht gerückt habe. Ich möchte, dass du die Wahrheit kennst.«
    »Kannst du es mir nicht jetzt erzählen?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Na los! Ich würde den Rest der Geschichte wirklich gerne hören.«
    »Ich vermute   …« Nachdem er überzeugt davon war, dass sich niemand hinter dem transportablen Toiletten-Ding versteckte, drehte er sich zu mir und nickte. »Bis wohin bist du gekommen, mein Junge?«
    »Du bist kurz davor, auf das Schiff zu gehen.«
    »Ah ja«, sagte er und versuchte, sich in seinem Kissenberg aufzurichten. »Wir gingen in Algier an Bord der
HMS Thanatos
. Ich erinnere mich noch, dass ich dachte, wie dünn die Panzerung aussah. Fast wie eine Büchse Sardinen. Natürlich sind schwach gepanzerte Kreuzer dafür gemacht, dass sie schnell vom Fleck kommen, und sie haben kein Extragewicht wie stark gepanzerte Kampfschiffe.«
    »Ja, aber was ist passiert?«
    »Wie Kapitän Brady sagte   – wir hatten kaum Zeit, unsere Hängematten zu schwingen, da sind wir schon Richtung Taranto

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