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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u
Autoren: Simon Packham
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gerast, um die italienische Küste zu bombardieren. Diese Schiffsgeschütze machten einen Höllenlärm. Ungefähr so wie Sprengstoff, der in einem Mülleimer losgeht.«
    »Und was ist mit   –«
    »Habe ich das Essen erwähnt?«
    »Nein, Großvater.«
    »Eigentlich war es gar nicht so schlecht, wenn mandie Umstände bedenkt.« Seine Augen leuchteten ein wenig. »Hering in Tomatensoße, Soja, Schiffszwieback natürlich   – ich war richtig verrückt danach. Und wenn du wirklich verzweifelt warst, konntest du immer ein paar Nuttys kriegen.«
    »Was ist das?«
    »Seemanns-Schokolade; das ist ungefähr so, als würdest du fest gewordenen Kakao essen, obwohl, seltsamerweise, komplett ohne Nüsse.«
    »Erzähl mir von Tommy Riley, Großvater. Wie ist er damit fertiggeworden, auf hoher See zu sein?«
    »Wie eine Ente mit dem Wasser! Komisch, oder? Wir hatten natürlich alle unseren eigenen Bereich. Tommy war clever, hatte das Zeug zum Offizier. Also gaben sie ihm einen Job unten in der Sendestation.«
    »Und was war mit dir?«
    »Ich war Beobachter auf der Brücke und Sharky Beal war mein Leser.«
    »Leser?«
    »Ja. Ich saß hinter einem feststehenden Feldstecher. Immer, wenn ich einen feindlichen Flieger erspähte, musste ich »Flugzeug« brüllen. Sharkys Aufgabe war es, den Winkel abzulesen, damit wir unsere Geschütze auf das Ziel richten konnten. Er war nicht allzu glücklich damit.«
    »Warum nicht?«
    »Er meinte, dass er nicht sonderlich viel Kampfgeschehen zu sehen bekam, wenn er sich ›hinter einem verdammten Feldstecher verstecken musste‹. Allerdings war der ein großartiges Stück Technik.«
    »Wie meinst du das?«
    »Dieser Feldstecher war so genau, dass du, wenn du in die Ferne geschaut hast, wirklich sehen konntest, dass die Welt rund ist. Wenn du ein Schiff am Horizont erspäht hast, bog sich das Heck um die Krümmung der Erde, fast als würde es von den Grenzen der Welt abrutschen.«
    Er gähnte und glitt ein wenig in seine Kissen hinunter.
    »Ja, aber was ist das große Geheimnis, Großvater? Ich dachte, du wolltest mir davon erzählen.«
    Die Kriegsverletzung unter seinem linken Auge nässte ein wenig. Sie tat das manchmal immer noch, selbst nach mehr als sechzig Jahren.
    »Es begann alles, als wir uns für einen Kesselreiniger auf den Weg nach Alexandria machten. Dort entstand auch das Foto. Heute kann ich es seltsamerweise kaum ertragen, es anzusehen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es mich daran erinnert, wann ich das letzte Mal in meinem Leben wirklich glücklich war.«
    »Was ist passiert, Großvater? Bitte, du musst es mir sagen.«
    Er starrte in die Ferne. »Es war das erste Mal, dass wir echtes Kampfgeschehen sahen. Weißt du, wir drei haben Karten gespielt, als   … als   …«
    »Großvater, Großvater   … Großvater?«
    Sein Kopf fiel auf die Brust und aus seiner Kehle drang ein unheimliches Pfeifen.
    »Wach auf, Großvater. Erzähl mir wenigstens noch das Ende der   …«
    Das hatte er liebend gern getan, als ich klein war: Vorgeben, mitten in der Geschichte eingeschlafen zu sein, um sich zu vergewissern, dass ich noch zuhörte. Dannwachte er plötzlich wieder auf und erschreckte mich zu Tode. Doch dieses Mal war es echt. Ich wusste, dass ich ihn nicht wecken sollte, deshalb nahm ich vorsichtig seinen Kopf und bettete ihn bequemer auf sein Kissen.
    Als ich auf Zehenspitzen zur Tür schlich, verspürte ich plötzlich dieses Verlangen, etwas zu tun, das ich seit Jahren nicht getan hatte. Großvater bevorzugte einen festen Händedruck oder einen Klopfer auf den Rücken, doch er konnte ja nicht viel dagegen machen. Also beugte ich mich über ihn und gab ihm einen Kuss auf seine raue Wange. Er roch nach dieser lustigen Seife, die sie früher immer gehabt hatten.
    »Mach’s gut, Großvater. Wir sehen uns morgen.«
    18.18   Uhr
    Mum hatte versprochen, spätestens um halb fünf draußen zu sein, aber an ihrer Tür hing noch immer das »Bitte nicht stören«-Schild und gelegentlich drangen erhobene Stimmen auf den Flur.
    Dads Handy war wieder aus, also hinterließ ich ihm eine weitere Nachricht. »Hi Dad, ich bin’s noch mal. Tut mir leid, aber ich mache mir wirklich Sorgen um Großvater. Er sah heute so krank aus. Und er sagt mir ständig, dass er   … Kannst
du
mit ihm sprechen? Bitte, Dad   … Oh, und Dad   – viel Glück für das Rennen morgen.«
    Ich versuchte, nicht an den
Belfast -Ausf
lug zu denken, indem ich Tetris auf meinem Handy spielte. Doch es half nichts, meine
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