Commander Perkins 02 - Planet der Seelenlosen
hatte ihm gesagt, daß diese Sterne Sonnen seien, so wie die rote Riesensonne Tholka. Doch wirklich vorstellen konnte Talvoran sich so etwas nicht.
Je länger Ralph mit Talvoran redete, desto mehr Sprachinformationen erhielt Camiel. Daher wurde seine Übersetzung immer fließender.
Gleichzeitig erfaßte Ralph den Sinn von einigen Worten, so daß er sich nicht nur auf den Roboter stützen mußte.
Er war begeistert von der Fremdartigkeit Talvorans, die nicht nur durch sein Äußeres, sondern auch durch die Art zu denken zum Ausdruck kam.
Talvoran erwies sich als außerordentlich intelligent. Trotzdem hatte er große Schwierigkeiten, Ralph zu verstehen.
Bei dieser Unterredung vergaß der terranische Junge Commander Perkins und Major Hoffmann völlig. Erst als Talvoran seine Begleiter erwähnte, und damit zu erkennen gab, daß er recht genau Bescheid wußte, erinnerte er sich an sie. Erschreckt sprang er auf. Er blickte auf seinen Chronometer.
"Meine Güte", rief er entsetzt. "Wir sitzen hier nun schon seit mehr als einer Stunde zusammen und reden, während ich Randy versprochen habe, vor dem Haus auf ihn zu warten. Er sucht mich bestimmt schon. Ich muß nach ihm sehen, Talvoran. Bitte, komm mit uns."
"Von welchem Haus sprichst du?" fragte der altanische Junge. Ralph beschrieb es ihm, und Talvoran erhob sich.
"Du wirst deine Freunde nicht wiedersehen", erklärte er ruhig.
"Was soll das heißen?"
"Die Anderen sind in Telte", erwiderte Talvoran. "Ich bin sicher, daß sie deine Freunde gefangengenommen und weggebracht haben."
"Wieso sagst du das erst jetzt?" fragte Ralph zornig. "Wer sind die Anderen? Warum sollten sie Randy und Peter wegbringen?"
"Du brauchst dir keine Sorgen um deine Freunde zu machen. Sie sind Freie und können sich selbst helfen."
Ralph packte Talvoran bei den Armen, doch jetzt sprang der Altaner rasch zurück und streifte die Hände ab, die ihn halten wollten.
"Tu das nicht noch einmal", rief er erregt und griff nach der Waffe, die auf dem Tisch lag.
"Ich wollte dich nicht beleidigen", beteuerte Ralph. "Verzeih mir."
"Ich mag so etwas nicht."
"Aber versteh doch, Talvoran. Ich will nicht von meinen Freunden getrennt werden, und ich muß wissen, was hier überhaupt los ist. Wieso bist du sicher, daß sie weggebracht werden?"
"Die Anderen kommen nur selten in die Stadt, aber wenn sie kommen, muß ich mich verstecken. Sie sorgen für Ordnung. Hin und wieder gibt es Freie wie mich. Wenn sie sich in Telte verbergen wollen, benachrichtigt die Wahrsagerin den Großen. Er schickt die Anderen, und diese nehmen die Freien mit. Als Gefangene."
Die verschiedenen Begriffe, die Ralph gehört hatte, verwirrten ihn. Er verstand nicht, was Talvoran meinte.
"Du bist ein Freier?" fragte er. "Aber dich verrät die Wahrsagerin nicht?
Warum nicht?"
"Sie ist meine Mutter."
"Wohin werden meine Freunde gebracht?"
"Das weiß ich nicht", antwortete Talvoran. "Ich weiß nur, daß sie zurückkehren, aber dann werden sie keine Freien mehr sein. Sie werden so sein wie die anderen da draußen. Stumpf und leer. Ohne Seele."
Entsetzt blickte Ralph sein Gegenüber an. Endlich begriff er. Die
"Anderen" waren offenbar die Jäger des Großen, dem es darauf ankam, alle Bewohner dieses Planeten in einen Zustand geistiger und seelischer Unfreiheit zu versetzen. Talvoran war anders als die anderen Bewohner dieser Stadt. Er war frei und von dem Großen unbeeinflußt. Das hatte er vermutlich seiner Mutter, der Wahrsagerin, zu verdanken, die sonst alle Freien an den Großen auslieferte.
Ralph fühlte, wie es ihm kalt über den Rücken lief, als ihm diese Zusammenhänge klar wurden. Er wurde sich bewußt, daß er nun neben Talvoran der letzte Freie von Telte war. Mußte er nicht damit rechnen, daß die Wahrsagerin ihn an den geheimnisvollen Großen verriet?
Alles hing von Talvoran ab. Wie würde er sich verhalten? Kam es ihm darauf an, für einige Zeit einen Freund zu gewinnen, den er dann doch irgendwann an den Großen auslieferte?
"Wir gehen zu meiner Mutter", bestimmte Talvoran.
Die Wahrsagerin
Talvoran schob die Waffe unter das Tuch, das er sich um den Oberkörper geschlungen hatte. "Kommt", sagte er. "Es ist nicht weit."
Ralph zögerte. Er hatte Angst, der Wahrsagerin zu begegnen. Er fürchtete, daß sie mit den Plänen ihres Sohns nicht einverstanden war.
Er wollte Commander Perkins und Peter Hoffmann helfen. Noch zweifelte er, daß es den Anderen wirklich gelungen war, die Freunde zu überrumpeln.
Commander
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