Commander Scott 05 - Juwel Des Verderbens
hatte: sorgfältig gezeichnete Sternkarten und geeichte Instrumente, ein Spektroskop und Kellslampen mit radioaktiven Isotopen.
Das waren seltsame Geräte in einem Palast, der durch Fackeln und Laternen erleuchtet wurde. Waren das Geschenke dankbarer Kunden? Oder gar Bestechungen?
Luden betrachtete eine Sternenkarte und entdeckte das chambodische Symbol. Beiläufig sagte er: »Ich könnte Ihnen noch etwas Besseres geben. Wer richtig, prophezeien will, braucht zuverlässige Unterlagen.«
Denog Wilde ging nicht auf diese Anspielung ein. Er stand hinter einem Tisch, auf dem nur ein Totenkopf lag. Eine Schale mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit stand neben einer Schüssel, aus der ein dünner Rauchfaden aufstieg.
»Unterbreche ich Sie bei Ihrer Arbeit?«
»Die Tat ist vollbracht. Was wünschen Sie?« Er blinzelte, als ihm Luden sein Anliegen vortrug. »Um den Schleier zu zerreißen, braucht man lange, kostspielige Vorbereitungen Und die Gefahr ist sehr groß. Wenn man die Seele aus einem Körper herausreißt und an einen anderen Ort versetzt, ist das Schicksal selbst am Werk. Ich fürchte, ich kann Ihrem Herrn nicht helfen.«
»Ich habe einen Zauber, der mindestens so gewaltig ist wie Ihrer«, erwiderte Luden leise. »Damit kann ich durch den Weltraum reisen und den Gehorsam der Menschen prüfen. Wir nennen dieses Zaubermittel Geld. Und ich habe noch so einen Zauber. Ein Mittel, um Sie in die ewige Dunkelheit hinunterzuschicken. Wir nennen diesen Zauber den Tod. Sie haben die Wahl, für welches von beiden Sie sich entscheiden wollen.«
»Wollen Sie mir drohen?«
Luden betrachtete schweigend den Albino. Dieser Mann, das spürte er, hatte gewisse telepathische und hellseherische Fähigkeiten. Und da er auch noch als Albino ein Außenseiter war, konnte er sich in dieser Kultur nur als Wahrsager und Seher behaupten.
»Sie drohen mir«, wiederholte Denog Wilde. »Ich lese es in Ihrem Herzen und in Ihren Augen. Wie können Sie, ein alter Mann, sieh erdreisten, gegen die Mächte aufzustehen, die mir helfen, das Schicksal dieser Welt zu bestimmen?«
Luden hob die rechte Hand. Der winzige Laser, den er an seinem Handgelenk trug, erzeugte kein Geräusch und verriet sich auch nicht durch den üblichen roten Leitstrahl. Als er die Muskeln anspannte, erschien ein Loch in dem Totenkopf. »Das hätte auch Ihr Kopf sein können«, sagte Luden mit sanfter Stimme. »Warum haben Sie dem Herrscher geraten, den Edelstein zu verwenden?«
»Wenn alle anderen Zeichen versagen, ist das Juwel unsere letzte Zuflucht.«
»Hat jemand Ihnen geraten, Umed Khan dieses Mittel vorzuschlagen?« fragte Luden, als die Augen des Albinos sich auf die Sternenkarte der Chambodier richtete. »Vielleicht der Gesandte von Chambodia?«
»Ich dachte, Sie wären gekommen, um mich um Hilfe zu bitten.«
»Und Sie werden mir diese Hilfe auch nicht verweigern.« Wieder gähnte ein Loch im Totenschädel, genau unter dem ersten. Ludens Stimme wurde so hart und brüchig wie die Knochen des Schädels. Wenn er auch nicht mehr jung war, so waren seine geistigen Kräfte und sein Mut so frisch wie eh und je. »Rede, verdammt noch mal! Rede, ehe ich dir die Augen aus dem Kopf brenne!«
»Wir hatten eine geheime Verabredung«, gab der Albino zu. »Rem Naryan besuchte mich und gab mir bestimmte Gegenstände.« Wieder glitt sein Blick zu den geeichten Meßgeräten und der Sternenkarte. »Er interessierte sich für meine magischen Künste und erbat sich Amulette, damit er sein Anliegen bei Hof auch glücklich zu Ende bringen könnte. Er wußte Bescheid über den Edelstein. Ich habe ihm nichts davon verraten. Er deutete an, daß die Verwendung des Edelsteins von Nutzen sein könnte. Das war alles. Ich schwöre es!«
Natürlich hatte ihm der, Albino die Hauptsache verschwiegen. Ganz offenbar hätte der Albino, geschmeichelt von den Geschenken des fremden Gesandten, das Geheimnis des Edelsteins ausgeplaudert. Denog Wilde würde jetzt niemals zugeben, daß er ein bißchen zu nachlässig mit Staatsgeheimnissen umgegangen war.
»Ich hätte die Verwendung des Edelsteins auf jeden Fall vorgeschlagen«, fügte der Albino hinzu. »Das Horoskop des Herrschers von Jarhen forderte dieses Mittel der Schicksalsentscheidung. Ich wäre pflichtvergessen gewesen, wenn ich ihm das verschwiegen hätte.«
»Hast du Rem Naryan das Juwel gezeigt?« fragte Luden.
»Nein, das ist unmöglich. Es wird streng bewacht.«
»Aber er bat dich darum, es ihm zu zeigen?«
»Ja.«
»Und du
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