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Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Titel: Commander Scott 09 - Der Psi-Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Kern
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Die Schwester stammelte verwirrt. Sie zitterte, so daß die Röhrchen auf dem Tablett anhaltend klapperten. »Das ist Mr. Deller - unser Oberpfleger.«
    »So?« Stirnrunzelnd musterte Scott den Ohnmächtigen, der schwer und rasselnd atmete. Nein, kein Schädelbasisbruch - sonst wären die Augenhöhlen schon von Blutergüssen verquollen gewesen. Höchstens eine Gehirnerschütterung. Er hatte anscheinend mehr Glück als Verstand gehabt - vielleicht auch mehr als er verdiente. Nicht jeder, der überraschend in Scotts Fäuste geriet, kam so glimpflich davon. Schon mancher Gauner hatte seine Vermessenheit, den Commander als leicht zu überrumpelndes Opfer zu betrachten, mit dem Leben bezahlen müssen. »Benachrichtigen Sie Professor Wellington«, forderte er die Schwester auf. »Ich bin in Zimmer 29. Es ist dringend.«
    Das Mädchen stotterte etwas, das wohl als Bestätigung gedacht war, und entfernte sich eilig.. Scott betrat das Zimmer, schaltete die Beleuchtung ein und sah sich kurz um. Tatsächlich handelte es sich um ein zur Zeit unbewohntes Krankenzimmer. Es konnte kaum einen Zweifel geben - dieser Mann, angeblich der Oberpfleger der Asteroidenklinik, hatte ihn in der Absicht in diesen Raum gelockt, ihn buchstäblich um einen Kopf - seinen Kopf - kürzer zu machen. Und das mit einem Elektromesser - der Tatort hätte anschließend einem Schlachthaus geähnelt. Scott knurrte grimmig.
    Vom Korridor erscholl ein dumpfes Stöhnen. Scott ging hinaus. Der Mann regte sich schwerfällig. Seine Lider flatterten. Offenbar kam er allmählich wieder zu Bewußtsein. Also konnte er kaum innere Verletzungen erlitten haben. Scott beschloß, keine Zeit zu verlieren. Er packte den Mann am Kittel, richtete ihn auf und lehnte ihn gegen die Wand. Ächzend schlug der Bursche die Augen auf und stierte Scott verständnislos an. Der Commander gab ihm eine klatschende Ohrfeige.
    »Gnade....« Deller - falls er es wirklich war - wankte hin und her, und es schien, als wolle er alsbald wieder zu Boden fallen. »Ich sage alles... ich spreche freiwillig«, sprudelte es über seine aufgesprungenen Lippen. »Ich gestehe...«
    »Dazu erhalten Sie Gelegenheit«, kommentierte Scott zornig das Geplapper. Am Kragen zerrte er den Attentäter in das Zimmer mit der Nummer 29 und stieß ihn rücklings in den Sessel, in dem der Mann jämmerlich stöhnend zusammen sank. Scott grub die Finger seiner Rechten in den gelichteten Haarschopf des anderen und bog den Kopf weit zurück. Aus unmittelbarer Nähe begutachtete er Halsansatz, Mundwinkel, Augenpartien, Nasenflügel und Ohren, ohne sich vom Gewinsel des dicken Schwächlings stören zu lassen. Obwohl er seine Augen erheblich strapazierte, vermochte er keine Spur von jenen haarfeinen Narben zu entdecken, die eine kosmetische Operation zurückließ, Dieser Mann war entweder Oberpfleger Deller oder nicht, und die rothaarige Schwester hatte ihn so genannt. Keinesfalls aber war es ein Fremder in der Maske des Oberpflegers Deller. Das grobschlächtige Gesicht war einwandfrei. Unwillig ließ Scott den Mann los, kehrte ihm verächtlich den Rücken zu und schob die Hände in seine Taschen. Wie auch sein wirklicher Name lautete, dieser schlaffe Kerl war kein berufsmäßiger Krimineller, kein honorarträchtiger Killer, kein kaltblütiger Gangster. Der Anschlag war anfängerhaft vorbereitet und stümperhaft ausgeführt worden - und deshalb mißlungen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hatte der Mann seine Absicht, ihn zu ermorden, zwar vorsätzlich, aber überstürzt und in panikartigem Zustand gefaßt. Das bedeutete andererseits, daß er, Scott, der Anlaß seiner Verstörung, seines schlechten Gewissens war. Nun, von diesem Waschlappen würde man rasch alles erfahren, das eine Klärung ermöglichte.
    Zweifellos, das Attentat hatte ihm gegolten. Ein Irrtum war unmöglich. Die Stimme aus dem Lautsprecher -höchstwahrscheinlich die des Oberpflegers, falls er keine Komplizen besaß - hatte seinen Namen genannt. Aber das mußte nicht zwangsläufig bedeuten, daß der Mordversuch mit dem mysteriösen Fall in Zusammenhang stand, den er gegenwärtig bearbeitete. Dieser Mann war beileibe nicht der richtige für eine große, verästelte Sache, die viel Geschicklichkeit erforderte.
    Scott vermochte eine gewisse Enttäuschung nicht zu unterdrücken. Endlich geschah etwas, und nun... Er war fest überzeugt, vor einer Sackgasse zu stehen.
     
    *
     
    »Lieber Mr. Deller! Was haben Sie nur getan?!« Professor Wellington

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