Commander Scott 11 - Versklavte Erde
Körper stürzte zu Boden; ihre Waffen klirrten, das Lederzeug ihres Harnisches knarrte. Als Natalie den Mund zu einem Kreischen öffnete, tat Scott einen Schritt vorwärts und drückte die Mündung des Nadlers an ihre Kehle. »Kein Geschrei, Hohe Dame«, sagte er grimmig. »Jarl?«
Luden war an der Zeltklappe. »Niemand kommt, Barry, aber außer Hörweite warten etliche Wachen.«
»Das sind die Wächter. Bitte, erschießt sie nicht«, bat Royce und schluckte heftig.
»Diese hier bringe ich um, wenn es mir nötig erscheint.« Scott verriet natürlich nicht, daß die Pfeile harmlos waren. »Dich auch, wenn du nicht helfen willst. In diesem Schrank sind Kleider. Die holst du heraus. Und Geld, wenn du hast. Gibt es Landkarten?«
»Nur von diesem Gebiet. Sie sind im Pavillon.«
»Die kannst du lassen.« Scott sah die Frau an. Wie betäubt und erstarrt vor Entsetzen stand sie da. »Hör mal, Hohe Dame, wir verlassen dich jetzt, und du wirst uns dabei sogar helfen. Und auch dein Gefährte. Hast du begriffen?«
Ja, sein Mund war grausam, das sah sie jetzt. Und seine Augen sprühten wütende Blitze. Zum erstenmal in ihrem Leben hatte sie Angst vor einem Mann, denn jetzt waren ihr Geschlecht und ihr Rang kein Schutz. Es nützte auch nichts, daß sie einsah, welch eine Närrin sie gewesen war. Man hätte sie durchsuchen müssen. Aber wer wäre schon auf die Idee gekommen, daß ein Mann soviel wagen würde?
»Und jetzt frage ich dich noch einmal: Begreifst du, daß du es sehr bedauern wirst, wenn du nicht tust, was wir sagen?«
Sie nickte und schluckte heftig. »Was habt ihr vor?«
»Du hast einen Luftwagen. Den werden wir benützen. Jarl?«
»Fertig, Barry.« Auch Luden hatte sich verändert. Seine magere Gestalt war jetzt in dunkelbraune Kleider gehüllt, und Royces Insignien prangten auf seiner Brust. »Ich passe auf, bis du soweit bist.« Während Barry Scott sich umkleidete, fragte Royce sichtlich erschüttert: »Seid ihr Freimänner?«
»Freie Männer sind wir, jawohl aber nicht so, wie ihr das versteht. Auf unserer Welt läßt sich kein Mann wie ein Hund behandeln.«
»Da seid ihr aber sehr glücklich.«
»Nicht glücklich, nur normal. Wer achtet schon eine Türmatte? Eine Frau am allerwenigsten. Du solltest das nie vergessen.« Scott ging zum Zeltausgang; die braunen Kleider waren ihm an den Schultern und am Rückenziemlich eng. Draußen waren Schatten zu erkennen. Einer dieser Schatten kam näher. Es war eine Frau.
»Hohe Dame?«
»Antworte ihr«, herrschte Luden sie an und hob den Nadler, so daß sie in die Mündung schauen konnte. »Schnell!
»Ist schon in Ordnung!« rief Natalie. »Geh wieder auf deine Station!«
»Royce, kannst du den Luftwagen fliegen?« fragte Scott. »Gut. Wir werden nun gemeinsam das Zelt verlassen und zum Luftwagen gehen. Kannst du Befehle erteilen, die man auch befolgt?« Er spürte die Unentschlossenheit des anderen, sein Zögern, seine Unterlegenheit zuzugeben. »Ist auch egal. Die Frau kann es tun. Sag es ihr.«
»Das ist nicht nötig. Ich habe es ja gehört.«
»Gut. Dann gehen wir. Machst du. Schwierigkeiten, schieße ich. Jarl, paß auf den Mann auf. Fertig?« Für Natalie war es ein sehr merkwürdiger Weg. Scott ging neben ihr, und sie wußte, daß er seine Drohung wahrmachen würde. Darüber war sie wütend, denn die Beleidigung war unverzeihlich. Aber wie merkwürdig! Seine Nähe strahlte etwas, aus; Stärke, die sie anrührte, die in ihrem Unterbewußtsein etwas Urtümliches weckte. Solche Männer, das wußte sie, waren früher unerläßlich gewesen zur Erhaltung einer Rasse. Das waren die Krieger, die ihre Frauen und Kinder beschützten; Jäger, die sie mit der nötigen Nahrung versorgten; ein Turm der Stärke gegen die Gefahren des Unbekannten. Sicher, das gab es heute alles nicht mehr, aber der alte, der urzeitliche Wunsch war noch immer da.
Wäre Royce so, wie Scott, hätte sie ihn dann auch so brutal zurückgewiesen, weil er ihr mehr sein wollte, als er war?
Gleichsam unbeteiligt sah sie, wie Royce den Luftwagen bestieg. Luden folgte, dann schob Scott sie zum Wagen. Es war das erste daß er sie tatsächlich berührte. Seine Hand war ebenso stark wie sein Gesicht.
Sie waren in der Luft. Die Maschine surrte, und das Lager unten fiel zurück. »Und wohin soll ich euch bringen?« fragte Royce, der am Steuer saß. »In eine möglichst große Stadt.« Luden warf einen Blick auf die Karte, die sich an der Wand abrollte. Der Lichtpunkt gab die genaue Position des
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