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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Gesicht.
    Ich beuge mich über den Kadaver. Er hat Handschellen an den Gelenken, die Füße sind mit Eisendraht gefesselt. Seine großen Augen, in denen sich noch die Qualen der Folter spiegeln, scheinen mich verstohlen zu mustern.
    Der Gendarm warnt mich: »Fassen Sie ihn nicht an. Er ist vermint.«
     
    Zwei Tage später, als ich gerade versuche herauszufinden, was die Bucht von Algier so mürrisch aussehen läßt, und mir die Nase am Fenster meines Büros plattdrücke, bekomme ich einen Anruf von Anissa, der Gummipuppe vom Cinq Etoiles.
    »Ich habe gehört, daß Sie bei Madame Fa Lankabout eingeladen sind, Kommissar.«
    »Richtig. Aber ich denke, daß ich wegen meines Magengeschwürs nicht hingehen werde. Wenn du keinen Begleiter hast, kann ich das arrangieren. Ich habe einen Leutnant, der gerne aufsteigen würde.«
    Der Atem der Kleinen beschleunigt sich. »Ich muß auflegen«, japst sie mit sich überschlagender Stimme. »Wir treffen uns bei Madame Lankabout, Kommissar. Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen.«
    »Kannst du mir nicht den Weg ersparen und es mir jetzt schon sagen?«
    »Kann ich nicht. Bis heute abend.«
    Sie legt auf.
    Lino macht eine fragende Handbewegung. »Eine Dame gibt einen Empfang.«
    »Wann?«
    »Heute abend.«
    »Hast du ein Schwein, Kommy!«
    »Wenn du willst, nehme ich dich mit.«
    Der Bleistift, an dem er gerade kaut, entgleitet ihm. »Du brauchst mich nicht zum Narren halten. Das ist nicht nett.«
    »Mein Wort gilt.«
    »Wirklich, ganz im Ernst? Du lädst mich zu einem Empfang ein, mit Mädels und allem Drum und Dran?«
    »An deiner Stelle würde ich gleich loslaufen und mir ein Päckchen Kondome besorgen.«
    Mein Leutnant kann es gar nicht glauben. Er ist so zufrieden, daß er fast an die Decke springt.
     
    10
     
    Wenn es um ein Rendezvous geht, zögert Lino nicht, sein Sparschwein zu schlachten. Dieses Mal bin ich sicher, daß er auch an die Ersparnisse seiner alten Dame gegangen ist. Er ist aufgeputzt wie ein Pfau: kirschfarbenes Jackett, italienische Schuhe, britische Krawatte, Pomade. Eine Revolution. Mit äußerster Sorgfalt säubert er den Sitz, bevor er in meine alte Karre steigt. »Womit hast du dich denn eingeräuchert?« frage ich, als ich starte.
    »Oha, du hast etwas gegen deinen Schnupfen getan, Chef! Das ist ein Parfüm aus Paris.«
    »Aus dem Versuchslabor?«
    »Von wegen!« entrüstet er sich. »Mit Markenzeichen und allem, was dazugehört.«
    Ich überhole einen Lastwagen und stelle fest: »Du hast dich in der Flasche geirrt, mein Lieber. Nach der Fliege zu schließen, die dort auf dem Armaturenbrett im Koma liegt, bist du sicher an ein Insektizid geraten.«
    Lino kichert mit Blick auf meinen Anzug, dem man die Unbestechlichkeit seines Trägers aus weiter Ferne ansieht: »Gib zu, daß du auf mein Outfit eifersüchtig bist, Chef!«
    Wir treffen kurz nach Einbruch der Dämmerung bei Madame Fa Lankabout ein. Lino kann es nicht fassen, daß in einem Land, in dem Krieg herrscht, ein solcher Prunk existiert. Offen gestanden habe ich ihn ja auch mitgenommen, um ihn wachzurütteln. Viel zu lange schon bekommt er den Schädel mit Schlagworten und dummen Sprüchen über Rechtschaffenheit und Transparenz vollgestopft.
    Madame Fa ist phänomenal. Ihre Maskenbildner haben sich selbst übertroffen. Eingehüllt in ein schmuckdurchwobenes Kleid, sieht sie aus wie Fleischwurst in Zellophan. Sie wird dermaßen umworben, daß sie für mich nur ein flüchtiges Lächeln übrig hat.
    Von den läufigen Weibchen in Bann geschlagen, benimmt Lino sich wie ein Schoßhündchen: er wedelt enthusiastisch mit dem Schwanz. Er wirft einen Blick auf das Dekollete der einen und die Hüften der anderen und schluckt dabei, bis ihm fast der Adamsapfel steckenbleibt.
    »Was für ein Gestüt! Was meinst du, habe ich eine Chance, eines von diesen Pferdchen zu satteln, Kommy? Ich kneife mir meinen Schniedel schon so lange zusammen, daß ich statt seiner bald eine verschrumpelte Essiggurke haben werde.«
    »Du mußt dich nur bedienen. Aber hüte dich vor den schweren Höschen.«
    »Vor was?«
    »Vor den Transvestiten, Idiot.«
    Er zwinkert und gibt ungeniert zu:
    »Ach weißt du, ich bin nicht so anspruchsvoll.«
    Ich versuche, Anissas niedliche Larve in diesem Puzzle der Reize zu sichten. Sie ist unauffindbar. Ein sanfter Zusammenstoß bringt uns mit zwei wunderbaren Kreaturen in Kontakt, die gerade soviel auf dem Körper tragen, um nicht die Sittenpolizei auf den Plan zu rufen. Die Rothaarige windet sich wie

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