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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Papa.«
    »Ich habe dir doch gesagt, es ist nicht deine Schuld. Wohin soll es denn gehen?«
    »Tamanrasset. Ich habe Freunde da. Ich finde sicher Arbeit.«
    »Daran zweifle ich nicht.«
    Wortlos schauen wir uns an. Schließlich breite ich die Arme aus, und er schmiegt sich an mich. Er hat sehr abgenommen, mein Großer.
    Mina ist vom Weinen ganz naß. Eine Mutter vergießt in Freude und Schmerz die gleichen Tränen.
    Er nimmt seine Koffer. Ein furchtbarer Augenblick. Ein Teil meines Fleisches löst sich von mir. Ich fühle mich schwach.
    »Ruf von Zeit zu Zeit mal an.«
    »Versprochen.«
    Er geht noch einmal auf seine Mutter zu, umarmt und küßt sie zum Abschied. Löst sich von ihr. Sicher, die Flut wird uns ein paar Muscheln anschwemmen, an denen sich unsere Erinnerung festhalten kann, doch das, was sie uns nimmt, ist unersetzlich.
    »Paß auf dich auf, mein Sohn.«
    Er nickt.
    Ein kleines Lächeln, und der Aufzug entführt ihn unseren Blicken.
    Nie spürt man eine tiefere Resignation, als wenn sich eine Tür hinter jemandem schließt, der uns im gleichen Moment schon fehlt, da er uns verläßt.
     
    9
     
    Aus purem Zufall platzen Lino und ich in ein wildes Durcheinander in der Cite des Oliviers. Nicht weniger als fünf Polizei- und zwei Zellenwagen mit wild blinkenden Blaulichtern und zersplitterten Fensterscheiben stehen um den Rohbau einer Villa. In der Deckung einer Motorhaube sitzt schwitzend Inspektor Serdj, in einer Hand einen Lautsprecher, in der anderen eine Pistole. Bei meinem Anblick ist er so unglaublich erleichtert, als hätte mich der Himmel geschickt.
    »Was ist los?« frage ich, während ich mich an seine Seite drücke.
    »Eine Bande von Terroristen hat die Post von Bab Llyb überfallen. Ein Anrainer hat gesehen, was passierte, und uns gleich alarmiert.«
    »Wie viele sind es?«
    »Drei. Sie haben eine Geisel umgebracht« - er zeigt auf die Leiche eines Jugendlichen neben einer Betonmischmaschine - »und einen meiner Leute verletzt.«
    Ich ziehe die Pistole und stelle das Periskop auf, um das Gelände zu erkunden. Eine Salve zerschmettert die Windschutzscheibe über meinem Kopf.
    »Sind sie schon lange da drinnen?«
    »Ungefähr eine Stunde. Sie wollen sich nicht ergeben. Eine von ihnen ist ein Mädchen.«
    »Halten sie noch andere Personen fest?«
    »Den Maurer und seinen Sohn.«
    »Bewaffnung?«
    »Zwei Kalaschs und eine Pumpgun.« Leutnant Chater aus der Ninja-Einheit robbt zu uns her.
    »Willkommen auf dem Schrottplatz, Kommissar.«
    »Wie sieht’s denn aus?«
    »Die sind stoned. Wir können sie kriegen. Ich habe zwei Scharfschützen dort drüben postiert, einen auf dem Dach und zwei weitere da oben.«
    »Du hättest noch einen weiteren für dort drüben hinstellen können«, bemängle ich, eigentlich nur, um meine Autorität zu unterstreichen.
    »Toter Winkel.«
    Aus einem der Fenster beginnt Rauch aufzusteigen.
    »Sie verbrennen gerade das Geld aus der Post«, erklärt mir Chater.
    »Diese Mistkerle! Womit sollen wir jetzt die Schulden beim Internationalen Währungsfonds zurückzahlen?«
    Ich greife zum Lautsprecher.
    »Sie vergeuden nur Ihre Zeit, Kommissar.«
    »Nur, damit ich nachher kein schlechtes Gewissen habe.«
    Wir werden von neuem unter Beschuß genommen. Die Autos scheppern unter den Einschlägen. »He, Taghout !« schreit das Mädchen. [* Arabisch für >Diktator<. Wird von den Islamisten für alle Angestellten der Regierung verwendet, bis hin zu den kleinsten Polizisten.] »Wir haben einen Alten und seinen Bastard hier. Entweder ihr verschwindet, oder wir kastrieren sie, dann schneiden wir ihnen die Finger ab, danach die Ohren und die Zehen, bis nichts mehr da ist, was man abschneiden könnte. Wenn ihr in fünf Minuten noch da seid, wandert der erste in den Kochtopf.«
    »Die machen keinen Spaß.« Serdj gerät in Panik. »In weniger als fünf Minuten werden sie der ersten Geisel die Knochen auslösen.«
    »Die werden wir uns doch nicht durch die Lappen gehen lassen!« empört sich Chater. »Das sind wandelnde Henker.«
    »Vier Minuten fünfundvierzig. Wir müssen uns beeilen, Leute.«
    Ich gebe Lino ein Zeichen. Er springt aus dem Auto und legt einen überraschend schnellen Slalom hin. Hinter einem Reifen geht er in Deckung.
    »Vier Minuten dreißig!«
    »Halts Maul, Serdj! Wir sind hier nicht bei der NASA.«
    Kleine Schweißperlen rollen über die Stirn des Inspektors. Seine Backenknochen zittern und zucken. Er verschluckt fast seine Zunge und sieht pausenlos auf seine Uhr.
    Ich

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