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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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zu sehen, daß sie anderswo suchten, was doch vor ihrer Nase lag … Und daran, daß er partout die Welt ändern wollte, starb er zuletzt, denn er allein hatte sich nicht geändert.
    Ein Koloß, wie herausgehauen aus einem Mauerblock, betritt das Kommissariat. Seine Statur füllt den ganzen Korridor aus, das Personal hat gerade noch Platz, sich gegen die Wand zu drücken. Er ist so groß, daß der Laufbursche den Kopf ins Genick werfen muß, um ihm ins Gesicht zu sehen. Sein Schädel ist an den Schläfen glatt- und auf der Stirn eckig ausrasiert, seine Augenbrauen sind in Wimpernhöhe, und wenn er geht, wallt die Luft um ihn herum.
    Reihum verstummt das Geklapper der Schreibmaschinen, je weiter der Herkules vorwärtsschreitet, und in den Türen tauchen immer mehr Köpfe auf, um sich zu vergewissern, daß der Terminator, der eben vorüberkam, keine Halluzination ist.
    Baya, die Sekretärin, ist gerade dabei, Akten zu ordnen, als sich das Licht um sie herum verfinstert. Beim Anblick des Goliath, der da im Türrahmen klemmt, wäre sie beinahe von der Stehleiter gefallen. Sekundenlang rührt sie sich nicht, die Arme freischwebend, bis sie schließlich piepst: »Ja?«
    »Ich suche Kommissar Llob.«
    Baya ist im Bann der Stimme des Kolosses, ein kurzes machtvolles Schnarren, wie aus dem Rüssel eines Wildschweins: die Stimme des Männchens in vollendeter Männlichkeit.
    »Wen darf ich melden?«
    »Ewegh Seddig.«
    »Ah! Dann sind Sie der Fallschirmjäger.« Sie zupft ihre Kleidung zurecht. »Bitte nach links.«
    Ewegh wendet so klobig wie ein Panzer. Baya hat gerade noch die Zeit, die Breite seiner Schultern zu ermessen, die Stärke seiner Arme abzuschätzen.
    »Welch ein Mann!« rutscht ihr schwärmerisch heraus.
    Lino tut so, als feile er die Fingernägel.
    Ich erhebe mich und begrüße den Koloß: »Du bist pünktlich, das ist schon mal ein Pluspunkt. Bitte nimm Platz.«
    Ewegh blickt zwischen Stuhl und Sessel hin und her.
    Lino, der einen Horror vor Kleiderschränken hat, wirft ihm einen gelangweilten Blick zu und spöttelt: »Sieh erst mal, ob da nicht irgendwo eine Nadel auf dem Sitz liegt, sonst geht dir nachher noch die Luft aus.«
    Ewegh ignoriert die Ironie des Leutnants. Der Stuhl ächzt unter der Last.
    Lino läßt den Nagelknipser fallen, kreuzt die Beine und tut so, als interessiere er sich brennend für das Porträt des Rais [*Staatspräsident] über meinem Kopf. Dann entfährt es ihm: »Hast du dir die Haare von einem Gärtner schneiden lassen?«
    Eweghs Kopf rührt sich keinen Millimeter. Er sitzt da, die Arme auf die Schenkel gestützt, und es ist, als hätte er die Anwesenheit des Leutnants noch immer nicht bemerkt.
    Seit dem Tod von Inspektor Serdj [*Siehe »Morituri«, Haymon 1999] ist Lino zu allen grantig. Vor lauter Kummer hat er sich sogar einen Pferdeschwanz wachsen lassen. Damit, könnte man meinen, zeigt er der Republik, was er von ihr hält. In Wirklichkeit hofft er, sich auf diese Weise die Fundamentalisten vom Hals zu schaffen.
    Sein ketzerischer Look hat die Direktion nicht gerade begeistert. Aber Lino hat den Dreh raus: Beim leisesten Vorwurf macht er auf depressiv. Außerdem, prahlt er, habe er seine Schuhe mit Dynamit gefüllt, und wer ihm übereifrig auf die Füße steige, der gehe in die Luft.
    Ich blättere in der Akte des Kolosses: 37 Jahre alt. Junggeselle. Erfahrener Ausbilder an der Nationalen Polizeischule. Zwei Auszeichnungen. Drei Diplome. Einen Dienstverweis und ein ganzes Paket voller Verwarnungen.
    »Ewegh ist nicht gerade ein häufiger Vorname.«
    »Ich bin Targi [*Einzahl von Tuareg]«
    »Hat dich die Kantine der Polizeischule dazu gebracht, um deine Versetzung zu bitten? Kommt nicht oft vor, daß jemand die ruhige Kugel, die er in der Polizeischule schiebt, freiwillig gegen die Schinderei im Außendienst eintauscht.«
    Er knackt der Reihe nach seine Fingergelenke. Ansonsten bleibt sein Körper so angespannt wie die Sehne eines Bogens.
    Er antwortet tonlos: »35% aller Polizisten, die ich ausgebildet habe, sind in Ausübung ihres Dienstes draufgegangen. Daraus habe ich gefolgert, daß meine Methoden veraltet sind, und beschlossen, mich vor Ort weiterzubilden.«
    Lino wiehert höhnisch, nicht ohne einen Anflug von Überheblichkeit: »Du sollst sieben Jahre bei den Fallschirmjägern gewesen sein. Haben sie dich gefeuert, weil du vom Baum gefallen bist?«
    »Weil ich einen Typ gefeuert habe, der sich in seinem Dienstgrad wie im Schutz eines Talismans sonnte.«
    »Wenn ich

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