Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß
Bedeutungslosigkeit, zu der man mich nötigen will.
Das Französische, die Sprache des ehemaligen Kolonisators, nimmt in Algerien noch immer einen Sonderstellung ein. Teilweise ist die Beziehung zur französischen Sprache jedoch gespannt. Manche frankophonen algerischen Autoren sprechen sogar von einer Art »Haßliebe«. Was für eine Beziehung hast du zur französischen beziehungsweise zur arabischen Sprache?
Ich spreche beide Sprachen. Meine ersten literarischen Versuche machte ich in Arabisch, mit vierzehn wechselte ich ins Französische. Diesen Übergang erläutere ich in meinem nächsten Buch. Meine Beziehung zur französischen wie auch zur arabischen Sprache ist sehr freundschaftlich. Es gibt übereifrige Schwachköpfe, denen das mißfällt. Diese Leute sind Rassisten und Fundamentalisten. Sie können mich nicht einschüchtern, im Gegenteil, ihr blasierter Chauvinismus weckt in mir die Verachtung, die es braucht, um ihn zu überwinden. Mein Verhältnis zur französischen Sprache ist für mich eine persönliche Angelegenheit. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil meiner selbst, wehe dem, der es wagt, sie zu beschmutzen.
Du erwähnst einige - vor allem französische und arabische - Schriftsteller in deinen Romanen. Welche Autoren liest du, und welche Denker und Schriftsteller haben dich besonders geprägt? Befinden sich auch deutschsprachige Autoren darunter?
Ich habe eine sehr vielseitige Bildung und mag alle Literaturen der Welt, von John Steinbeck bis Tolstoj, von Nagib Machfus bis Albert Camus. Von den deutschen Autoren habe ich das Gesamtwerk von H. H. Kirst in meiner Jugend gelesen, Thomas Mann, ein wenig Goethe und viel Nietzsche. Vor allem in Frankreich haben deine Romane einen sehr großen Erfolg; sie sind aber auch in zahlreiche andere Sprachen übersetzt. Genießt du deinen Erfolg und die Art, wie deine Bücher aufgenommen werden? Meine Bücher sind u.a. ins Englische, Spanische, Deutsche, Holländische, Griechische, Türkische, Portugiesische und Italienische übersetzt. Das Interesse von Seiten der Verleger wird zunehmend größer. Ich weiß nicht genau, wie gut sich meine Bücher im Ausland verkaufen. In Frankreich und Italien hatten sie jedenfalls großen Erfolg, in Großbritannien, Spanien und Holland riefen sie starkes Medieninteresse hervor, auch in den arabischen Ländern, wo sie erstaunlicherweise noch nicht in Übersetzung vorliegen. Meine Anonymität ist für die Verbreitung meiner Romane sehr hinderlich. Dennoch habe ich eine begeisterte Leserschaft, die meine Haltung respektiert und meine Situation ein wenig versteht. Man muß auch sehen, daß es für manche nur schwer zu akzeptieren und auch verdächtig ist, wenn sich jemand im Verborgenen hält. Ich hoffe, in naher Zukunft auf die Menschen zugehen zu können. An diesem Tag werde ich voll Zorn sein, aber ich werde keinerlei Rachegefühle in mir tragen.
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