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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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seine Schreie werden für alle Zeiten in meinem Kopf nachhallen.«
    Ich bitte den Brigadier, sich um den armen Kerl zu kümmern, und gehe ins Wohnzimmer zurück. Lino hängt aufgelöst, mit zerzaustem Zopf, in einem Sessel. Er stiert zur Decke und merkt nicht, daß seine Zigarette nicht mehr brennt.
    Im Bad ist der Fotograf dabei, das Ding im Klo zu verewigen. Ich komme näher. Der Kopf des Diplomaten ist ein einziger Alptraum.
    »Vorsicht, Kommissar«, warnt mich der Fotograf. »Der Kopf ist vermint. Die Bombe ist direkt darunter.«
    Er deutet auf einen Draht, der raffiniert unter dem Sitz versteckt ist.
    »Sind die Spezialisten benachrichtigt?«
    »Müssen jede Minute da sein.«
    Ben Oudas Arbeitszimmer sieht aus, als wäre ein Orkan durchgefegt. Umgestürzte Bücherregale, ausgekippte Schubladen. An der Wand ein kleiner Tresor mit klaffender Tür, völlig leergeräumt.
    »Er hat Nachbarn gegenüber, unten drunter und oben drüber, und trotz des ganzen Lärms hat kein Mensch was gesehen oder gehört.«
    »Was willst du?« seufzt ein Polizist. »Nach mir die Sintflut!«
     
    Die Lebensgeister des Jünglings kehren erst zurück, als die Bombenspezialisten wieder weg sind. Mittlerweile hat die Ambulanz auch die Leiche abtransportiert.
    Ich rücke einen Stuhl heran und sehe dem Jungen ins Gesicht. »Na, geht’s schon besser?«
    Er nickt kaum wahrnehmbar.
    »Wie heißt du denn?«
    »Toufik Salem.«
    »Und wie alt bist du?«
    »Neunzehn.«
    »Erkennst du mich wieder?«
    »Ja.«
    »Was ist eigentlich passiert?«
    Seine Augäpfel verdrehen sich. Ich greife schnell nach seinem Handgelenk.
    »Wenn du nicht in der Lage bist zu reden, macht das nichts. Dann versuchen wir es später.«
    »Ich will bloß weg von hier!« schluchzt er. »Das ist ein Tollhaus. So tötet man doch keinen. Ich will weg aus dieser Stadt, auf der Stelle.«
    »Wieviel waren es denn?«
    »Drei oder vier. Ich erinnere mich nicht.«
    »Kanntest du sie?«
    »Wir empfangen hier doch keine Penner.«
    »Waren das Penner?«
    »Es waren … es waren …« Er vergräbt den Kopf in den Händen. »Ich will aufwachen, ich will aufwachen, ich will aufwachen …«
    Ich lasse ihn fünfzehn Sekunden in Ruhe, dann hake ich nach: »Je schneller du uns auf die Sprünge hilfst, um so größer ist unsere Chance, sie zu schnappen.«
    Er wirft ruckartig eine Haarsträhne nach hinten und holt tief Luft. Seine Hände zerknüllen das Laken.
    »Es hat geläutet. Ben ist nachsehen gegangen, wer da ist. Ich war im Schlafzimmer und habe sie mit ihren Waffen hereinstürzen sehen. Ich habe mich schnell im Schrank versteckt. Ein Typ ist das Schlafzimmer kontrollieren gekommen. Mich hat er nicht gesehen. Er ist wieder ins Wohnzimmer zurück. Ben war wütend. Er forderte sie auf, sofort zu verschwinden, und drohte mit der Polizei. Ich glaube, sie haben ihn zusammengeschlagen. Ich habe gehört, wie er zusammengebrochen ist. ,Wo ist die Diskette?’ haben sie gebrüllt. Ben sagte, er wisse nicht, wovon sie sprächen. Da sind sie über ihn hergefallen. Er schrie, als ob die Welt unterginge. Er schrie so sehr, daß ich ohnmächtig geworden bin … Bitte, sagen Sie mir, daß das alles nicht wahr ist. Ich flehe Sie an, rütteln Sie mich wach!«
    Der Rest seiner Klage geht unter in langem Gestöhn.
    »Kümmer dich um ihn«, sage ich zum Brigadier und gebe Lino und Ewegh ein Zeichen, mir zu folgen.
    Draußen legt sich die Dämmerung auf die Stadt wie ein frigider, verbitterter Nachtmahr auf eine Brennessel. Am Himmel, an dem es trügerisch lichtert, steht der Mond wie der leibhaftige böse Blick. In der Ferne, auf hoher See, die sich in Finsternis auflöst, hat sich ein abtrünniger Frachter in ein Glühwürmchen verwandelt, doch niemand tut ihm den Gefallen, auf seine Maskerade einzugehen. Es ist die Stunde, da die Menschen sich hinter Schloß und Riegel verkriechen, um sich ein Alibi zu verschaffen, da ihr Gewissen an der Kette liegt und bleierner Schlaf ihre Lider beschwert. Algier kehrt in die Hölle zurück. Seine Schutzpatrone helfen ihm nicht mehr. Seine Nachtwachen sind wie Totenwachen. Das geringste Blätterrauschen hält man für ein Todesröcheln.
     
    3
     
    Die Geheimdienstzentrale ist bestens getarnt. Es käme keinem zufälligen Gaffer in den Sinn, daß hinter den Trümmern einer stillgelegten Fabrik einer der geschäftigsten Nachrichtendienste des Kontinents am Werk ist.
    Ich bin schon einmal dagewesen, zu der Zeit, als Kommissar Dine Chef der EDV-Abteilung war. Wenn ich daran

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