Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
Vom Netzwerk:
hinaus in diese bittersüße Landschaft, die so gar nicht zu der Katastrophe passte. Einsame Gehöfte, umgeben von Lavendelfeldern. Kantige Kapellen, zerklüftete Hügel mit Stechginsterdickichten, Beerensträucher und Zypressen. Sie hatte die Verwandlungsfähigkeit des Vaucluse immer geliebt. Am Tage spröde, kantig und verbrannt, am Abend weich, golden und von einer Süße, die Victorines Seele wiegte.
    Als sie in Mazan in die steile Zufahrt des Hotelparkplatzes einbogen und darauf warteten, dass sich das schwere, weiße Stahlschwingtor öffnete, bat Victorine César: »Du darfst mich nicht anlügen. Versprich mir, dass du mich nie anlügen wirst. Auch wenn du mich danach umbringen musst. Ich könnte es nicht ertragen, nicht zu wissen, ob du … ob du fähig bist … ich bitte dich. Um unserer Liebe willen. Falls es jemals eine gegeben hat.«
    Er fuhr mit durchdrehenden Reifen auf den gekiesten Parkplatz.
    »Victorine Hersant«, begann César dann leise, als er den Motor seines Mercedes ausgeschaltet hatte. »Hast du dich nie gefragt, warum ich mich nie an eine Frau gebunden habe?«
    Sie schüttelte den Kopf. In seinen schwarzen Augen loderte etwas, das ihr Angst machte. Sie hatte noch nie zuvor wirklich Angst vor César gehabt. Niemals vor seiner Kraft. Niemals vor seiner Fähigkeit zu lügen, sich zu verstellen und im Hintergrund seine Strippen zu ziehen. Aber jetzt spürte sie Entsetzen in sich auf und ab wogen, wie Übelkeit, wie diese verfluchten Hitzewallungen.
    »Ich werde noch ein, zwei Telefonate führen. Dann komme ich zu dir. Und wir reden. Auch mit unserem dienstbaren Geist. Ich traue ihm zwar keinen Mord zu. Ich weiß aber, dass jeder von uns seine Dämonen in sich trägt. Und es braucht nicht viel, um sie zu wecken. Wir sind alle Mörder, Victorine, nur wissen es die wenigsten.«

18
    U nd was jetzt?«, fragte Rocky.
    Gute Frage. Das Château war riesig. Und voller Menschen. Wie sollten sie die Frau da finden? Und wie sollten sie überhaupt unbemerkt hineinkommen? Zwar stand die Eingangstür offen, doch unterhielt sich auch dort eine Gruppe Menschen.
    »Gibt es noch einen anderen Eingang?«, fragte er.
    »Ja«, gab Rocky zurück, »die Küche gleich dort hinter der Ecke. Aber da haben sie es nicht so gern, wenn Katzen herumschnüffeln.«
    »Auf der anderen Seite gibt es einen großen Garten«, sagte Manon. »Dort wohnen auch Menschen und – jetzt fällt es mir wieder ein – dort habe ich … habe ich …« Die Kätzin atmete heftiger.
    »Julie?«, fragte Mazan leise.
    »Ja«, flüsterte Manon. »Sie war dort. Vor ein paar Tagen.«
    »Gut«, entschied Commissaire Mazan. »Dann muss ich da hin. Wie komme ich …?«
    »Hey, was macht ihr denn da?«
    Alle drei Katzen wandten sich zu der piepsigen Stimme um.
    »Tin-Tin«, schalt Manon. »Bist du schon wieder ausgebüxt? Und was ist mit deinem Dingeling?«
    »Ist schon wieder kapuhutt. Und bei Dreibein ist es so laaangweilig. Immer muss ich auf ihren Schoß und fressen.«
    »Na, du hast Probleme«, bemerkte Rocky ironisch.
    »Hier bist du kleiner Schlingel also!«, rief Louise, die im raschen Galopp die Gasse hinabeilte. »Dreibein humpelt durch die Straßen und sucht überall nach dir. Also ab nach Hause!«
    »Oooch, Louiiiiiise.«
    »Keine Widerrede.«
    »Uff, warum musst du denn, hmpff, so rennen, Louise?«
    »Hey, Oscar«, feixte Rocky, »du hast ja tatsächlich einen zweiten Gang, in den du hochschalten kannst.«
    »Sehr witzig, du roter Flokati.«
    »Vorsicht, Dicker, sonst kannst du gleich mal ausprobieren, ob da noch ein dritter Gang …«
    »Sagt mal«, unterbrach Mazan das kleine Scharmützel, »meint ihr nicht, dass das ein bisschen auffällig ist, wenn hier sechs Katzen auf einem Haufen hocken?«
    »Sechs?«, fragte Oscar erstaunt. »Wir sind zu sechst?«
    »Oscar hat es nie so mit dem Zählen«, klärte Louise Mazan auf.
    »Auf jeden Fall stört ihr hier.«
    »Wobei?«, fragte Oscar neugierig.
    »Mazan will in den Garten des Châteaus«, erklärte Rocky.
    »Ich auch, ich auch!«
    »Auf keinen Fall, Tin-Tin!«, mahnte Louise streng.
    »Gibt es da etwas zu fressen?«, fragte Oscar hoffnungsvoll.
    Verdammt! Was ist das nur für ein Haufen?
    Mazan entschied, dass er etwas gegen diese Katzenparade unternehmen musste. Er musterte Manon. Nein. Die war zu nervös, um ihn zu begleiten. Also Rocky.
    »Kannst du mir den Weg zeigen?«, fragte er.
    »Okay«, meinte der nur.
    Dann wandte Mazan sich an die Schattenweiße. »Louise«, bat er sie, »bringst

Weitere Kostenlose Bücher