Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
eine Erektion gehabt, weil du dich am Töten aufgeilst? Ist das dein Viagra?
»Ach, leck mich, César!«, blaffte Alexis und wandte sich ab, um zu Amaury in den zweiten Wagen zu steigen. »Nun fahr schon, Phil!« Nach kurzem Zögern und einem entschuldigenden Achselzucken zu Victorine fuhr Philippe Amaury los.
»Ich kann diesen selbstgerechten Pisser nicht mehr sehen«, hörte sie Alexis noch sagen.
Victorine wischte sich die feuchten Hände an ihrer Leinenhose ab, bevor sie das Lenkrad des Golfcarts umklammerte und vorsichtig anfuhr.
César neben ihr lehnte sich zurück, schloss die Augen.
»Schaffen wir das?«, fragte Victorine nach einer Weile.
Und hast du das Mädchen getötet?
»Nun ja. Wir haben ein Problem und müssen jetzt gut aufpassen. Wir müssen herausfinden, was passiert ist. Wer dieser Lieutenant Matéo ist. Was er kann. Was er will. Was er weiß und was er glaubt zu wissen. Und dann müssen wir aktive Schadensbegrenzung betreiben.«
»Die Mordermittlungen können uns in eine sehr peinliche Lage bringen«, sagte Victorine.
Ein angesehener Pariser Strafrichter, ein Notar der Regierung, eine Bürgermeisterfrau und ein hochrangiger Mitarbeiter des Innenministeriums bei ihren delikaten Spielchen mit einer jungen Frau, die am Ende tot im Garten lag. Einen solchen Fall würden nicht einmal die Franzosen mit ihrer libertären Einstellung für erotische Eskapaden tolerieren.
»Meine Liebe, wenn es nur peinlich wäre, hätte ich eben nicht das Spiel abgebrochen«, korrigierte César mild. »Die Sache kann zum Desaster werden.«
Victorine wusste, an was er dachte. Alexis, der Richter, war mit dem Fall Strauss-Kahn befasst. Philippe, der Notar, arbeitete für den Élysée-Palast. Und Victorine? Ihr Mann galt als aufsteigender Stern am Polit-Himmel.
Sie konnte sich jedoch nicht im mindesten vorstellen, was geschehen würde, wenn man Césars Leben bloßstellte. Alles, was Victorine wusste, und auch das nur von ihrem Ehemann, dem César wohl bei einer »Peinlichkeit« geholfen hatte, war, dass César Alexandre seit 2008 eine nicht einmal dem Präsidenten bekannte Abteilung im französischen Geheimdienst DCRI leitete. Victorines Mann François hatte gemutmaßt, dass es Alexandres Abteilung gewesen war, die im Bettencourt-Skandal ein paar staatlich geprüfte Einbrecher losschickte und Journalisten um ihre Computer mit den Recherchen und Beweisen der Bestechungen erleichterte.
»Hast du der Kleinen mehr als sonst gegeben, dass sie daran gestorben sein könnte?«, fragte César in Vics Gedanken hinein.
»Natürlich nicht. Außerdem hatten wir alle etwas im Bonbon, und wir leben noch.«
»Traust du Alexis? Ich habe gehört, wie er nachts noch mal seine Suite verlassen hat, dachte aber, dass er nur in den Hotelgarten wollte.«
So? Hörtest du? Oder willst du mich das nur glauben machen?
»Ein kluger Mann hat mir einmal gesagt: ›Wenn du beginnst, vertrauen zu wollen, bist du schon halb tot.‹«
»Ja, ich erinnere mich. Es war in einer Situation, die ich sehr genossen habe. Du warst nur mit einem Seil bekleidet.«
»Bekleidet? Es lag um meinem Hals!«
Als sie sich daran erinnerte, kam jäh die Angst.
Was ist, wenn es doch César war? Aus Versehen? Ein Unfall? Ja, es konnte jedem von ihnen geschehen. Das machte ja auch den Reiz des Spiels aus.
Oder war es keiner von ihnen gewesen?
Erst dieser dritte Gedanke jagte Victorine Hersant wirklichen Schrecken ein. Was war mit ihrem ach so dienstbaren Geist? Sollten sie ihn nicht besser gleich anzeigen?
Bevor sie César fragen konnte, meinte dieser: »Wieso hast du dich eigentlich nie von François scheiden lassen? Und mich geheiratet?«
»Weil ich nicht immer frieren wollte, César.«
Er lachte kurz und hart auf.
Victorine fragte ernst: »Glaubst du, Phil oder Alexis sind fähig, ein Mädchen zu erwürgen? Oder …«
»Ich weiß, dass jeder Mensch zu allem fähig ist, Vic.«
Sein Telefon vibrierte. Offenbar eine SMS, an die ein weiteres Dokument angehängt war, denn er las lange. Als er fertig war, hatte sich Césars Laune sichtbar gehoben.
»Gut«, sagte er. »Sehr gut. Wir haben einen Mann vor Ort. Er wird uns bei der Schadensbegrenzung helfen.«
So etwas Ähnliches hatte César damals auch gesagt. In Lacoste. Schon damals regelte César alles, nahm alles in die Hand. Und jetzt schien sich das Ganze zu wiederholen.
Sie fuhren schweigend nach Mazan zurück. Manchmal sahen sie Alexis’ BMW vor sich auf der kurvigen Passstraße.
Victorine starrte
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