Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Männer zu konzentrieren.
»Sie haben ja wahrscheinlich schon mitbekommen, dass wir ein kleines Problem haben.«
Ach ja?
Unwillkürlich fuhr Mazan seine Krallen aus.
»Ein kleines Problem?«, wiederholte der Giftmann ungläubig.
Mazan spürte, wie die beiden Männer sich belauerten. Sie ähnelten zwei Katern, die umeinander herumschlichen und von denen keiner bereit war, als Erster zu signalisieren, ob er kämpfen oder sich unterwerfen wollte.
»Ich denke, wir sollten unsere Strategie absprechen«, sagte der große Mann mit dem enormen Kraftfeld. Wie hatte der andere ihn angesprochen?
Monsieur Alexandre.
Er war der Dominantere von beiden. Bei dem Giftmann spürte Mazan vor allem, dass er versuchte, sich zu beherrschen. Wie er seine Gefühle hinter seiner mühsam aufrechterhaltenen Fassade von Gleichmut zu bändigen versuchte. Doch für die Sinne einer Katze waren Zorn und Angst deutlich zu erkennen: an dem Geruch, der Farbe und am Klang der Stimme.
Angst wovor?
Vor Monsieur Alexandre? Ja. Zudem war er wütend auf sein Gegenüber. Aber wieso?
»Die Polizei war bereits hier«, sagte er wichtigtuerisch.
Alexandre schnalzte mit der Zunge. »Das ging ja schnell. Und was haben Sie denen erzählt?«
»Natürlich nichts, was Sie oder mich kompromittieren könnte. Aber Monsieur Alexandre, warum war Julie bei Ihnen? Was ist dort passiert, und warum …?«
Alexandre hob die Hand. Sofort schwieg der andere.
Wieder nahm Mazan Unterwürfigkeit und gleichzeitig Wut bei ihm wahr. Zwar gehorchte er Monsieur Alexandre. Doch das Kräftemessen war noch nicht entschieden. Alexandre sollte ihm besser nicht den Rücken zuwenden.
»Wir haben mit dem, was im Garten des Hauses geschehen ist, nichts zu tun. Aber ich bin mir sicher, dass Sie auch nichts anderes kommunizieren würden.«
»Aber wollen Sie denn gar nichts tun? Sie müssen doch …«
»Überlassen Sie mir, was wir tun müssen! Und auch, welche Informationen in welcher Reihenfolge gegeben werden.«
Der Giftmann ballte seine Hände zu Fäusten.
»Das verstehen Sie doch, oder?«, fragte Alexandre mit einem Unterton in der Stimme, der in dem anderen einen Sturm der Gefühle auslöste. Wieder sah Mazan eine Wolke aus Angstschweiß und Unruhe, die den Mann umwogte wie ein Mückenschwarm.
»Gewiss, Monsieur«, antwortete er beherrscht.
Du lügst, du Katzenvergifter! Du hast nur Angst, weil du auch in dem Garten warst!
»Also, ich nehme an, es war dieser Lieutenant Matéo, der Sie befragt hat und wissen wollte, ob Sie das Haus kennen?«
»Pardon, Monsieur?«
»Lieutenant Matéo«, wiederholte Alexandre ungeduldig, »was …«
Doch ehe er fortfahren konnte, sagte der Giftmann mit kaum unterdrückter Genugtuung: »Nicht dieser Lieutenant Matéo. Sondern diese. Lieutenant Matéo ist eine Frau.«
Monsieur Alexandre entfuhr ein kleines: »Was?« Er atmete tief durch, dann zuckte ein Lächeln um seine Mundwinkel.
»Schön. Das vereinfacht die Angelegenheit«, sagte er schließlich mehr zu sich selbst.
»Ich fürchte, da unterschätzen Sie diese …«, begann der Giftmann, doch wieder unterbrach Alexandre ihn:
»Ich bin sicher, dass dieses Unglück sich in Kürze aufklären wird. Bis dahin werden wir selbstverständlich unsere schützende Hand über Sie halten.«
»Über mich? Aber, ich habe doch gar nicht …«, begann der Besucher und stockte, als ihm die versteckte Drohung auffiel.
»Es wäre jammerschade, wenn einer von uns jetzt die Nerven verlieren würde, nicht wahr?«, warnte Monsieur Alexandre noch einmal deutlicher.
»Sicher. Wie Sie meinen, Monsieur.«
»Gut. Ich werde mich um diese Lieutenant Matéo kümmern und freue mich, dass ich mich weiterhin auf Ihre Diskretion verlassen kann«, sagte Monsieur Alexandre leichthin und wandte sich dann von ihm ab und zur Gartentür. Zu schnell, als dass Commissaire Mazan reagieren konnte. Monsieur Alexandre entdeckte ihn.
Dann bemerkte auch der Giftmann den Kater.
»Verflucht«, stieß er gepresst hervor und machte einen Schritt auf die Terrasse und Mazan zu. Doch Monsieur Alexandre hielt ihn mit einer knappen Handbewegung auf.
»Das wäre dann alles.«
Das Letzte, was Mazan noch mitbekam, war der bösartige Blick des Giftmannes. Dann machte er, dass er davonkam. Zurück in den Schutz der Büsche.
Mit klopfendem Herzen schlich er weiter, als ihm mit einem Mal der Duft der Frau in die Nüstern stieg. Jener Frau, deren Spur er mit Manon und Rocky vom unheimlichen Haus aus bis hierher gefolgt war. Vorsichtig
Weitere Kostenlose Bücher