Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
Vom Netzwerk:
Vertrag gestern noch in den Schranksafe gelegt hab«, murmelte Philippe.
    »Was ist nur mit euch los?«, zischte Victorine und wandte sich dann an César: »Bitte, was ist denn geschehen, was ist mit Julie?«
    Er reagierte nicht, sondern zeigte zu den Abschlägen der 14, wo der nächste Vierer-Flight auflief. Die vier zogen sich an den Rand des Fairways zurück, um die Gruppe vorbeizulassen.
    Victorine hätte am liebsten laut geschrien. Sie sah zu Alexis und Phil, die die Köpfe zusammensteckten.
    Wieder ging Césars Handy.
    »Sprechen Sie, Mireille«, sagte er sehr ruhig. Er hörte zu, nickte, legte dann schweigend auf.
    »Ein Gendarm hat in meinem Frontbüro angerufen«, erklärte er dann endlich. »Ein Sergeant Brell, aus Mazan, wurde an mein Büro weitergeleitet, dort ist man instruiert. Um es kurz zu machen: Im Garten unserer Residenz liegt Julie, tot.«
    Er machte eine Pause, um die vorbeiziehenden Spieler mit einem freundlichen Nicken zu begrüßen.
    Ich hasse dich, dachte Victorine. Ich hasse dich und deine elenden Folterspiele, dieses Aufhören mitten im Redefluss, dieses Leben, das du uns aufzwingst, ich …
    Da fragte Alexis mit mühsam beherrschter Stimme: »Seit wann ermitteln, bitte sehr, Provinz-Gendarmen in Todesfällen?«
    »Tun sie nicht. Ein Lieutenant Matéo leitet die Ermittlung.«
    »Was ist mit Julie passiert?«, drängte Victorine. Sie spürte wieder die tiefe, permanente Furcht vor dem Tag, an dem sie zu weit gehen würden, an dem der Tod sich für ihre Lust rächte.
    Césars Antwort fiel kühl, ja fast verächtlich aus: »Das Mädchen wurde erwürgt.«
    Victorine beobachtete ihre Freunde.
    Alexis: Wie vom Donner gerührt, zutiefst irritiert, als ob … als ob er sich fragt, was er getan haben könnte, ohne es mitbekommen zu haben.
    Sie hatten sich gestern Abend voneinander getrennt, jeder war seiner Wege gegangen. Das war oft so, nach den Spielen. Es war, als müsste sich jeder wieder in seinen eigenen geschützten emotionalen Raum zurückziehen, müsste seine Maske, seine Tarnung, mit der er in dieser Welt überlebte, wiederfinden und aufsetzen.
    Phil: Sein Großvater-Bonbon-Gesicht hat jede Schlaffheit verloren, so sieht er unter dem ganzen Fett aus – ein grausamer Mann, der sich vor allem um sich selbst fürchtet.
    Alexandre: Er überlegt schon, was es für uns bedeutet, wie er es lösen kann, das Problem. Darauf reduziert er es doch.
    Vics Gedanken dauerten kaum zwei Lidschläge lang. Sie reichten, um Misstrauen zu schüren.
    »Weiß man schon, dass das Haus uns gehört?«, hörte Victorine von weit her Philippe fragen, der auch schon die nächsten Schritte durchdachte.
    »Nein«, antwortete César. »Mein Büro hat unsere Namen selbstverständlich nicht herausgegeben. Ob es allerdings dabei bleiben soll, dessen bin ich mir nicht ganz sicher. Es könnte den Verdacht vergrößern.«
    »Verdacht?«, fragte Alexis aggressiv. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass wir die Hauptverdächtigen sind, das dürfte dir doch klar sein. Bist du übrigens gestern noch mal ins Haus zurück?«, fragte César den Richter unumwunden. Die Miene Lagadères verdunkelte sich.
    »Ich wüsste nicht, was ich da sollte«, gab er eisig zurück.
    »Dir holen, was du gestern Abend nicht bekommen hast. Du kannst es doch nie abwarten, bis die Tinte unter dem Vertrag trocken ist und du sie auf deinen Lieblingsstuhl setzen kannst.«
    »Durchaus geschickt, César, mir das zu unterstellen. Vielleicht, um von dir selbst abzulenken?«
    Philippes Blick zuckte zwischen Alexis und César hin und her. »Ich bitte euch, liebe Freunde …«
    Aber ist wirklich keiner von euch zurückgegangen? Ihr Bastarde, euch reicht es doch nie! Zuzutrauen ist es am ehesten Alexis. Ein aggressiver Satyr. Fühlt nur etwas, wenn er anderen Schmerzen zufügt, kann sich selbst nur in den Tränen der Frauen wirklich sehen.
    In einem Moment völliger Klarheit sah Victorine die Diskrepanz zwischen ihrem Verdacht und ihrem Kalkül: Ja, sie traute Alexis einen Mord zu – aber würde er überführt und verurteilt, wäre er nicht mehr einer der ranghöchsten Strafrichter von Paris. Und das war ein sehr nützlicher Posten für sie alle.
    Und du, Philippe? Hast du sie erwürgt mit deinen schönen roten japanischen Seilen? Hast du die Zügel schießen lassen, ganz so, wie es unser verdammter Meister der menschlichen Rasse nachsagte: dass wir alle uns tief im Herzen danach sehnen, zu quälen und zu töten? Hast du endlich mal wieder

Weitere Kostenlose Bücher