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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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du Manon und die beiden Jungs von hier weg?«
    »Gern«, antwortete die Siamkatze mit einem amüsierten Glitzern in den Augen. Wahrscheinlich war sie die Einzige, die merkte, dass hier ein neuer Kater den Ton angab.

    »Ich lass dich jetzt besser allein«, sagte Rocky, als sie wenig später, nebeneinander sitzend, von der alten Mauer in den parkähnlichen Garten hinabschauten. Mazan bedachte ihn mit einem Seitenblick. Hatte der große Kerl etwa Angst?
    »Weißt du, ich bin im Château nicht gut gelitten«, erklärte Rocky. »Hab denen mal einen ganzen Fisch geklaut. Da sind sie mir mit dem Hackebeil hinterher. Ist also besser, wenn du von hier aus allein weitermachst.«
    Rocky haute aber nicht ab, sondern blieb neben ihm sitzen.
    »Wie geht’s dem Bein?«, fragte er zögernd.
    »Halb so schlimm«, behauptete Mazan.
    Rocky leckte sich nachdenklich über das Maul. Dann meinte er:
    »Du hast mich ganz schön überrascht. Da bin ich wohl ein bisschen … na ja, wütend geworden.«
    »Ist schon okay.«
    Rocky schaute sich um, aber natürlich waren sie allein.
    »Warum?«, fragte er leise.
    »Was, warum?«
    »Stell dich nicht blöd. Du weißt, was ich meine. Verdammt, du hattest mich schon. Warum hast du mich nicht fertiggemacht?«
    Rocky hatte es also gemerkt.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht hatte ich keine Lust auf deinen Job hier.«
    Es gab nur wenige Katzen, die grinsen konnten. Rocky war eine von ihnen.
    »Das werde ich mir merken, Commissaire Mazan«, sagte er noch, bevor er von der Mauer zurück in die Gasse sprang.

    Die unteren Zimmer des Hotels besaßen kleine Terrassen, die praktischerweise von dichtem Gebüsch mit duftenden Blüten umgeben waren. So konnte Commissaire Mazan sich unbemerkt in unmittelbarer Nähe bewegen. Die erste Terrassentür stand offen, aber im Zimmer dahinter war nur ein Mann mit einem Telefon am Ohr. Mazan wollte schon weiterschleichen, als er den Fremden etwas sagen hörte, was ihn jäh verharren ließ:
    »… und was haben Sie über diesen Lieutenant Matéo, Mireille?«
    Lieutenant Matéo?!
    Mazan horchte auf. Obwohl der fremde, große Mann mit dem so unglaublich intensiven Kraftgeruch das Telefon dicht ans Ohr presste, konnte Commissaire Mazan eine andere Stimme im Gerät hören. Kaum ein Wispern. Es war eine Frau. Wenn er noch ein paar Schritte näher rankäme, könnte er verstehen, was sie über Lieutenant Matéo sagte.
    Er huschte über die sonnenwarme Terrasse bis dicht an die Tür mit den sich bauschenden Vorhängen und lauschte angestrengter.
    »… aus Marseille … muss was angestellt haben … in diese Kleinstadt versetzt …«
    »Haben wir jemanden in Marseille, der das für uns herausfinden kann?«, fragte der Mann.
    Ein heiseres weibliches Lachen, dann: »Ein halbes Dutzend.«
    »Schön. Wir müssen diesem Lieutenant klarmachen, dass er sich nicht zum Helden aufzuspielen hat. Finden Sie raus, ob er Schulden hat. Oder große Träume. Ob er etwas braucht. So sehr braucht, dass ihm alles andere egal ist. Und dann organisieren Sie mir noch einen Termin mit unserem Mann vor Ort … Ja, noch heute, unbedingt. Erinnern Sie ihn aber noch nicht an seinen Ausrutscher von vor zwanzig Jahren, das übernehme ich. Er wird schon neugierig genug sein, wenn sich Paris direkt bei ihm meldet.«
    Der Mann beendete sein Gespräch und verschwand durch eine schmale Tür an der Seitenwand des Zimmers. Kurz darauf hörte Mazan das Geräusch fließenden Wassers.
    Commissaire Mazan versuchte, sich einen Reim auf das belauschte Gespräch zu machen. Er war sich sicher, dass dieser Mann etwas mit Lieutenant Matéo vorhatte. Und zwar nichts Gutes. Darum würde er sich das Gesicht des Mannes merken. Es besaß etwas Raubvogelartiges, die dunklen Augen, die hohe Stirn, die Strenge seiner Gesichtszüge.
    Mazan hörte, wie jemand an die Tür der Suite klopfte.
    »Entrez!«, sagte der Raubvogelmann lässig.
    »Monsieur Alexandre, Sie wollten mich sprechen?«
    Commissaire Mazan spähte ins Innere.
    Nein!
    Es war, als ob er mitten in einen Alptraum fiele.
    Das war er! Der Mann, der ihn im Garten des unheimlichen Hauses ergreifen wollte und wegen dem er sich bei der Flucht den Rücken aufgerissen hatte! Und bestimmt war das auch der Mann, der das Gift auslegte.
    Mazans Instinkte schrien geradezu danach, sofort das Weite zu suchen. Dennoch blieb er. Er musste wissen, warum dieser Mann Katzen tötete. Und wie das mit Lieutenant Matéo zusammenhing. Deshalb zwang er sich, sich wieder auf das Gespräch der beiden

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