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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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schnuppernd näherte er sich der offenen Terrassentür, aus der der Geruch in den Garten zog.
    Niemand zu sehen.
    Sollte er in das Zimmer hineingehen? Keine gute Idee. Die Frau hatte mit Julies Tod zu tun. Und mit dem Haus. Das hieß, dass sie womöglich auch mit dem Gift zu tun hatte, das in »seinem« Garten ausgelegt worden war.
    Einerseits.
    Andererseits war er hier, um herauszufinden, wer sie war.
    Schritt für Schritt tastete er sich ins Zimmer vor.
    Als er sich gerade bis unter den Glastisch gepirscht hatte, öffnete sich die Tür zum Bad. Er erstarrte.
    »Na, hallo«, sagte die Frau überrascht und mit weicher Stimme.
    Schon wollte er mit einem Satz wieder nach draußen hechten, als ein Schatten in der Terrassentür auftauchte. So kraftvoll. So dunkel. Monsieur Alexandre!
    Commissaire Mazan saß in der Falle.
    Monsieur Alexandre sah auf ihn herab und lächelte. Es war kein nettes Lächeln.
    »Bonjour, Spion des Teufels«, sagte er.
    Und dann schloss er die Tür hinter sich.
    Nein!, dachte Commissaire Mazan.
    »César, ich bitte dich. Du machst ihm Angst.«
    Der Mann beachtete die Frau nicht. Ohne Mazan aus den Augen zu lassen, ging er vor dem Kater in die Hocke. Der duckte sich immer noch unter den Glastisch.
    »Warum sonst leuchten ihre Augen in der Nacht und paart sich die Kätzin mit dem Kater so ungeniert auf der Straße?«
    Mazan wich weiter zurück, der Mann lachte leise.
    »César, lass doch.«
    Er schaute zu der blonden Frau auf. »Wusstest du, dass beim ersten Versuch des Teufels, auch einen Menschen zu erschaffen, Katzen entstanden sind?«
    »Nein. Und lass doch bitte jetzt den armen, kleinen Kerl in Frieden«, bat die Frau. »Du hast ihn ja völlig eingeschüchtert. Schau nur mal, wie er die Ohren anlegt.«
    Der Mann erhob sich mit einem Seufzer und ließ sich in einem gestreiften Sessel neben der Terrassentür nieder. Dafür beugte sich nun die Frau zu Commissaire Mazan hinab.
    » Salut, mein Kleiner«, sagte sie lockend. »Dir tut hier keiner was. Wo kommst du denn her?«
    Während die Frau weiter auf ihn einredete, zwang Mazan sich, seine Optionen zu durchdenken. Er war diesen Menschen ausgeliefert. Sicher, er könnte jetzt den großen, bösen Kater spielen. Mit Kratzen, Fauchen und Randale. Aber würde ihm das weiterhelfen?
    Commissaire Mazan begriff schlagartig, welche Möglichkeiten sich ihm eröffneten, wenn er einfach bliebe.
    Spion. Spion des Teufels.
    Es hatte ihn immer gewundert, dass die Menschen der selbstherrlichen Auffassung waren, Katzen könnten nicht verstehen, was sie von sich gaben. Daran hatten er und seine Art sich schon gewöhnt. Doch erst jetzt wurde ihm klar, was das bedeutete: dass er sie belauschen konnte, ohne dass sie Verdacht schöpften!
    Er musste nur auf die Schmeicheleien der Frau eingehen. Dafür musste er allerdings etwas tun, was er über die Maßen hasste.
    Für Lieutenant Matéo. Und die Katzen. Und gegen die Schatten.
    Vorsichtig schnupperte er sich der schlanken Hand entgegen, die die Frau ihm hinhielt. Voller Unbehagen schloss er die Augen, als sie ihm vorsichtig über den Kopf streichelte.
    »Ja, mein Kleiner, ist ja gut. Ach herrje, dein armes Ohr. Und auf dem Rücken hat es dich auch ganz übel erwischt. Na, komm mal her.«
    Mazan wusste, was nun folgen würde. Und es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, der Frau nicht den Arm zu zerfetzen, als er ihre andere Hand an seinem Bauch spürte und sie ihn hochhob. Sie trug ihn in ihren Armen, eng an sich gedrückt, wie ein hilfloses Ferkel.
    Für Lieutenant Matéo. Für Manon. Für die Katzen.
    Die Frau setzte sich in den zweiten Sessel und bettete Mazan auf ihren Schoß. Kurz zuckte er zurück, doch sofort strich die Hand wieder über seinen Kopf, sorgsam darauf achtend, dass sie sein verletztes Ohr nicht berührte.
    »Ruhig.« Er hätte am liebsten auf ihren glatten, hellen Rock gekotzt.
    Da lachte der Mann. »Du wirst es nie lernen, Vic.«
    Vic?
    »Was denn? Angst zu verbreiten, so wie du?«
    »Nein, Vic. Zu herrschen.«
    Diese Vic roch nach süßen Blumen und nach Kummer. Nach Bitterkeit, Trauer, Verzweiflung. Mazan spürte auch, dass ihre weibliche Kraft am Erlöschen war. Ihre Fruchtbarkeit. Vic war im Begriff, eine alte Frau zu werden. Es rührte ihn in der gleichen Weise, wie ihn Rockys Verstümmelung gerührt hatte. So legte er unter den streichelnden Händen den Kopf auf seine Pfoten. Er erinnerte sich, dass es traurige Menschen tröstete, wenn sie eine Katze streichelten.
    »Unser Adlatus war

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