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Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe

Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe

Titel: Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ausländische Architekten, noch ein Hotel, vielleicht ein Bed & Breakfast oder, was soll's, ein chinesisches Bordell.
    Er ging über die kleine Brücke, wandte sich einmal links, einmal rechts und sah Vianello vor sich am Geländer lehnen. Als Brunetti ihn erreicht hatte, stieß Vianello sich ab und begann, neben ihm herzugehen. »Ich habe mit den Leuten im Erdgeschoss gesprochen«, sagte der Ispettore. »Ohne Ergebnis. Die haben nichts gesehen und nichts gehört, bis wir aufgetaucht sind. Dasselbe mit den Leuten im ersten Stock.«
    »Glaubst du ihnen?«
    Vianello sagte, ohne zu zögern: »Ja. Die haben zwei kleine Kinder, da können sie nicht viel mitbekommen. Und die alten [81]  Leute sind sowieso fast taub.« Dann fiel ihm noch ein: »Die haben gesagt, sie habe oft Besuch gehabt. Aber nur Frauen. Jedenfalls nach dem, was sie beobachtet haben.«
    Auf Brunettis fragenden Blick antwortete er: »Mehr haben sie nicht gesagt.«
    Im Weitergehen sagte Brunetti: »Ihr Sohn hat mir erzählt, Signora Altavilla habe ehrenamtlich in dieser casa di cura in Bragora gearbeitet, also sollten wir die Schwestern über sie befragen. Er sagt, sie sei dort hingegangen, um mit den alten Leuten zu reden - oder eigentlich, um ihnen zuzuhören.«
    »Das ist ja auch viel sinnvoller, oder?«, meinte Vianello. »Hmm?«
    »Mir scheint, je älter Leute sind, desto weniger interessieren sie sich für ihre Umgebung und die Gegenwart, und umso mehr denken sie an die Vergangenheit und wollen darüber reden, vielleicht sogar nur noch darin leben.« Vianello verstummte, doch als sein Vorgesetzter schwieg, fuhr er fort: »Auf jeden Fall sind die meisten alten Leute so, die ich kenne oder kannte: meine Großmutter, meine Mutter, auch Nadias Eltern. Und wenn ich’s mir überlege, warum sollten sie sich für die Gegenwart interessieren? Gegenwart? Das bedeutet für sie Gesundheitsprobleme oder Geldprobleme, das bedeutet, von Tag zu Tag schwächer werden. Also zieht man sich in die Vergangenheit zurück, am besten zusammen mit jemand, der einem zuhört.«
    Brunetti konnte ihm nur zustimmen. Genau so war es bei seinen Eltern gewesen, auch wenn er sich nicht sicher war, ob sie - sein Vater, der als gebrochener Mann aus dem Krieg heimgekehrt war, und seine Mutter, die in den Alzheimer-Nebel entschwunden war - als typisches Beispiel gelten konnten. [82]  Er dachte an Paolas Eltern, Conte und Contessa Falier, die - fest verankert in der Gegenwart und neugierig auf die Zukunft - Vianellos Theorie ins Wanken brachten.
    »Tun wir das«, fragte Vianello, der mühelos mit Brunetti Schritt hielt, »wegen dieses Abdrucks?«
    Brunetti verkniff sich ein Achselzucken. »Rizzardi hält sich auffällig bedeckt. Er hat dem Sohn erzählt, sie sei an Herzversagen gestorben - gehen wir mal davon aus, dass das stimmt -, aber von dem Abdruck hat er kein Wort gesagt. Und wir konnten nicht ungestört reden.«
    »Hast du schon eine Idee?«, fragte Vianello.
    Diesmal erlaubte sich Brunetti das Achselzucken. »Ich möchte mehr über sie erfahren und dann sehen, was Rizzardi uns zu sagen hat.«
    Als sie oben auf dem Ponte Sant'Antonin anlangten, wies Brunetti auf die Kirche und sagte: »Immer wenn wir hier vorbeikamen, hat meine Mutter mir erzählt, ich glaube, im neunzehnten Jahrhundert sei ein Nashorn - oder ein Elefant - sie hat mir beide Versionen erzählt - in diese Kirche eingedrungen und nicht mehr lebend rausgekommen.«
    Vianello blieb stehen und betrachtete nachdenklich die Fassade der Kirche. »Davon habe ich noch nie gehört, aber wie kann denn damals ein Nashorn hier in der Stadt herumgelaufen sein? Oder ein Elefant?« Er schüttelte den Kopf wie bei einer der Anekdoten über das seltsame Verhalten von Touristen, dann ging er die Stufen auf der anderen Seite hinunter. »Vorjahren war ich hier einmal zu einer Totenmesse.« Wieder blieb Vianello stehen, offensichtlich überrascht von einem Gedanken, der ihm gerade kam. »Ist das nicht verrückt? Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wer da beerdigt wurde.«
    [83]  Während sie weitergingen, dann nach rechts abbogen, kam Vianello auf Brunettis Anekdote zurück: »Bei so einer Geschichte wird einem klar, wie schillernd die Wahrheit ist.«
    »Du meinst das Nashorn? Das da war oder nicht da war? Und das womöglich gar kein Nashorn war?«
    »Ja. Einer erzählt so etwas, ein anderer glaubt es, dann gerät die Geschichte in Umlauf, und Hunderte von Jahren später erzählen die Leute es sich immer noch.«
    »Und es wird

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