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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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welche?«
    »Warum ist der Fall Luparello noch nicht abgeschlossen?«
    »Erraten, Commissario, und damit ist nicht zu spaßen. Ich möchte ungern beleidigende Worte verwenden, ich möchte nicht im mindesten mißverstanden werden… um es kurz zu machen, wenn Sie etwas Konkretes in der Hand haben, machen Sie weiter, ansonsten schließen Sie das Ganze ab. Im übrigen, das werden Sie mir zugestehen, will mir das einfach nicht in den Kopf. Was wollen Sie überhaupt herausfinden? Der Ingegnere ist eines natürlichen Todes gestorben. Und Sie sperren sich nur, zumindest habe ich es so verstanden, weil der Ingegnere an der Mànnara ums Leben gekommen ist. Also, eines würde mich brennend interessieren: Wenn man Luparello irgendwo am Straßenrand gefunden hätte, hätten Sie da auch etwas einzuwenden gehabt? Antworten Sie!«
    »Nein.«
    »Ja, was bezwecken Sie dann also? Der Fall muß bis morgen abgeschlossen sein. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Regen Sie sich nicht auf, Herr Richter.«
    »Und wie ich mich aufrege, natürlich rege ich mich auf, aber über mich selbst. Sie bringen mich sogar dazu, das Wort ›Fall‹ zu verwenden, das in dieser Angelegenheit nun wirklich nicht angebracht ist. Bis morgen, verstanden?«
    »Können wir sagen, bis einschließlich Samstag?«
    »Also, wo sind wir denn, beim Feilschen auf dem Markt? Na gut. Aber wenn Sie auch nur eine Stunde länger brauchen, wird das ernsthafte Konsequenzen haben, das verspreche ich Ihnen.«
    Zito hatte Wort gehalten, das Redaktionssekretariat von »Retelibera« überreichte Montalbano ein Fax aus Palermo. Er las es auf dem Weg zur Mànnara.
    »Der Signorino Giacomo ist der klassische Fall eines Sohnes, der es nur mit Hilfe des Vaters zu etwas gebracht hat. Er entspricht exakt dem Klischee, ohne einen Funken Phantasie. Der Vater ist als Ehrenmann bekannt, einen Fehltritt ausgenommen, von dem ich dir im folgenden berichten werde, also das Gegenteil des seligen Luparello. Giacomo bewohnt mit seiner zweiten Ehefrau, Ingrid Sjostrom, den ersten Stock im väterlichen Palazzo. Ihre Vorzüge habe ich dir bereits mündlich geschildert. Ich werde dir nun seine Verdienste auflisten, zumindest die, an die ich mich erinnere. Dumm wie ein Kürbis, hat das frühreife Früchtchen nie etwas lernen oder sich etwas anderem widmen wollen als der Wissenschaft des Vögelns. Dennoch ist er mit Hilfe des himmlischen Vaters (oder besser gesagt, des leiblichen Vaters) regelmäßig mit der Höchstpunktzahl versetzt worden. Obwohl er in der medizinischen Fakultät eingeschrieben war, hat er nie die Universität besucht (was ein Glück für die allgemeine Gesundheit ist). Mit sechzehn Jahren, ohne Führerschein am Steuer des schnellen Autos seines Vaters, überfährt und tötet er ein achtjähriges Kind. Giacomo kommt praktisch ungeschoren davon, nicht so der Vater. Er bezahlt, und zwar ziemlich, an die Familie des Jungen. Mittlerweile volljährig, gründet Giacomo eine Dienstleistungsfirma. Die Firma geht zwei Jahre später pleite, Cardamone verliert nicht eine einzige Lira, sein Geschäftspartner erschießt sich um ein Haar, und ein Beamter der Steuerfahndung, der der Sache auf den Grund gehen wollte, sieht sich plötzlich nach Bozen versetzt. Im Augenblick beschäftigt Giacomo sich mit pharmazeutischen Produkten (und stell Dir vor: wieder ist es der Herr Papa, der ihm die Stange hält!), kauft ein und expandiert in weitaus größerem Maße, als es die geschätzten Einnahmen zulassen würden.
    Leidenschaftlicher Liebhaber von Auto- und Pferderennen, hat er (in Montelusa!) einen Polo-Club gegründet, wo keine einzige Partie dieses noblen Sports je ausgetragen wurde, aber zum Ausgleich kokst er, daß es eine helle Freude ist.
    Wenn ich mein ehrliches Urteil über seine Person abgeben müßte, würde ich sagen, es handelt sich um ein Prachtexemplar eines lausigen Taugenichts jener Spezies, die da gedeiht, wo ein mächtiger und reicher Vater ist. Mit zweiundzwanzig Jahren vermählt er sich (sagt man nicht so?) mit Albamarina Collatino (Baba für die Freunde) aus einer Kaufmannsfamilie der Palermitaner Großbourgeoisie. Zwei Jahre später reicht Baba bei der Sacra Romana Rota einen Antrag auf Annullierung der Ehe ein und begründet dies mit der offensichtlichen impotentia generandi des Gemahls. Ehe ich es vergesse: Mit achtzehn, also vier Jahre vor der Heirat, hat Giacomo die Tochter einer Bediensteten geschwängert. Der bedauerliche Zwischenfall war wie üblich vom Allmächtigen

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