Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers
spricht, heißt das, daß er mehr weiß und daß von irgendwoher Gefahr droht. Also ist es besser, wenn man den Awocato bei dieser Unternehmung unterstützt. Und sie stimmen zu seinen Gunsten ab. Man ruft Cardamone, der das Amt annimmt. Er selbst schlägt vor, Rizzo zur Unterstützung zu holen, erntet Schimpf und Schande von Seiten seiner beiden Vertreter im Sekretariat. Aber ich verstehe Cardamone: Besser ihn mit ins Boot zu holen - wird er gedacht haben -, als ihn wie eine Treibmine herumschwimmen zu lassen.«
Dann begann Zito ihm eine Geschichte zu erzählen, die er im Kopf hatte und zu einem Roman verarbeiten wollte, und sie saßen bis vier Uhr früh zusammen.
Während er den Gesundheitszustand einer Kaktee überprüfte, die Livia ihm geschenkt hatte und die auf der Fensterbank in seinem Büro stand, sah Montalbano eine dunkelblaue Limousine mit Autotelefon, Fahrer und Leibwächter vorfahren. Letzterer stieg zuerst aus, um einem mäßig großen, kahlköpfigen Mann, der einen Anzug in derselben Farbe wie der des Autos trug, den Wagenschlag zu öffnen.
»Da draußen ist einer, der mit mir reden will. Laß ihn gleich durch«, wies der Commissario den wachhabenden Beamten an.
Als Rizzo eintrat, sah Montalbano, daß er um den oberen linken Ärmel ein schwarzes, handbreites Band gebunden hatte - der Advokat war bereits in Trauerkleidung für die bevorstehenden Bestattungsfeierlichkeiten. »Was kann ich nur tun, damit Sie mir verzeihen?«
»Was verzeihen?«
»Daß ich Sie zu solch später Stunde zu Hause gestört habe.«
»Aber Sie sagten doch, die Angelegenheit sei von extra…«
»Extraordinärer Importanz, gewiß.«
Wie gescheit er doch war, der Advokat Rizzo!
»Kommen wir zur Sache. Ein junges Paar, vollkommen ehrenwerte Leute im übrigen, gibt am vergangenen Sonntag, spät in der Nacht und schon ein wenig angeheitert, einer unüberlegten Laune nach. Die Ehefrau überredet ihren Mann, ihr die Mànnara zu zeigen, sie ist neugierig auf diesen Ort und auf das, was dort passiert.
Eine tadelnswerte Neugier, gewiß, aber nichts weiter.
Nun, das Paar fährt an den Rand der Mànnara, die Frau steigt aus. Aber gleich darauf steigt sie wieder ins Auto, verärgert über die ordinären Angebote, die ihr unterbreitet werden, und sie fahren weg. Wieder zu Hause angekommen, stellt sie fest, daß sie einen kostbaren Gegenstand verloren hat, den sie um den Hals trug.«
»Was für ein merkwürdiger Zufall«, murmelte Montalbano in seinen Bart. »Wie bitte?«
»Ich dachte gerade darüber nach, daß beinahe zur selben Zeit am selben Ort der Ingegnere Luparello starb.« Der Advokat Rizzo ließ sich nicht aus der Fassung bringen und setzte eine schwermütige Miene auf. »Das ist mir auch aufgefallen, wissen Sie? Aber das Schicksal spielt manchmal ein wenig verrückt…«
»Der Gegenstand, von dem Sie gesprochen haben, ist das eine Halskette aus Massivgold mit einem brillantenbesetzten Herz?«
»Ganz genau. Nun möchte ich Sie bitten, das Stück den rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben und dieselbe Diskretion zu beweisen, wie Sie sie im Zusammenhang mit der Auffindung der sterblichen Überreste meines armen Freundes Luparello bewiesen haben.«
»Wenn Sie es mir nachsehen mögen«, sagte der Commissario. »Aber ich habe nicht die geringste Vorstellung davon, wie man in einem solchen Fall verfährt. In jedem Fall denke ich, daß es wohl besser gewesen wäre, wenn die Besitzerin selbst vorgesprochen hätte.«
»Ich bin im Besitz einer offiziellen Vollmacht!«
»Ach, ja? Lassen Sie mal sehen.«
»Kein Problem, Commissario. Sie werden verstehen:
Bevor ich die Namen meiner Mandanten in alle Welt ausposaune, wollte ich hundertprozentig sicher sein, daß es sich auch wirklich um den fraglichen Gegenstand handelt.«
Er schob eine Hand in die Jackentasche, zog ein Blatt Papier heraus und reichte es Montalbano. Der Commissario las es aufmerksam.
»Wer ist dieser Giacomo Cardamone, der die Vollmacht unterzeichnet hat?«
»Das ist der Sohn von Professor Cardamone, unserem neuen Provinzsekretär.«
Montalbano entschied, daß dies der richtige Moment sei, sein Theaterspiel zu wiederholen. »Also das ist wirklich eigenartig!«
Er flüsterte fast und setzte eine nachdenkliche Miene auf. »Entschuldigung, was haben Sie gesagt?«
Montalbano antwortete nicht gleich, ließ den anderen erst eine Weile schmoren.
»Ich dachte gerade, daß das Schicksal in diesem Fall, um Ihre Worte aufzugreifen, doch ein wenig zu verrückt
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