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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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verlagert. Der Weg war also frei.
    »Begleite den Dottore, und komm dann wieder runter«, sagte Montalbano, diesmal zu Gallo. Pasquano warf ihm einen dankbaren Blick zu, er arbeitete wirklich am liebsten allein.
    Eine gute halbe Stunde später tauchte das völlig verbeulte Auto des Giudice auf, der sich erst zu bremsen entschied, nachdem er einen der beiden Wagen der Spurensicherung gerammt hatte.
    Nicolò Tommaseo stieg mit rotem Gesicht aus, sein Hals sah aus wie der eines Gehenkten und erinnerte stark an einen Truthahn.
    »Diese Straße ist unmöglich! Ich hatte zwei Unfälle!«, verkündete er Gott und der Welt. Dabei wusste jedermann, dass der Giudice wie ein gedopter Hund Auto fuhr.
    Montalbano hatte eine Idee, wie er ihn davon abhalten konnte, sofort raufzugehen und Pasquano zu nerven.
    »Signor Giudice, ich muss Ihnen eine merkwürdige Geschichte erzählen.«
    Er berichtete ihm teilweise, was tags zuvor passiert war, zeigte ihm, wie der Twingo nach dem Aufprall aussah und was von dem Zettel noch übrig war, den er geschrieben und unter den Scheibenwischer gesteckt hatte, erzählte ihm, wie er angefangen hatte, Verdacht zu schöpfen. Der anonyme Anruf in der Questura von Montelusa sei wie der Käse auf den Makkaroni gewesen.
    »Was für ein merkwürdiger Zufall!«, sagte Giudice Tommaseo, zu mehr ließ er sich nicht hinreißen.
    Als der Giudice den nackten Körper des Mordopfers sah, erstarrte er zu Stein. Auch der Commissario blieb wie angewurzelt stehen. Dottor Pasquano hatte es irgendwie geschafft, den Kopf der Frau zu drehen, und jetzt sah man das Gesicht, das bisher vergraben gewesen war. Die Augen waren unwirklich weit aufgerissen und drückten unerträglichen Schmerz und Entsetzen aus, aus dem Mund war Blut gesickert, sie musste sich in den Erstickungskrämpfen auf die Zunge gebissen haben.
    Dottor Pasquano kam der verhassten Frage zuvor.
    »Sie ist mit Sicherheit in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gestorben. Nach der Obduktion kann ich Genaueres sagen.«
    »Wie ist sie denn gestorben?«, fragte Tommaseo.
    »Sehen Sie das nicht? Der Mörder hat ihr Gesicht nach unten in die Matratze gedrückt und festgehalten, bis sie tot war.«
    »Er muss ungewöhnlich kräftig sein.«
    »Nicht unbedingt.«
    »Wissen Sie, ob vorher oder nachher Geschlechtsverkehr stattgefunden hat?«
    »Das kann ich so nicht sagen.«
    Etwas im Tonfall des Giudice machte den Commissario hellhörig, und er sah ihn an. Tommaseo war schweißgebadet.
    »Vielleicht Analverkehr«, beharrte er, und seine Augen glitzerten.
    Ganz kurz nur. Offenbar hatte Dottor Tommaseo insgeheim sein Vergnügen an solchen Sachen. Montalbano fiel ein, dass er irgendwo einen Satz von Manzoni gelesen hatte, in dem es um den anderen, den berühmteren Nicolò Tommaseo ging:
    »Sto Tommaseo ch'el gha on pè in sagrestia e vun in casin.
    Dieser Tommaseo steht mit einem Fuß in der Sakristei und mit dem anderen im Bordell.«
    Das musste ein Familienlaster sein.
    »Sie hören von mir. Buongiorno«, verabschiedete sich Dottor Pasquano hastig, um weiteren Fragen zuvorzukommen.
    »Für mich ist es das Verbrechen eines Triebtäters, der die Signora überrascht hat, als sie ins Bett gehen wollte«, sagte Dottor Tommaseo mit fester Stimme, ohne den Blick von der Toten zu wenden.
    »Aber in das Haus wurde nicht eingebrochen, Signor Giudice. Es ist doch ziemlich ungewöhnlich, dass eine nackte Frau einem Triebtäter die Tür öffnet und ihn im Schlafzimmer empfängt.«
    »Wie argumentieren Sie denn! Vielleicht hat sie erst gemerkt, dass dieser Mann ein Triebtäter war, als … Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ich würde eher von einem Verbrechen aus Leidenschaft ausgehen«, sagte Montalbano, der sich zu amüsieren begann.
    »Warum nicht? Ja, warum nicht?« Tommaseo schien anzubeißen und kratzte sich den Bart. »Wir dürfen nicht vergessen, dass es eine Frau war, die anonym angerufen hat. Die betrogene Ehefrau. Apropos, wissen Sie, wo der Ehemann des Opfers zu erreichen ist?«
    »Ja. Brigadiere Fazio hat die Telefonnummer«, antwortete der Commissario, dem es das Herz zusammenzog. Er hasste es, schlimme Nachrichten überbringen zu müssen.
    »Er soll sie mir geben. Ich kümmere mich darum«, sagte der Giudice.
    Nicolò Tommaseo war zu allem Übel auch noch ein eifriger Überbringer von Hiobsbotschaften.
    »Können wir sie mitnehmen?«, fragten die Sanitäter, als sie ins Schlafzimmer kamen.
    Es dauerte noch eine Stunde, bis die Leute von der Spurensicherung mit ihrer

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