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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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vertrat die Meinung, Intuition und Verstand würden früher oder später auch ohne Hilfe von Mikroskop und Analyse ans Ziel kommen. Pure Ketzerei für Bonetti-Alderighi, der sich Jacomuzzis rasch entledigt hatte. Vanni Arquà war ein Abziehbild von Harold Lloyd, stets ungekämmt, kleidete sich wie die zerstreuten Wissenschaftler in den Filmen aus den dreißiger Jahren und betrieb einen Wissenschaftskult. Montalbano mochte ihn nicht, und Arquà brachte ihm eine ebenso herzliche Antipathie entgegen.
    Die Leute von der Spurensicherung erschienen vollzählig mit zwei Wagen und Sirenengeheul, als wären sie in Texas.
    Sie waren zu acht, alle in Zivil, und luden als Erstes Kisten und Kästchen aus dem Kofferraum, sodass man sie für einen Trupp Filmleute bei der Vorbereitung von Dreharbeiten halten konnte. Als Arquà den Salon betrat, begrüßte Montalbano ihn nicht mal, sondern machte mit dem Daumen nur ein Zeichen, dass sich das, was ihn interessierte, im oberen Stockwerk befand.
    Sie waren noch gar nicht alle oben, als Montalbano Arquà rufen hörte.
    »Entschuldigen Sie, Commissario, könnten Sie einen Augenblick raufkommen?«
    Montalbano ließ sich Zeit. Als er das Schlafzimmer betrat, fühlte er sich vom Chef der Spurensicherung mit Blicken durchbohrt.
    »War die Leiche so, als Sie sie fanden?«
    »Nein«, antwortete Montalbano kalt wie ein toter Fisch.
    »Sie war nackt.«
    »Und wo hatten Sie diesen Bademantel her?«
    »Aus dem Bad.«
    »Richten Sie alles so her, wie es vorher war, perdio! Sie haben das Gesamtbild verändert! È gravissimo! Eine Katastrophe!«
    Wortlos trat Montalbano zu der Leiche, nahm den Bademantel und legte ihn sich über den Arm.
    »Ammazza er culo, ragazzi! Ist das ein Klassearsch, Jungs!«
    Das hatte der Fotograf der Spurensicherung gesagt, so ein widerlicher Paparazzo, dem das Hemd aus der Hose hing. »Tu dir keinen Zwang an«, sagte der Commissario ruhig. »Er ist ja schon in Position.«
    Fazio, der wusste, welche Gefahr sich hinter Montalbanos beherrschter Ruhe verbergen konnte, ging einen Schritt auf ihn zu. Der Commissario sah Arquà in die Augen:
    »Kapierst du jetzt, warum ich das gemacht habe, du Arschloch?«
    Er verließ das Zimmer. Im Bad wusch er sich rasch das Gesicht, warf den Bademantel ungefähr da hin, wo er ihn gefunden hatte, und ging zurück ins Schlafzimmer.
    »Ich werde dem Questore berichten müssen«, sagte Arquà frostig. Montalbanos Stimme klang noch zehn Grad frostiger: »Ihr werdet euch hervorragend verstehen.«
    »Dottore, ich geh mit Gallo und Galluzzo raus, eine rauchen. Wir stören die von der Spurensicherung nur.«
    Montalbano war in Gedanken versunken und gab keine Antwort. Er ging vom Salon noch mal ins obere Stockwerk und inspizierte das kleine Zimmer und das Bad.
    Im Erdgeschoss hatte er sich schon sorgfältig umgesehen, aber nicht gefunden, wonach er suchte. Der Ordnung halber warf er noch einen Blick ins Schlafzimmer, das von der Spurensicherung besetzt und auf den Kopf gestellt war, und kontrollierte, was er vorher gesehen zu haben meinte.
    Vor dem Haus steckte er sich auch eine Zigarette an. Fazio war gerade mit Telefonieren fertig.
    »Ich hab mir die Telefonnummer und die Adresse ihres Mannes in Bologna geben lassen«, erklärte er.
    »Dottore«, fing Galluzzo an. »Wir drei haben gerade über was gesprochen, was merkwürdig ist …«
    »Der Schrank im Schlafzimmer ist noch verpackt. Und unters Bett hab ich auch geschaut«, fügte Gallo hinzu.
    »Und ich hab in allen anderen Zimmern nachgeschaut. Aber -«
    Fazio, der gerade das Ergebnis verlauten lassen wollte, hielt inne, als sein Chef die Hand hob.
    »- aber die Kleider der Signora sind nirgends zu finden«, sagte Montalbano.

Drei
    Der Krankenwagen kam; kurz darauf traf auch Dottor Pasquano, der Gerichtsmediziner, ein.
    »Sieh mal nach, ob die Spurensicherung im Schlafzimmer schon fertig ist«, sagte Montalbano zu Galluzzo.
    »Danke«, sagte Dottor Pasquano. Seine Devise lautete: »Entweder ich oder sie«, wobei mit »sie« die Leute von der Spurensicherung gemeint waren. Schon Jacomuzzi und sein schlampiger Haufen waren ein rotes Tuch für ihn gewesen, aber dieser Dottor Arquà und seine so auffallend effizienten Mitarbeiter erst -
    »Molto travaglio? Viel zu tun?«, fragte der Commissario den Dottore.
    »Wenig. Nur fünf Leichen in einer Woche. Das hat's noch nie gegeben! Nichts los zurzeit.«
    Galluzzo kam zurück und teilte mit, die Spurensicherung habe sich ins Bad und in das kleine Zimmer

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