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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Questore von Montelusa, Luca Bonetti-Alderighi, einem eifrigen jungen Mann aus Bergamo, der es innerhalb eines Monats geschafft hatte, sich überall hochgradig unbeliebt zu machen.
    »Der Questore«, berichtete ihm Fazio, der Beamte, mit dem Montalbano am ehesten freundschaftlich verbunden war, »war schon ganz nervös, weil er Sie in Vigàta nicht erreicht hat. Deswegen musste Dottor Augello hin.«
    »Er musste hin?«, gab der Commissario zurück. »Der hat bestimmt die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, um sich in Szene zu setzen!«
    Er erzählte Fazio von dem Unfall am Morgen und fragte ihn, ob er wisse, wem das Haus gehöre. Fazio wusste es nicht, versprach seinem Chef aber, am nächsten Morgen ins Rathaus zu gehen und sich zu erkundigen.
    »Ach ja, Ihr Wagen ist in unserer Werkstatt.«
    Bevor er heimfuhr, befragte der Commissario noch Catarella.
    »Hör zu, und denk gut nach. Hat zufällig jemand wegen einem Auto angerufen, das wir angefahren haben?«
    Kein Anruf.
    »Ich verstehe nicht recht«, sagte Livia mit gereizter Stimme am Telefon in Boccadasse, Genua.
    »Was gibt es da zu verstehen, Livia? Ich hab's dir doch gesagt, jetzt sag ich's noch mal. Die Unterlagen für Francois' Adoption sind noch nicht fertig, es sind unvorhergesehene Probleme aufgetreten, und ich habe den alten Questore nicht mehr hinter mir, der jederzeit bereit war, alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Wir müssen uns eben gedulden.«
    »Ich rede nicht von der Adoption«, sagte Livia frostig.
    »Ach nein? Wovon denn dann?«
    »Von unserer Hochzeit rede ich. Während die Probleme mit der Adoption gelöst werden, können wir heiraten. Es hängt ja nicht das eine vom anderen ab.«
    »Natürlich nicht«, sagte Montalbano, der sich gehetzt und in die Enge getrieben fühlte.
    »Ich will eine klare Antwort auf die Frage, die ich dir jetzt stelle«, fuhr Livia unerbittlich fort. »Angenommen, die Adoption ist nicht möglich. Was tun wir deiner Meinung nach dann, heiraten wir trotzdem oder nicht?«
    Ein plötzlicher ohrenbetäubender Donnerschlag rettete ihn.
    »Was war das?«, fragte Livia.
    »Es donnert. Da ist ein irrsinniges Gewitt …«
    Er legte auf und zog den Stecker aus der Wand.
    Montalbano konnte nicht einschlafen. Er wälzte sich im Bett hin und her und wickelte sich in die Laken ein.
    Gegen zwei Uhr morgens begriff er, dass seine Einschlafversuche für die Katz waren. Er stand wieder auf, zog sich an, nahm einen Lederbeutel, den ihm vor langer Zeit ein Einbrecher geschenkt hatte, der dann sein Freund geworden war, setzte sich ins Auto und fuhr los. Das Gewitter war noch heftiger als vorher, Blitze erleuchteten alles taghell. Als er bei dem Twingo ankam, versteckte er sein Auto hinter den Büschen und schaltete die Scheinwerfer aus.
    Aus dem Handschuhfach nahm er seine Pistole, ein Paar Handschuhe und eine Taschenlampe. Er wartete, bis der Regen etwas nachließ, dann sprang er mit langen Schritten über die Straße, rannte den Weg hinauf und drückte sich gegen die Tür. Er klingelte lange, niemand antwortete.
    Er zog die Handschuhe an und nahm einen dicken Schlüsselring aus dem Lederbeutel, an dem ein Dutzend unterschiedlich geformter Dietriche hingen. Beim dritten Versuch ging die Tür auf, sie war nur zugeschnappt und nicht abgeschlossen gewesen. Er ging hinein und schloss die Tür hinter sich. Im Dunkeln bückte er sich, schlüpfte aus seinen durchnässten Schuhen und stand in Strümpfen da. Er schaltete die Taschenlampe ein und hielt sie auf den Boden gerichtet. Er befand sich in einem geräumigen Esszimmer mit anschließendem Salon. Die Möbel rochen nach Lack, alles war neu, sauber und ordentlich. Eine Tür führte in eine Küche, die so blitzblank war, dass sie einer Reklame entnommen schien; eine andere Tür ging in ein derart auf Hochglanz poliertes Bad, dass man meinen konnte, es sei noch nie betreten worden. Langsam stieg er die Treppe hinauf, die in das obere Stockwerk führte. Dort waren drei geschlossene Türen. Die erste, die er öffnete, gab den Blick auf ein sauberes kleines Gastzimmer frei; die zweite führte in ein Bad, das größer war als das im Erdgeschoss, im Gegensatz zu dem unteren herrschte hier allerdings ziemliche Unordnung. Ein rosa Frotteebademantel lag auf dem Boden, als hätte ihn derjenige, der ihn getragen hatte, einfach fallen lassen. Das dritte Zimmer war das Schlafzimmer der Hausbewohner. Und gewiss war das die junge blonde Hausherrin, dieser nackte, fast kniende Körper, der mit dem Bauch

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