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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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alles.«
    »Weißt du, wo die Licalzis zurzeit sind?«
    »Er ist in Bologna, sie wurde bis vor drei Tagen hier in der Stadt beim Einkaufen gesehen, sie ist dabei, die Villa einzurichten. Sie hat einen flaschengrünen Twingo.«
    »Das ist der, den Gallo angefahren hat.«
    »Genau. Der Sekretär hat gesagt, dass man sie gar nicht übersehen kann. Sie muss sehr schön sein.«
    »Ich verstehe nicht, warum die Signora noch nicht angerufen hat«, sagte Montalbano, der, wenn er es darauf anlegte, glänzend schauspielern konnte.
    »Ich könnte mir schon was denken«, sagte Fazio. »Der Sekretär hat gesagt, die Signora sei, wie soll ich sagen, amicionàra, sie hat viele Freundschaften.«
    »Mit Frauen?«
    »Und Männern«, betonte Fazio vielsagend. »Vielleicht ist die Signora bei irgendeiner Familie zu Besuch und wurde von den Leuten abgeholt. Sie kann den Schaden erst sehen, wenn sie wieder da ist.«
    »Klingt plausibel«, beendete Montalbano, sein Theater weiterspielend, das Gespräch.
    Sobald Fazio gegangen war, rief der Commissario Signora Clementina Vasile Cozzo an.
    »Liebe Signora, wie geht es Ihnen?«
    »Commissario! Was für eine schöne Überraschung! Es geht schon, Gott sei Dank.«
    »Könnte ich auf einen Sprung bei Ihnen vorbeikommen?«
    »Sie sind jederzeit willkommen.«
    Signora Clementina Vasile Cozzo war eine gelähmte alte Dame, eine ehemalige Grundschullehrerin, die mit Intelligenz gesegnet war und eine natürliche, zurückhaltende Würde besaß. Der Commissario hatte sie vor drei Monaten kennen gelernt, als er in einem komplizierten Fall ermittelte, und war ihr wie ein Sohn verbunden geblieben. Montalbano gestand es sich zwar nicht offen ein, aber Signora Clementina war die Frau, die er sich als Mutter gewünscht hätte; als er seine eigene Mutter verlor, war er noch zu klein gewesen, er hatte nur eine Art goldenes Strahlen von ihr in Erinnerung.
    »A mamà era biunna? War Mama blond?«, hatte er, auf der Suche nach einer Erklärung, warum die Erinnerung an die Mutter nur in einem verschwommenen Leuchten bestand, seinen Vater einmal gefragt.
    »Frumento sutta u suli. Weizen unter der Sonne«, hatte die trockene Antwort des Vaters gelautet.
    Montalbano hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Signora Clementina mindestens einmal in der Woche zu besuchen; er erzählte ihr von dem einen oder anderen Fall, mit dem er gerade beschäftigt war, und die Frau lud ihn, dankbar für den Besuch, der die Eintönigkeit ihrer Tage unterbrach, zum Essen ein. Pina, das Hausmädchen der Signora, war eine mürrische Person, außerdem war Montalbano ihr unsympathisch: Allerdings konnte sie Gerichte von raffinierter, entwaffnender Einfachheit zubereiten.
    Signora Clementina empfing ihn im Wohnzimmer; sie war sehr elegant gekleidet und trug einen indischen Seidenschal um die Schultern.
    »Heute ist Konzert«, flüsterte sie, »aber es ist gleich zu Ende.«
    Vier Jahre zuvor hatte Signora Clementina von ihrem Mädchen Pina - die wiederum wusste es von Jolanda, der Hausdame von Maestro Cataldo Barbera - erfahren, dass der berühmte Geiger, der in der Wohnung über ihr lebte, ernste Schwierigkeiten mit dem Fiskus hatte. Sie sprach daraufhin mit ihrem Sohn, der in Montelusa im Finanzamt arbeitete, und das Problem, das im Wesentlichen von einem Missverständnis herrührte, wurde gelöst. Etwa zehn Tage später überbrachte Jolanda, die Haushälterin, Signora Clementina eine Nachricht: »Sehr geehrte Signora, um mich ein wenig erkenntlich zu zeigen, werde ich jeden Freitagvormittag von halb zehn bis halb elf für Sie spielen. Ihr sehr ergebener Cataldo Barbera.«
    So warf sich die Signora jeden Freitagmorgen in Schale, um ihrerseits dem Maestro ihre Ehrerbietung zu bezeigen, und begab sich in eine Art Wohnzimmerchen, in dem man die Musik am besten hörte. Und im Stockwerk darüber fing der Maestro Punkt halb zehn mit seinem Geigenspiel an.
    In Vigàta wusste jedermann von der Existenz des Maestro Cataldo Barbera, aber nur die wenigsten hatten ihn je zu Gesicht bekommen. Als Sohn eines Eisenbahners hatte der zukünftige Maestro vor fünfundsechzig Jahren in Vigàta das Licht der Welt erblickt, die Stadt, als er noch keine zehn Jahre alt war, jedoch verlassen, weil sein Vater nach Catania versetzt wurde. Von seiner Karriere hatten die Vigatesi aus der Zeitung erfahren: Cataldo Barbera hatte Violine studiert und war innerhalb kurzer Zeit ein weltberühmter Konzertgeiger geworden. Doch auf dem Höhepunkt seines Ruhmes hatte er sich aus

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