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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Fazio versuchten, eine möglichst engelsgleiche Aura zu verbreiten. Da entschloss sich die Witwe Bellini, die Kette ganz auszuhängen.
    »Kommen Sie rein.«
    Die Wohnung war sauber, die alten Möbel des kleinen Wohnzimmers so blank, dass sie funkelten. Alle drei setzten sich manierlich hin. Montalbano bedauerte, dass er keine Aktentasche bei sich hatte, aus der er ein paar Blätter hätte herausholen können.
    »Mach Notizen«, wies Montalbano Fazio an.
    Der zog einen kleinen Block und einen Kugelschreiber aus seiner Jackentasche.
    »Stell du die Fragen«, fügte der Commissario noch hinzu. Fazios Augen leuchtetenvor Freude. Die Meldedaten eines Menschen waren für ihn wie die Droge für den Junkie. »Vorname und Familienname vor Ihrer Eheschließung.«
    »Rosalia Mangione.«
    »Tag, Monat, Jahr und Ort Ihrer Geburt.«
    »8. September 1930, auf Lampedusa. Aber…«
    »Ja? Sprechen Sie nur, Signora«, sagte Montalbano.
    »Darf ich mal wissen, wer Ihnen meinen Namen genannt hat?«
    Montalbano setzte ein breites Lächeln auf und bleckte die Zähne wie eine Wildkatze. »Katia hat uns von Ihnen erzählt.«
    »Ah.«
    »Ist sie da? Wir würden gern Hallo sagen.«
    »Gestern, als Katia nach Hause kam, hat sie ihren Koffer gepackt, bezahlt und ist gegangen.«
    Montalbano und Fazio standen gleichzeitig auf.
    »Hat sie Ihnen gesagt, wohin sie fahren wollte?«, fragte der Commissario.
    »Nein.«
    »Hat Katia Montagabend einen Anruf aus Russland erhalten?«
    »Aber woher!«
    »Wie können Sie das sagen? Hat Katia denn kein Handy?«
    »Sicher. Aber nicht so eins, mit dem man in der ganzen Welt rumtelefonieren kann.«
    »Haben Sie ein Fernsehgerät?«
    »Schon… aber…«
    »Was aber?«
    »Seit fünf Jahren bezahle ich keine Gebühren mehr.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Haben Sie von der jungen Frau gehört, die man ermordet an der Müllkippe gefunden hat?«
    »Die mit dem Schmetterling? Ja doch, ja.«
    »Und Katia hat davon erfahren?«
    »Sie war bei mir, als sie im Fernsehen darüber berichtet haben.«
    »Gehen wir«, sagte Montalbano.
    Die alte Frau lief ihnen nach.
    »Und was ist mit dem interessanten Vorschlag?«
    »Nach dem Mittagessen kommen wir wieder, und dann reden wir darüber«, sagte Fazio.
    Montalbano begriff sofort, dass mit Don Antonio nicht gut Kirschen essen war.
    Er war um die fünfzig, robust, muskulös, wortkarg, mit Händen, die aussahen wie Hämmer zum Steinespalten. Der Commissario bemerkte an der Wand in einer Ecke der Sakristei ein Paar Boxhandschuhe. »Boxen Sie?«
    »Gelegentlich.«
    »Entschuldigen Sie bitte, Padre, aber sind Sie derjenige gewesen, der eine junge Frau, Katia Lissenko, an die Familie Palmisano vermittelt hat?«
    »Ja.«
    »Von wem haben Sie sie wiederum vermittelt bekommen?«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    »Ich will versuchen, Ihnen zu helfen. Vielleicht vom Verein »Der Gute Wille« von Monsignor Pisicchio?«
    »Ich stehe weder mit Monsignor Pisicchio in Kontakt noch mit seinem Verein.«
    Lag da nicht so etwas wie Verachtung in seiner Stimme? Das musste auch Fazio aufgefallen sein, der dem Commissario einen raschen Blick zuwarf. »Erinnern Sie sich wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Und es besteht auch keine Hoffnung, dass Sie mit ein bisschen Anstrengung…«
    »Nein. Warum suchen Sie nach ihr? Hat sie etwas Schlimmes angestellt?«
    »Nein«, sagte Fazio.
    »Wir wollen sie lediglich zu ein paar Dingen befragen, über die nur sie Bescheid weiß«, präzisierte Montalbano. »Verstehe.«
    Aber Don Antonio hatte nicht gefragt, worum es sich dabei genau handelte. Entweder war er nicht neugierig oder er wusste über diese Dinge nur zu gut Bescheid. Aber müssen Pfarrer denn nicht schon von Amts wegen neugierig sein?
    »Warum suchen Sie hier nach ihr?«
    »Weil sie nicht mehr zu den Palmisanos zurückgekehrt ist und ihre Unterkunft fluchtartig verlassen hat. Sie haben praktisch nichts mehr von ihr gehört. Und daher haben wir uns gedacht, dass Katia, die ja schon einmal bei Ihnen vorstellig geworden ist und um Hilfe gebeten hat…«
    »Sie haben sich geirrt.«
    »Padre, ich habe Grund zur Annahme, dass diese junge Frau in große Gefahr geraten könnte. Ja, dass womöglich ihr Leben auf dem Spiel steht. Daher wäre jede Nachricht …«
    »Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich Katia seit etwa zehn Tagen nicht gesehen habe?«
    »Nein«, sagte Montalbano.
    Der Pfarrer schaute vielsagend zu den Boxhandschuhen hinüber.
    »Wenn Sie mich zu einem Gottesurteil durch Prügelei

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