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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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gebliebenes Fenster zu schütten, oder sie lassen es unter dem Rollgitter oder der Tür nach drinnen fließen. In neunzig Prozent der Fälle, bei denen der Brandstifter eingedrungen ist, erlitt er selbst mehr oder weniger schwere Verbrennungen.«
    »In diesem Fall aber wurde der Brand von innen gelegt?«
    »Genau. Und weder das Rollgitter noch die Türen noch die Fenster wurden gewaltsam aufgebrochen. Und das ist wohlgemerkt auch die Meinung von Ingenieur Ragusano von der Feuerwehr.«
    »Also würdest du zu einer Vermutung tendieren, die Morabito selbst mit einbeziehen würde?«
    »Wie diplomatisch du doch mit zunehmendem Alter geworden bist, Montalbà! Auch Locascio von der Versicherung meint, dass Morabito es war.«
    »Wegen der Versicherungssumme?«
    »So sieht er das.«
    »Und du nicht?«
    »Morabitos wirtschaftliche und finanzielle Verhältnisse sind absolut solide. Wenn er sein Geschäft in Brand gesteckt hat, muss es einen anderen Grund dafür geben. Dieser Mann verheimlicht irgendetwas. Ich hatte mir vorgenommen, das morgen herauszufinden. Aber nun bist du gekommen. Was willst du jetzt machen?«
    »Ich möchte einen Blick in das Geschäft werfen.«
    »Kein Problem. Ich begleite dich. Kommst du auch mit, Fazio?«
    Das Geschäft, in dem Farben verkauft wurden, war kein Farbengeschäft im engen Sinn gewesen; es hieß mit wenig Fantasie »Fantasia« und war eine Art Supermarkt, in dem ganz unterschiedliche Dinge fürs Haus verkauft wurden, von Badezimmerfliesen bis hin zu Teppichen, von Aschenbechern bis hin zu Lampen. Eine große Abteilung, die nämlich, die in Brand gesetzt worden war und von der praktisch nichts mehr stand, bot Farben an: Wer Lust hatte, sich sein Schlafzimmer strohgelb mit kleinen grünen Quadraten anzumalen und das Esszimmer feuerrot, fand dort alles, was er brauchte. Aber auch wer sich der Malerei widmen wollte, konnte unter Tausenden von Tuben mit Ölfarbe, Tempera und Acrylfarben auswählen.
    Von dieser Abteilung aus konnte man über eine Innentreppe nach oben zur Wohnung gelangen, in der Signor Costantino Morabito wohnte, der Eigentümer. Natürlich erreichte man diese Wohnung auch durch eine Tür, die auf die Straße führte, die Innentreppe war lediglich ein Komfort, den Signor Morabito nutzte, um das Geschäft von innen auf- und zuzuschließen.
    Di Nardo antwortete auf alle Fragen, die der Commissario ihm stellte, und das waren viele.
    »Ich möchte mit Morabito reden«, sagte er, als sie wieder zur Questura zurückfuhren.
    »Kein Problem«, sagte Di Nardo wieder. »Er ist zu seiner Schwester gezogen, weil seine Wohnung möglicherweise einsturzgefährdet ist. Die Feuerwehrleute wollen das noch kontrollieren.«
    »Apropos Kontrolle: Wer kontrolliert eigentlich dieses Gebiet? An wen zahlt man die Schutzgelder?«
    »An die Brüder Stellino, die meines Erachtens stinksauer sind wegen dieses Brandes, denn er wird ihnen angelastet, obwohl sie wahrscheinlich gar nichts damit zu tun haben.«
    »Das könnte ein guter Aufhänger sein, um Morabito nervös zu machen. Wo kann ich mit ihm reden?«
    »In meinem Büro, ich muss mich noch um eine andere Sache kümmern. Ich stelle dir Ispettore Sanfilippo zur Verfügung, der weiß alles.«
    »Wenn Morabito kein Geld brauchte, warum hat er dann das Geschäft in Brand gesetzt?«, fragte Fazio, als sie allein waren. Und er fuhr fort:
    »Dottor Di Nardo hat uns gesagt, Morabito ist nicht verheiratet, spielt nicht, hat keine Frauengeschichten, wirft sein Geld nicht zum Fenster raus, ist sogar eher geizig, hat keine Schulden… Warum sollte man dann ausschließen, dass es sich um eine nicht erfolgte Schutzgeldzahlung handelt?«
    »Ich hab einmal einen amerikanischen Film gesehen, eine Komödie«, sagte Montalbano in Gedankenversunken, »da ging es um einen Mann, der eine Hure mit nach Hause nimmt, während seine Frau für vierundzwanzig Stunden nicht da ist, weil sie ihre Mutter besucht. In dem Augenblick, als die Hure gehen soll und es noch drei Stunden Zeit sind bis zur Rückkehr der Gattin, kann die Hure ihren Slip nicht finden. Sie sucht und sucht, ohne Erfolg. Schließlich geht sie. Und weil der Mann weiß, dass seine Frau diesen verdammten Slip früher oder später finden würde, steckt er das Haus in Brand. Hältst du das nicht für einen guten Grund?«
    »Aber Morabito ist nicht verheiratet!«, sagte Fazio. »Sicher, das ist nicht dasselbe. Aber ich habe mich gefragt, ob der Brand nicht vielleicht dazu diente, etwas zu verbergen, das unauffindbar

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