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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Treppe, über die man zur ersten Etage gelangte, wo bestimmt der Notar mit seiner Frau wohnte.
    Fazio öffnete die Tür zum Wartezimmer, steckte den Kopf hinein, zog ihn wieder zurück und schloss die Tür.
    »Da sitzen an die zehn Leute und warten.«
    »Sobald jemand aus dem Büro kommt, lassen wir den Notar informieren«, sagte Montalbano.
    Nach zehn Minuten verlor der Commissario die Geduld.
    »Fazio, geh doch mal ein paar Stufen hoch und ruf Signora Palmisano.«
    Nach drei Stufen begann Fazio leise zu rufen. »Signora! Signora Palmisano!«
    »So hört sie dich nie!«
    »Signora Palmisano!«, rief Fazio jetzt ein bisschen lauter. Keine Antwort.
    »Wir machen es anders: Du gehst jetzt ganz rauf und sagst Signora Palmisano, dass wir mit ihr sprechen wollen.«
    »Und was, wenn sie mich sieht und Angst bekommt?«
    »Versuch halt, ihr keine Angst zu machen.« Fazio stieg weiter nach oben, und das so vorsichtig, dass Signora Palmisano, wenn sie ihn gesehen hätte, ihn zweifellos für einen Dieb gehalten hätte. Und dann wäre ein solches Theater losgegangen, dass es der anderen Ereignisse an diesem Vormittag würdig gewesen wäre.

Dreizehn
    Ob er wohl eine Zigarette rauchen konnte, während er wartete? Montalbano schaute sich um, entdeckte aber keine Verbotsschildchen. Ehrlich gesagt sah er auch keine Aschenbecher.
    Was also tun? Er beschloss, sich eine Zigarette anzuzünden und, nachdem er sie geraucht hatte, die Kippe in seine Jackentasche zu stecken. Gerade hatte er den ersten Zug gemacht, als Fazio oben an der Treppe erschien. »Kommen Sie rauf, Dottore.«
    Er drückte die Zigarette aus und steckte die Kippe in die Jackentasche. Als er bei Fazio angelangt war, flüsterte der ihm zu:
    »Signora Palmisano ist überaus freundlich.«
    Sie hatten gerade mal zwei Schritte gemacht, da blieb Fazio stehen, atmete tief ein, rümpfte die Nase und sagte:
    »Hier riecht's verbrannt.«
    »Bildlich gesprochen?«, fragte Montalbano.
    »Nein, wirklich gesprochen.«
    Da begriff Montalbano, dass er die Zigarette nicht richtig ausgedrückt hatte und seine Jacke gerade Feuer fing. Sollte er Signora Palmisano etwa in Hemdsärmeln gegenübertreten? Er beschränkte sich fluchend darauf, ein paarmal kräftig auf die Jackentasche zu klopfen, um den Beginn eines Brandes zu verhindern.
    Die sechzigjährige Ernesta Palmisano, eine elegante Dame, bei der kein Haar aus der Reihe tanzte, ließ sie in einem schönen Salon Platz nehmen. Augenblicklich wurde Montalbano von fünf oder sechs Flaschen-Stillleben von Morandi und zwei Badenden von Fausto Pirandello geblendet. »Gefallen sie Ihnen?«
    »Sie sind herrlich, einmalig schön.«
    »Dann zeige ich Ihnen nachher auch einen Tosi und einen Carrà. Die hängen im Arbeitszimmer meines Mannes. Möchten Sie etwas trinken?«
    Fazio und Montalbano blickten sich an und waren sich sofort einig. Das war eine gute Gelegenheit, Katia zu sehen. »Ja«, sagten sie im Chor. »Einen Espresso?«
    »Gern«, sagte der geübte Zweimannchor. »Den muss ich heute selbst zubereiten, weil die Haushaltshilfe …«
    »Was hat die Haushaltshilfe …?«, rief Montalbano und fuhr senkrecht hoch.
    »… denn gemacht?«, beendete Fazio die Frage und stand ebenfalls auf.
    Signora Palmisano erschrak. »O mein Gott! Was hab ich denn gesagt?«
    »Verzeihen Sie bitte, Signora«, sagte der Commissario und gab sich alle Mühe, ruhig zu bleiben. »Ist Ihre Haushaltshilfe eine junge Russin, die Katia Lissenko heißt?«
    »Ja«, antwortete Signora Palmisano völlig verdattert. »Was hat sie gemacht?«, fragte der Männerchor.
    »Sie ist heute nicht gekommen.«
    Montalbano und Fazio setzten sich nicht, vielmehr sanken sie in die Sessel zurück. Sie hatten all das überstanden, was es zu überstehen gab, um am Ende nichts zu erreichen. Signora Palmisano nahm ebenfalls wieder Platz und vergaß den Espresso völlig.
    »Hat sie Sie angerufen, um Ihnen zu sagen, dass sie nicht kommen könnte?«, fragte der Commissario. »Nein. Aber es ist auch noch nie vorgekommen. Sie hat nicht einen Tag gefehlt. Sie war immer gewissenhaft, pünktlich und ordentlich… Wenn es doch nur mehr wie sie gäbe!«
    »Seit wann arbeitet sie bei Ihnen?«
    »Seit drei Monaten.«
    Folglich war sie nach Fiacca umgezogen, gleich nachdem sie in Vigàta bei Signor Graceffa aufgehört hatte. »Wann musste sie morgens mit ihrer Arbeit beginnen?«
    »Um acht Uhr.«
    »Warum haben Sie sie nicht angerufen, um nachzuhören, warum…«
    »Ich habe gegen neun Uhr angerufen, aber

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