Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
die Carabinieri diesmal anhalten, landen wir wegen Trunkenheit am Steuer hinter Gittern.«
    Der Spaziergang tat ihnen gut. Als sie wieder ins Auto stiegen, sah Fazio einen Mann, der das Rollgitter eines Schreibwarengeschäfts öffnete. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, Dottore?«
    »Was hast du vor?«
    »Meine Frau und ich müssen heute Abend zu einem Freund, dessen Sohn vier Jahre alt wird, und ich will ihm eine Schachtel bunte Kreide als Geschenk kaufen.« Er kam wieder, legte die Schachtel auf das Armaturenbrett, dann fuhren sie los.
    In der ersten Kurve, die Fazio nahm, kam die Schachtel ins Rutschen und fiel auf Montalbanos Seite runter. Der Commissario fing sie auf und fragte sich, ob es in seiner Kindheit auch schon bunte Kreide gegeben hatte oder ob sie immer weiß gewesen war. Als er die Stücke wieder so hineinlegte, wie sie vorher angeordnet waren, fiel sein Blick auf eine winzig kleine Beschriftung an einer Seite der Schachtel: Farbenhersteller Arena - Montelusa. Er wusste gar nicht, dass es in Montelusa einen Farbenhersteller gab.
    Das hieß, eine Farbenfabrik.
    Eine Farbenfabrik, die die Farben dann im Detail verkaufte.
    Und die Farben im Detail wurden wiederum an Geschäfte verkauft, die Farben anboten.
    Schwierig, rasch und klar zu denken bei all dem Wein, den er intus hatte. Seine Gedanken verhedderten sich und waren fast nicht zu entzerren.
    Wo war ich gerade? Ach ja: Farben verkaufte man in Farbgeschäften. Und was weiter? Aber sieh doch nur, was für eine schöne Entdeckung! Glückwunsch, Dott… Augenblick mal! Was hatte er gestern Abend im Fernsehen gehört? Streng dich an, Montalbà, das kann ungemein wichtig sein! Suche nach einem Flüchtigen, Verhaftung eines Gemeinderats … Da! Möglicherweise Brandstiftung in einem Farbengeschäft in Montelusa. Das war die Nachricht, die ihn nicht hatte einschlafen lassen! Wo kann man denn Purpurin in Mengen finden? Entweder da, wo es hergestellt wird, oder da, wo es verkauft wird. Jedenfalls nicht bei denen, die es kaufen, denn die brauchen nur ganz wenig davon. Er war total auf dem Holzweg!
    »Ich Arsch!«, rief er und schlug sich gegen die Stirn. Das Auto geriet ins Schleudern.
    »Wollen wir noch mal so was wie heute Morgen?«, fragte Fazio.
    »'tschuldigung.«
    »Auf wen sind Sie denn so wütend?«
    »Vor allem auf mich. Und dann auch auf dich und auf Augello.«
    »Warum?«
    »Weil wir Purpurin in Mengen nicht in Möbelfabriken oder bei Restauratoren finden konnten, sondern nur da, wo es produziert oder verkauft wird. Gestern Abend habe ich gehört, dass in Montelusa ein Farbengeschäft in Brand gesteckt wurde. Da will ich jetzt gleich noch hinfahren. Ruf irgendeinen von unseren Leuten in Montelusa an und lass dir die Telefonnummer und die Adresse des Eigentümers geben.«

Vierzehn
    Alles konnte man über Carlo Di Nardo sagen, nur nicht, dass er neidisch auf Montalbanos Arbeit war. Er empfing den Commissario mit offenen Armen in seinem Büro in der Questura von Montelusa; schließlich waren sie Lehrgangskameraden gewesen und verstanden sich bestens.
    »Welchem glücklichen Umstand verdanke ich das Vergnügen?«
    Montalbano erklärte ihm, was er wollte. »Hier in Montelusa brauchst du nur an drei Orten zu suchen: in der Farbenfarik Arena, die die halbe Insel beliefert, im Geschäft der Schwestern Disberna und in dem Geschäft von Costantino Morabito beziehungsweise dem, was davon übrig geblieben ist. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, bist du der Meinung, dass die junge Frau sich beim Sturz nach dem Schuss mit Purpurin beschmutzt hat. Stimmt das so?«
    »Stimmt.«
    »Also, ich schließe aus, dass die Schwestern Disberna auf ein lebendiges Wesen geschossen haben - die würden nicht mal einer Ameise etwas zuleide tun. Sie kümmern sich beide um das Geschäft, sind jeweils über siebzig, eine Nichte von fünfzig geht ihnen zur Hand. Das kommt mir also wenig wahrscheinlich vor. Die Farbenfabrik dagegen ist groß, da solltest du einen Blick hineinwerfen.«
    »Über das Geschäft von Morabito hast du mir nichts zu sagen?«
    »Das hab ich mir für zuletzt aufgehoben. Also, dass es sich um Brandstiftung handelt, daran besteht kein Zweifel. Nur dass hier eine andere Methode angewandt worden ist.«
    »Was heißt das?«
    »Weißt du, wie Geschäfte in Brand gesetzt werden, die das Schutzgeld nicht zahlen wollen? Es geschieht äußerst selten, dass die Brandstifter das Geschäft betreten. Sie begnügen sich damit, Benzin durch ein offen

Weitere Kostenlose Bücher