Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses
bei der Geschichte mit dem Foto Diskretion walten zu lassen. Wenn Sie nicht zur Polizei gehen, liefern Sie sich auf Gedeih und Verderb den Cuffaros aus, die Sie auspressen werden wie eine Zitrone, und danach lässt man Sie fallen. Nun zu meiner Frage: Wissen Sie, wo Prestia das Pferd von Signora Esterman versteckt hält?«
Diese Frage, und das wusste Montalbano sehr wohl, war der Schwachpunkt der ganzen Konstruktion, die er da zusammengezimmert hatte. Hätte Prestia geredet, dann hätte er sicher auch verraten, wo er das Pferd versteckt hielt. Doch Lo Duca war viel zu durcheinander und niedergeschmettert, um zu merken, wie sonderbar die Frage war.
»Ja«, sagte er.
Fazio musste Lo Duca beim Aufstehen behilflich sein und ihn stützen, als er zum Parkplatz ging. »Meinen Sie denn, Sie können fahren?«
»J… ja.«
Fazio sah noch, wie Lo Duca bei der Abfahrt beinahe ein anderes Auto gerammt hätte, dann kehrte er wieder ins Büro des Commissario zurück.
»Was meinen Sie, wird er zur Questura gehen?«
»Ich glaube schon. Ruf mal Augello an und gib ihn mir dann.«
Mimi war gleich am Apparat. »Hast du Prestia im Visier?«
»Ja. Er ist auf dem Weg nach Siliana.«
»Mimi, wir haben erfahren, dass er das Pferd etwa vier Kilometer hinter Siliana versteckt hält, in einem Stall auf dem Land. Mit Sicherheit hat er einen Aufpasser dagelassen. Wieviele Leute kommen noch nach?«
»Vier mit einem Jeep und zwei mit einem Transporter.«
»Sei vorsichtig, Mimi. Und wenn was ist, ruf Fazio an.« Er legte wieder auf.
»Ist der Wagen mit Gallo und Galluzzo bereit, Fazio?«
»Jaja.«
»Dann bleibst du jetzt hier, in meinem Büro. Sag Lavaccara Bescheid, dass er alle Anrufe zu dir durchstellt. Du bist jetzt hier der Chef. Sag mir noch mal die Adresse, ich finde sie gerade nicht.«
»Via Crispi 10. Das ist ein Büro im Erdgeschoss, mit zwei Zimmern. Im ersten ist der Bodyguard. Und wenn der andere nicht gerade unterwegs ist, um jemanden umzubringen, ist er immer im zweiten Zimmer.«
»Gallo, damit wir uns richtig verstehen, ich sag dir das jetzt wirklich ganz im Ernst: Ich will weder Sirenen noch quietschende Reifen. Das soll ein Überraschungsangriff werden. Und halt nicht vor der Nummer zehn, sondern ein bisschen weiter vorn.«
»Fahren Sie denn nicht mit uns?«
»Nein, ich fahre mit meinem Wagen hinter euch her.« Sie brauchten zehn Minuten, bis sie da waren. Montalbano parkte hinter dem Dienstauto und stieg aus. Galluzzo kam auf ihn zu.
»Dottore, Fazio hat mir aufgetragen, Ihnen zu sagen, dass Sie Ihre Pistole mitnehmen sollen.«
»Ich wollte sie gerade holen.«
Er öffnete das Handschuhfach, nahm die Waffe heraus und steckte sie in die Jackentasche.
»Gallo, du bleibst im ersten Raum und behältst den Bodyguard im Blick. Du, Galluzzo, kommst mit mir ins zweite Zimmer. Es gibt keine Hinterausgänge. Er kann also nicht abhauen. Ich geh als Erster rein. Und noch mal: so wenig Aufsehen wie möglich.«
Auf der Straße, die nicht allzu lang war, parkten an die zehn Autos. Es gab keine Geschäfte. Ein Mann und ein Hund waren die einzigen Lebewesen, die zu sehen waren. Montalbano ging hinein. Ein Mann um die dreißig saß hinter einem Schreibtisch und las eine Sportzeitung. Erblickte auf, sah Montalbano, erkannte ihn, fuhr von seinem Stuhl hoch und fasste blitzschnell mit der einen Hand unter die Jacke, um nach dem Revolver zu greifen, den er im Hosengürtel stecken hatte.
»Mach bloß keinen Scheiß«, sagte Gallo leise und zielte auf ihn.
Der Mann legte die Hand auf den Schreibtisch. Montalbano und Galluzzo sahen sich an, dann drückte Montalbano die Klinke an der Tür zum zweiten Zimmer herunter, stieß sie auf und drang ein, gefolgt von Galluzzo. »Ah!«, sagte der fünfzigjährige Glatzkopf in Hemdsärmeln, mit finsterem Gesicht und Augen so schmal wie mit einem Messer hineingeritzt, als er den Hörer auflegte. Er zeigte sich nicht im Mindesten überrascht. »Ich bin Commissario Montalbano.«
»Das weiß ich nur zu gut, Commissario. Und den da wollen Sie mir nicht vorstellen?«, sagte der Mann spöttisch, den Blick fest auf Galluzzo gerichtet. »Ich meine, dass ich diesen Herrn schon mal gesehen habe.«
»Sie sind Francesco Bellavia?«
»Ja.«
»Dann erkläre ich Sie hiermit für verhaftet. Und ich mache Sie darauf aufmerksam, dass wir nichts von dem, was Sie zu Ihrer Verteidigung vorbringen, glauben werden.«
»Das ist aber nicht die korrekte Formel«, sagte Bellavia und fing an zu lachen.
Dann wurde er
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