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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ihn zum Schwitzen, auch wenn’s schwierig ist. Hast du mit der Arbeit über Pecorini angefangen?«
    »Ja doch. Ich habe angefangen und bin auch schon fertig. Das Ergebnis ist negativ.«
    »Soll heißen?«
    »Er arbeitet nicht beim Zoll von Catania und hat dort auch nie gearbeitet, keiner mit diesem Namen.«
    »Ah, verstehe. Vielleicht hat der, der mir die Information gegeben hat, mit Zoll nicht das Büro gemeint, sondern irgendeinen Ort.«
    »Und wo finde ich jetzt diesen Pecorini?«
    Wäre es nicht möglich, dass Mimì sich an eine Agentur gewandt hatte, um diese kleine Villa zu mieten?
    »Sag mal, wie viele Agenturen gibt es in Vigàta, die Wohnungen und Häuser vermieten oder verkaufen?«
    Fazio überschlug die Zahl in seinem Kopf.
    »Fünfeinhalb, Dottore.«
    »Was meinst du mit halb?«
    »Die verkauft auch Autos.«
    »Erkundige dich doch mal, ob Pecorini sich an eine von ihnen gewandt hat, um eine kleine Villa zu vermieten. Die Villa gehört ihm nämlich. Wenn du fündig wirst, lass dir sagen, wo er arbeitet, oder wenigstens, wo er wohnt. Irgendeine Kontaktadresse muss er der Agentur ja hinterlassen haben.«
    »Wissen Sie die Adresse?«
    »Von der Villa? Nein.«
    Es war besser, Fazio nicht zu viele Informationen zu liefern. Womöglich fand er noch heraus, dass Mimì sie angemietet hatte.
    Als er nachmittags das Kommissariat betrat, stieß er beinahe mit Mimì zusammen, der gerade eilig das Gebäude verließ.
    »Grüß dich, Mimì.«
    »Grüß dich«, sagte Mimì ruppig.
    Montalbano drehte sich um, und es kam ihm vor, als ginge Mimì mit herabhängenden Schultern. Er sah ihm nach, während er sich auf dem Parkplatz daranmachte, seinen Wagen aufzuschließen.
    Genau in diesem Augenblick hielt ein anderes Auto neben dem von Mimì, und eine Frau stieg aus, die dem Commissario mehr als nur bemerkenswert vorkam.
    Doch Augello beachtete sie nicht, würdigte sie keines Blickes, ließ den Motor an und fuhr los.
    Wie er sich doch verändert hatte! Zu anderen Zeiten hätte er bei einer solchen Frau ganz bestimmt versucht, ein Gespräch anzuknüpfen und ihre Bekanntschaft zu machen.

Neun
    Er saß noch keine fünf Minuten in seinem Büro, da knallte die Tür mit einer solchen Wucht gegen die Wand, dass selbst Catarella, der Urheber dessen, was ein einfaches Anklopfen hätte sein sollen, erschrak.
    »Heilige Maria, was hab ich da für einen Krach gemacht! Richtig Angst hab ich bekommen, Dottori! Ah, Dottori, Dottori! Was für eine Frau!«
    »Wo?«
    »Hier, Dottori, im Vorzimmer. Sie sagt, sie heißt Dolorosa. Aber von wegen Dolorosa und Schmerzensreiche! Die macht, dass einem richtig wohlig wird! Sie will mit Ihnen persönlich selbst sprechen. Heilige Jungfrau, was für ein Weib! Da gehen einem die Augen über, wenn man die ansieht!«
    Es musste die sein, die er aus dem Auto hatte steigen sehen. Und eine Frau, die sogar Catarella um den Verstand brachte, hatte Mimì nicht einmal eines Blicks gewürdigt? Armer Mimì, wie hast du dich verändert!
    »Lass sie reinkommen.«
    Sie wirkte künstlich. Eine atemberaubende Frau um die dreißig, hochgewachsen, schulterlanges braunes Haar, ausdrucksvolle große Augen, wie von Chirurgenhand aufgespritzte Lippen, die jedoch das Werk der Natur selbst waren, schöne Zähne, die mühelos mit rohem Fleisch fertig würden. Große runde Ohrringe wie die einer Zigeunerin und zigeunerhaft auch Rock und Bluse, die von zwei Kugeln, würdig eines internationalen Schönheitswettbewerbs, aufgebläht war.
    Sie wirkte künstlich, war aber echt. Und wie sie echt war!
    Montalbano hatte den Eindruck, er würde sie kennen. Doch dann wurde ihm bewusst, dass es eine visuelle Erinnerung war, denn die Frau ähnelte einer Schauspielerin aus mexikanischen Filmen der fünfziger Jahre, die er in einer Retrospektive gesehen hatte.
    Mit ihrer Anwesenheit verbreitete sich ein leichter Duft von Zimt im Büro.
    Nein, das war kein Parfum, sagte sich der Commissario, das war ihre Haut, die so duftete. Als sie ihm die Hand hinhielt, bemerkte Montalbano, dass ihre Finger unverhältnismäßig lang waren und gefährlich faszinierend.
    Sie nahmen Platz, sie vor, er hinter dem Schreibtisch. Die Frau machte einen ernsten, besorgten Eindruck.
    »Sprechen Sie, Signora …«
    »Ich heiße Dolores Alfano.«
    Montalbano schoss an die Decke, doch als er wieder auf die Sitzfläche zurückfiel, verfehlte seine linke Hinterbacke den Sessel, und er wäre beinahe unter dem Schreibtisch verschwunden. Dolores Alfano schien all das nicht zu

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